Volltext: Geschichte der Gemeinde Triesen

Bevölkerungsentwicklung 
Waren die Verträge mit Nassau von 1806 und 1809 darauf ausge- 
richtet gewesen, die Scham der Mannschaft durch Geld abzulösen, so 
»rachte der Vertrag vom 10. Februar 1814 nur mehr die Unterbringung 
eines ın Liechtenstein geworbenen (aufgestellten) Kontingents in badı- 
schen Einheiten und in badischer Ausrüstung gegen Bezahlung. 
Die Aushebung der Linientruppen, der Landwehr und der 
Reserve wurde durch Verlosung vorgenommen, welcher sich alle männ- 
lichen Untertanen im Alter von 18-30 Jahren, besonders die ledigen 
3urschen, unterziehen mussten. Alle übrigen Männer im Alter von 18 
bis 60 Jahren, mit Ausnahme der Geistlichen, der Beamten und körper- 
lich Behinderten, wurden dem Landsturm zugeteilt. Die Hofkanzlei 
wollte den Landsturm aufstellen, weil die «Unterthanen mit Stutzern 
schon versehen seyn sollen, die in der dortigen Gebirgslage gut zu Diensten 
verwendet werden können». Der Mangel an weiterer geeigneter Aus- 
rüstung und die von den Kriegsschauplätzen weit entfernte Lage des 
Fürstentums, ferner auch finanzielle Gründe mochten dazu beigetragen 
1aben, dass der Landsturm nicht organisiert wurde. 
Im Februar 1814 fand in Vaduz die Aushebung der Truppen statt. 
Vorzüglich sollten Hintersassen und lediglich im Lande Geduldete die 
Gelegenheit benützen, sich freiwillig zu melden. Ihnen versprach man 
das volle Bürgerrecht mit allen Vorteilen. 
Schuppler wollte einige faule Freiwillige zu feuriger Begeisterung 
für den grossen Waffengang gegen Napoleon entfachen; aber die Todes- 
verachtung tollkühner  reiwilliger fehlte den meisten dieser Jünglinge. 
Nur drei Bündner liessen sich für das Kontingent anwerben, was dem 
Landvogt eine vorwurfsvolle Note von Seiten der Bündner Regierung 
aintrug. Schuppler aber tröstete sie und erklärte, es seien ja nur drei 
Mann gewesen «deren Entgang den hohen Drei Bünden kaum merklich 
wird». In der zweiten Hälfte des Februars 1814 mussten die diensttaugli- 
chen Männer in Vaduz aufmarschieren; schon waren badische Offiziere 
zur Übernahme der Mannschaft in Vaduz eingetroffen. Am 25. Februar 
1ahm das Kontingent Abschied von der Heimat. 
Dem Kontingent blieb ein blutiger Kampf nicht erspart. Trotz der 
zurzen Zeit seines Einsatzes - am 23. Juli 1814 waren die meisten Solda- 
:en in drei Abteilungen zurückgekehrt - betrugen die Verluste 9 Mann, 
mehr als 10 Prozent der ausmarschierten Mannschaft. 
Die finanzielle Zerrüttung des Landes war soweit gediehen, dass 
sich der Fürst öfters gezwungen sah, die nötigen Gelder zur Bezahlung 
der Kriegsschulden vorzustrecken. Johann I. erteilte in grosszügiger 
Weise und «in bekannter Herzensgüte dem fürstl. Oberamte Weisung», die 
Geldsendungen an die Majoratskasse in Wien nur vormerken zu lassen, 
ahne das Geld einzuziehen. 
Wie Napoleon am 1. März 1815 seiner Verbannung auf der Insel 
Elba entfloh und neuerdings der Krieg in Europa entbrannte, musste 
Liechtenstein wiederum ein Kontingent Soldaten innert kürzester Frist 
stellen. Landvogt Schuppler schildert die Situation, wie sie damals in 
ınserem Lande Desnandlı «Der Unterthan, der ohnehin schon der grossen 
Schuldenlast und der Missjahre wegen in einem jedes menschliche Gefühl 
rührenden Elende schmachtet, der dieses Jahr Schulden machen musste, um 
nur seinen und der Seinigen heissgierigen Hunger zu stillen, der mehrere 
Jahrzehnte hindurch alles wird aufbieien müssen, um die Schulden abzu- 
tragen, die er die letzten Zeiten durch Beschaffung der Lebensbedürfnisse 
machte, der im vorigen Jahre nur noch mit der Aussicht auf bessere Zeiten 
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