Wirtschaftliche Entwicklung des Dorfes
gen der Textilfirma veranlassten den Fürsten, ihr seine volle Anerken-
aung zukommen zu lassen. Ganz ohne Nebenabsicht dürften die sozia-
len Leistungen der Firma während der Kriegsjahre nicht geschehen sein,
denn diese erstrebte von der Regierung eine Gegenleistung. Die Regie-
rung sollte die schweizerischen Steuerbehörden davon überzeugen, dass
die Firma von ihrem durch den Krieg erzielten Mehrgewinn ın Liech-
;enstein bereits Abgaben in Form von Unterstützungen bezahle. Nur
durch einen solchen Nachweis konnte die Firma die schweizerische
Kriegsgewinnsteuer umgehen. Eine Kriegsgewinnsteuer wurde ın
Liechtenstein erst 1918 eingeführt.
Die Weberei in Triesen nahm 1920 ihren Betrieb wieder auf.
Sie hielt mit ihm noch bis 1982 durch. Trotz Erneuerungen und
Rationalisierung litt der Betrieb wirtschaftlich, wie insgesamt die Textil-
ndustrie besonders nach dem 2. Weltkriege in Europa nachliess und
viele Betriebe schliessen mussten. Die Öffnung des Handels gegenüber
3illigländern, insbesondere Asien, brachten eine Konkurrenz, der nicht
mehr zu begegnen war. So schloss auch die Weberei Triesen 1982 ihren
Betrieb und verkaufte die Fabrikliegenschaft 1984 der Gemeinde Trie-
sen.
Trotzdem, die wirtschaftliche Bedeutung, die die Weberei gerade
in der Gemeinde Triesen durch rund 120 Jahre ausweist, war so gross,
dass sie richtig dem Dorfe den Stempel einprägte und vor allem im 19.
Jahrhundert auch viel mithalf und mitwirkte, der Gemeinde Aufgaben
zu erleichtern.
Fremdarbeiter:
Da es in Liechtenstein anfänglich an ausgebildeten Facharbeitern
mangelte, waren die Textilfabriken auf ausländische Arbeitskräfte ange-
wiesen. Weil zudem viel einheimische Arbeiter im Frühjahr und Som-
mer zeitweilig von der Arbeit fernblieben, um landwirtschaftlichen
Arbeiten nachzugehen, z.B. als Alpknechte, musste der Arbeitskräf-
teausfall durch kurzfristige Anstellungen von Fremdarbeitern ausgegli-
chen werden. Im Spätherbst und Winter wurden diese Arbeiter wieder
antlassen.
Von den 1884 insgesamt 426 in Liechtenstein beschäftigten Indu-
striearbeitern waren 179 Liechtensteiner, 64 Österreicher, 58 Schweizer
and 25 Deutsche. Die meisten Ausländer, nämlich 98, arbeiteten in der
Weberei in Triesen. In dieser Gemeinde tauchten auch am stärksten die
:ypischen Fremdarbeiterprobleme auf. Die Einheimischen beklagten
sich über das «fremde Gesindel in der Fabrik», das von der Fabrikleitung
den Inländern vorgezogen werde. Der Triesner Pfarrer meldete, dass er
nit den wenigen Fremden mehr Anstände als mit allen Gemeindebür-
gern habe, und wies auf die schlimmen sozialen Zustände bei den aus-
Äändischen Arbeitern hin. Immer wieder gab es Ausländer, die ohne jede
Ausweisschriften in den liechtensteinischen Fabriken arbeiteten, was die
Regierung dazu bewog, die bestehenden Passvorschriften strenger zu
aandhaben. Weitere beschränkende Massnahmen wurden aber keine
getroffen. Es wäre einem Staat, von dessen Einwohnern jährlich meh-
rere Hundert im Ausland ihren Verdienst suchten, auch schlecht ange-
standen, Ausländern die Arbeit auf seinem Gebiet zu verwehren.
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