Wirtschaftliche Entwicklung des Dorfes
des Exportes. Bis dahin war unser Land abgeriegelt. Es war wohl Mit
zlied des Deutschen Staatenbundes; aber Österreich besass keinen Ver-
trag mit diesem, mit der Schweiz hatte sich der wirtschaftliche Verkehr
vermindert, woran vor allem Seuchen beim Vieh Ausschlag gaben und
dort die gleichen Verkaufsinteressen vorhanden waren wie bei uns.
Seit 1863 steht die erste Textilfabrik im Dorfe. Es war höchste
Zeit, Verdienst zu erhalten. Das Rodfuhrwesen war nach Eröffnen der
Eisenbahn 1853 in der st. gallischen Nachbarschaft ganz zum Erliegen
zekommen. Es blieb nichts anderes übrig, als auszuwandern oder als
Saisonarbeiter sich zu verdingen. Mit dem Einzug der Industrie änderte
sich vieles im Dorfe: Verdienstmöglichkeit und Lebensgewohnheiten.
Bald wurde der Textilbetrieb so gross, dass in der Triesner Fabrik auch
Arbeitern anderer Gemeinden Verdienst geboten wurde, ja Ausländer
a1erzogen.
Doch gab es auch hier Krisen. Fast in jedem Jahrzehnt vor dem
1. Weltkriege gab es Wochen und Monate, an denen «gefeiert» werden
nusste, weil Rohstoffzufuhr oder Absatz stockten.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war das Gewerbe bei uns bedeu-
ungslos. Die Bauern versorgten sich selbst mit Geschirr für Haushalt
ınd Landwirtschaft. Wieder andere Dinge brachte der meistens von der
Stadt oder sonst von auswärts kommende Stör-Handwerker, Was der
Landwirt in alter und ältester Zeit selbst verfertigte, das überliess er nun
dem durch die Übung geschickter gewordenen Handwerker.
Im 40. Jahresbericht der Gewerbegenossenenschaft heisst es
«Das Gewerbe im Volksbewusstsein:
Noch vor fünfzig Jahren, als unser Land von der Landwirtschaft
geprägt war, gelten die gewerblichen Berufe, vor allem die Handwerker,
Schmiede, Schlosser, Wagner, Schreiner, Schneider, aber auch der Kolonial-
warenhändler, als Auzürliche notwendige Hilfs- und Ergänzungsdienste des
bäuerlichen Lebens. Auch der Dorfwirt gehörte dazu und war meist in der
Nähe der Kirche. Die Aufgaben und Funktionen des Gewerbes sind seither
grundsätzlich die gleichen geblieben.
Sie haben sich, bei zunehmender Arbeitsteilung erweitert und es sind
neue Kunden zu bedienen: Staat, Gemeinden, Industrieunternehmungen
und Haushalte aller Art. Aus eigener ergänzender Wirtschaftsleistung
wurde eine immer stärker werdende und in allen Bereichen eindringende
Hauptfunktion zur Befriedigung der verschiedenen Berufe».
Vor dem Zollanschluss an Österreich 1852 hinderten die Zoll-
schranken jede Entwicklung. Die meisten Gewerbetreibenden verdien-
cen kaum diesen Namen. Wer etwas Geld besass, der kaufte in Feldkirch
zin oder in der benachbarten Schweiz.
£rst in den 1860er Jahren besserten sich die Verhältnisse in der ge-
werblichen Wirtschaft allmählich. Die sich zur selben Zeit im Lande
ansiedelnde Textilindustrie war sicher die Hauptursache für diese posi-
:ive Entwicklung. Die Arbeit in den inländischen und den benachbarten
ausländischen Fabriken brachte vielen Leuten bisher nicht gekannten
Verdienst. Aber auch die zahlreichen Saisonarbeiter brachten vermehrt
Geld ins Land, und die Erwerbslage in der Landwirtschaft wurde zu-
sehends besser.
Von dieser allgemeinen wirtschaftlichen Aufwärtsbewegung
wurde das einheimische Gewerbe ebenfalls erfasst. 1861 zählte man erst
rund 200 Gewerbebetriebe, 1866 bereits 333. Nachdem in den 80er Jah-
1946: