Wirtschaftliche Entwicklung des Dorfes
451 Erwerbstätige
201 Rentnerinnen
861 Hausfrauen und Kinder (Mädchen, Studentinnen)
1513 total
Gesamtbevölkerung: 3033 Personen.
weiblich:
Der Dorfbach und die Mühlen
Seit 1945 klappert im Dorf Triesen keine Mühle mehr. Der Dorf-
bach dreht kein Wasserrad mehr, verschämt, nutzlos geworden zu sein,
hat er sich in Röhren unter die Dorfstrasse eingraben lassen und endet
ganz unauffällig im Binnenkanal am Wege zur Elastin (alt: Toni-Negele-
Weg, Elastinweg seit 1982 benannt). Mit ihm fliesst der ebenfalls nicht
mehr für mechanischen Antrieb verwendete einstige Mühlebach verges-
sen nach seiner Vereinigung mit dem Dorfbach ob der Gerbe dem
Kanale zu. Das gleiche Schicksal erlebten Mühle und Säge am Lawena-
bach draussen. Auch sie sind stillgelegt. (Die Säge 1929 abgebrannt, die
Mühle nach dem 2. Weltkriege eingestellt.)
Den Mühlen gleich sind alle Werke mitzuzählen, die mit Wasser-
kraft mechanische Einrichtungen betrieben: Getreidemühlen, Mais-
mühlen, Sägen, Rindenstampfen, Textilmühlen zum Brechen von Hanf
und Flachs, Ölmühlen (Leinsamen, Raps und Nüsse), Hammerschmie-
den, Nagelschmieden, Gipsmühlen, Pulvermühlen u. dgl. mehr. Sie
waren für die Bekleidung, Ernährung und Ausstattung der Bevölkerung
unentbehrlich.
«Alte Gewerbebetriebe, wie Mühlen, Reiben, Röllen, Hammer-
schmieden u.a., aber auch die ersten industriellen Betriebe konnten nur
dort erstehen, wo die nötigen Wasserkräfte vorhanden waren.»
Kein Dorf des Landes wies seit dem Mittelalter soviele dem
Handwerke dienenden Betriebe auf wie Triesen, dessen Dorfbach seinen
Ursprung am Südlichen Triesenberg oben besitzt. Einzig zwei Mühl-
steine am Orte, wo die jüngste Mühle stand, an der Landstrasse, bilden
noch stumme Zeugen einstigen Betriebes. Mit dem Untergang der Müh-
len ist auch das auf sie sich abstützende Handwerk untergegangen (Mül-
ler, Säger, Färber, Gerber). Im zwanzigsten Jahrhundert ist es am Dorf-
bache still geworden, 1982 schloss als letzter Betrieb am Dorfbach die
Weberei Jenny, Spoerry & Cie., die ab 1870 die meisten Wasserrechte am
Dorfbach nutzte.
Die Verfügung über die Wasserkräfte war einst ein Hoheitsrecht
des Landesherrn, wenigstens seit jener Zeit, als wir Mühlen (Wasser-
kraftwerke) hier kennen. Man bezeichnete das als ein Regal oder nutz-
bares Hoheitsrecht. Andere Regale waren z.B. Fischerei, Jagd, Zoll,
Mauthen (Weggeld, Brückenzoll), Wasserrechte, Gaststätten (Tafer-
nen), das Recht Steuern zu erheben, die Hochwälder... Die Mühlen
wurden zu einer Einnahmequelle des Landesherrn.
Sie wurden gegen eine jährlich zu entrichtende Abgabe als Lehen
(Erb- und Schupflehen) verpachtet. Der Lehenherr selbst kümmerte
sich wenig darum, wie nun de Pächter zurecht kam. Es war dem seine
Sache, mit den weiteren Benützern des Wassers sich zu vereinbaren
(abzukommen). Dagegen zwang er die Bauern, das Getreide in die
herrschaftlichen Lehenmühlen zu bringen. Denn je mehr Getreide der
Müller zu mahlen erhielt, desto höher war der Lehenzins. Es bestand der
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