Wirtschaftliche Entwicklung des Dorfes
in Triesen eine eigene Kostgeberei für die Fabrikarbeiter, ebenso wurde
ein Konsum für verbilligten Wareneinkauf in HNr. 29 neu («Konsum =
alte Mühle», 1901 umgebaut und 1976 ganz abgebrochen) eingerichtet.
Verblieben bis heute ist «uulgo s’Konsümlers». Zu den sozialen Errungen-
schaften gehört für die Weberei in Triesen das Einführen einer Kranken-
versicherung. Bereits 1873 wurden die Arbeiter der Weberei in die Kran-
ken-Unterstützungskasse der Firma Enderlin & Jenny für die Arbeiter
der Betriebe in Ziegelbrücke und Niederurnen miteinbezogen. 1893
errichtete die Weberei eine eigene vom Stammbetrieb in Ziegelbrücke
unabhängige Krankenkasse. 1911 wurden die Statuten den Vorschriften
der Gewerbeordnung von 1910 angepasst. 1911 wurde eine Pensions:
kasse gegründet, wonach alle Arbeiter über 60 Jahre und mit mehr als
30jähriger ununterbrochener Tätigkeit im Betriebe eine lebenslängliche
Pension erhielten. Zusätzlich zur ordentlichen Krankenversicherung
gründeten 1896 die Männer der Weberei eine Zusatzversicherung als
Selbsthilfeorganisation. Eine Arbeitslosenversicherung wurde zwar
1895 in Triesen erwogen, kam aber erst 1969 gesetzlich zustande.
Elastin-Werk AG Kunstdarmfabrik
Gründung: 1948
Produktionsbeginn: 1950
Gemeinde verkaufte dem Unternehmen 4038,2 Klafter = 14524 m:
a 2.— Fr. = 29 048.— Fr.
1977 bestand die Belegschaft aus 164 Personen, davon 99 aus Triesen.
Die Elastin nahm vor allem Hilfsarbeiter auf, die aus dem Bauge-
werbe oder der Landwirtschaft kamen. Der Betrieb stellte jährlich bis zu
30 Millionen Meter Hautfaserdärme her. Die Liegenschaft erwarb 1984
Swarovski, die einen neuen Betrieb dort einrichtete.
Triesen, einst belegschaftsmässig das grösste Industriedorf des
Landes, verlor mit der Weberei und der Elastin binnen zwei Jahren
Betriebe, auf die es als Arbeitgeber grosse Hoffnung gesetzt hatte. Der
Triesner Arbeiter ist heute vielfach Pendler, der täglich auswärts gehen
muss.
Das Baugewerbe
Bis ins 19. Jahrhundert waren praktisch alle Bewohner des Dorfes
Bauern. Diese Bauern verfertigten nicht nur die meisten Gerätschaften
selbst, sie bauten auch ihre Häuser, Ställe, Schuppen, Leitungen, Wuhre,
Brücken und Wege selbst. Wohl vernehmen wir von Handwerkern
(Zimmerleute, Maurer, Schlosser, Glaser, Säger etc.), die aber nicht als
Unternehmer aufscheinen, sondern als Taglöhner. So kam es, dass beim
Kirchenbau um 1840, dann wieder beim Lawenastrassenbau 1900 und
Lawenawerkbau 1926 auswärtige Unternehmer aufscheinen, ebenso bei
den Fabrikbauten (Weberei). Ab 1900 erscheinen die ersten handwerkli-
chen Unternehmer (Maurermeister, Zimmerleute), die verakkordier-
ten. Das Baugewerbe entwickelte sich aus dem Stand der Saisoniers, die
als Maurer, Zimmerleute, Gipser bereits in der Schweiz selbständig ge-
arbeitet hatten und nach und nach hier sich aufbauten und heute auch bei
gesteigerten Anforderungen alle Aufträge zu übernehmen vermögen.
Geändert hat sich die Arbeiterschaft. Bis nach dem 2. Weltkrieg (1939-
1945) bestand die Arbeiterschaft im Baugewerbe fast ausschliesslich aus
1797