Volltext: Geschichte der Gemeinde Triesen

Die Landwirtschaft 
»egehungen pflegte man Knaben mitzunehmen, denen man durch 
«Ischuppen» an den Haaren und durch Ohrfeigen die Grenzen und die 
Lage der Steine nachdrücklich einprägte, damit sie später bei Streitigkei- 
ten ein zuverlässiges Zeugnis ablegen konnten. Sämtliches Eigentum, 
das zu einem Bauernhofe gehörte, hiess mansus, Hube oder Hufe, später 
Yof. Die Grösse der Bauerngüter, der Höfe, war urs rünglich gleich: 
erst später, als sie geteilt wurden, wurden sie ungleich. 
{n der Nähe der Wohnungen und auch draussen in der Flur lagen 
die Gärten und Acker, die mit einem Zaune umgeben waren. Der regel- 
rechte Gartenbau begann schon ums Jahr 800, und wurde besonders den 
nahen Benediktinerklöstern (Pfäfers) abgeschaut. Die Mönche lehrten 
den Anbau von Heil- und Zierpflanzen, Gemüse und Obstbäumen, und 
schon um das Jahr 1000 fand man bei uns die gleichen Sorten wie heut- 
zutage. Die Gartenfrüchte waren zehentfrei. Das mutwillige Umhauen 
von Obstbäumen und Weinreben war mit schwerer Strafe bedroht. Wer 
einen bepfropften Baum umhieb, musste den 12jährigen Ertrag als Scha- 
denersatz leisten; auch der Obstdiebstahl wurde schwer bestraft. Der 
Most war sehr beliebt und ersetzte oft den Wein, wie das gedörrte Obst 
das Brot ersetzen musste in Jahren, wo das Korn nicht geriet. 
Mit besonderer Vorliebe wurde der Wein gezogen. Die Behand- 
(ung der Rebe war genau dieselbe wie heute. Die Halde von St. Mamer- 
:en bis Matschils war früher fast ganz mit Reben bedeckt. 
Hanf und Flachs wurden in grossen Mengen gebaut. Die Hanf- 
ınd Flachsarbeiten lagen den Frauen ob; sie mussten auch spinnen, 
weben und Kleidungsstücke fertigen. 
Getreidearten waren: Weizen, Spelt, Roggen, Gerste, Hafer und 
verschiedene Sorten von Bohnen. Auf einem Acker-wurde das eine Jahr 
Winter-, das andere Jahr Sommerkorn gesät und im dritten Jahr liess 
nan ihn brach liegen. Das um das Haus liegende eingezäunte Gut, das 
meist mit Obstbäumen bepflanzt war, hiess «Bündt» (von binden, zäu- 
a1en); die drei Abteilungen des Feldes, von denen eine abwechselnd für 
5ommerfrucht, die andere für Winterkorn und die dritte zum Brachlie- 
zen und zur gemeinsamen Weide bestimmt war, hiessen «Esche»; jenes 
Gebiet, das mehrere Jahre nach einander brach liegen blieb, hiess «Eger- 
en», Auch auf Privatwiesen war oft im Frühling und Herbst gemein- 
;ame Atzung. Im 15. Jahrhundert fing man an, einen Teil des Brachfeldes 
mit Brachfrüchten (Buchweizen, Hirse, Erbsen, Bohnen) zu bestellen. 
Bauersleute assen meistens Haferbrot. 
Um das 12. Jahrhundert kamen die eisernen Feidgeräte auf, nach- 
dem man vorher nur hölzerne gehabt hatte. Im Frühling wurden die 
Acker und Heuwiesen mit Zäunen umgeben, die man im Herbste wie- 
der entfernte; durch den Zaun ging eine « Stapfe» oder ein Gatter, den 
man hier romanisch Serula nannte; auch kommt dafür der Name Pfer- 
“inch oder Ferinch vor, daher «eingepfercht». - 
„Die Schutzheilige der Landleute war die hl. Margaretha von An- 
tiochien. Sie wird abgebildet mit dem Drachen, wie man das am Altare 
zu St. Mamerten sehen kann. Sie, als Patronin des Nährstandes, wurde 
Zusammengestellt mit der hl. Katharina, der Patronin des Lehrstandes, 
und mit der hl. Barbara, der Patronin des Wehrstandes. Daher der 
Spruch: S’Gretli mit dem Wurm. 
S’Babi mit dem Turm, 
S’Kathri mit dem Rädli 
Sınd drei hailigze Mädli.
	        

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