Vom Hof zum Dorf
Weil die Walliser immer mehr Boden kauften, aber von dem
gekauften Boden keine Steuern zahlten, wurde für die übrige Bevölke-
rung die Steuerlast immer schwerer, je mehr Grund und Boden in die
Hände der Walliser kamen.
In seinen Besitzungen im Walgau hatte schon 1411 der Bischof
Hartmann den Verkauf von Grund und Boden an die Walliser verboten.
Die Triesenberger Walliser waren wegen ihrer Steuerfreiheit und
weil sie von den Kriegen nicht so in Mitleidenschaft gezogen waren, wie
die Gemeinden im Tale, auch ausser Landes keine Kriegsdienste leisten
mussten, in der Lage, ihr Vermögen so zu vermehren, dass sie bedeu-
tende Summen an andere Gemeinden ausleihen konnten.
Einen eigenen Ammann hatten sie nicht, wohl aber Geschwo-
rene, die aber vom Grafen Jahr für Jahr bestellt wurden. Sie unterstan:
den den Gerichten des Landes. Schliesslich sahen sie ihren Vorteil darin,
sich den alten Genossamen gleichgestellt zu sehen. Sie verzichteten auf
ihre Freiheit, d.h. auf das Recht des freien Abzugs und erklärten sich als
leibeigen, d.h. als gewöhnliche Untertanen des Landesherrn. Das heute
die Gemeinde Triesenberg bildende Gebiet gehörte wohl zu Triesen
oder aber im oberen Teil dem Landesherrn. Zwischen Triesen und den
neuen Siedlungen lag der Wald, der vom Eichholz bis nach Eggastalden
eschlossen hinüber reichte. Die dort ob dem Walde angesiedelten Wal-
Ger werden anfänglich noch als solche bezeichnet. Der Name Triesen-
berg wird erstmals 1406 genannt. Mit den letzten Urbarisierungen um
1650 am "Triesenberg (Eichholz, unter dem Wangerberg) und den
Rodungen der Triesner ım Gebiete des Nasshakens, der Egerten, Litze-
nen und Retscha schwand die Trennung durch den Wald bis auf den Lit-
zenen- und Tiefewald. Die zwischen den beiden Dörfern Triesen und
Triesenberg liegenden Weiden wurden noch bis 1810 gemeinsam
enutzt; eine andere Teilung ging bei der kirchlichen Abkurung Triesen-
be von Triesen 1768 voraus. Heute ist Triesenberg flächenmässig die
grösste Gemeinde des Landes. Schon im Jahre 1497 musste Freiherr
Ludwig von Brandis einen Streit zwischen Triesen und den Wallisern am
Berg wegen Wunn und Weid in Vanolen schlichten. Daraus ist ersicht-
lich, dass die Walliser am Berg sich im ursprünglichen Gebiet der
Gemeinde Triesen niedergelassen hatten. Sie besassen Anteil an jenen
Allmeinden, die die alten Triesner ob ihrem Dorfe (heutige Litzenen)
nutzten, Bis heute besitzen wir keine Urkunden, die uns Aufschluss dar-
über geben könnten, wie diese Besiedlung von statten ging, ob sie ein-
fach durch den Landesherrn ohne Zustimmung der alteingesessenen
Triesner vor sich ging oder aber, wie anderswo, durch Vereinbarung der
Zuziehenden mit den alten Bewohnern, genau so, wie sich fünfhundert
Jahre später die Abkurung vollzog. Bilgeri (LUB 1/3-49) bemerkt ver-
gleichend zu einer Lehenverleihung des Brandnertales 1347 derer von
Bürs an Walliser: «Das Stück ist nicht nur durch die Mitwirkung des Grafen
Hartmann II. von Vaduz bemerkenswert, sondern auch als Parallele Zur
Wallisersiedlung Liechtensteins, wo in Triesenberg eine ähnliche Ansied-
lung mit Bewilligung der Talgemeinde erfolgt ist.»
Dass die Siedler am Triesner-Berg sich schon von Anfang von
jenen im Dorfe «distanzierten» — ausgenommen Kirche und Schule -
ergibt sich daraus, dass sie sich nie als Triesner gefühlt und verpflichtet
hatten und daher den Triesnern auch in ihrem vo. mit dem Rhein,
den Rüfen und beim Reichsstrassen-(Landstrassen-)bau nıe beistanden,
aber auch nicht an Triesner Gemeindeteilungen partizipierten. Sie
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