Vom Hof zum Dorf
kleiner. Es war daher verständlich, dass die Grafen darnach trachteten,
das ihnen verbliebene kleinere Gebiet desto intensiver zu «nutzen», das
heisst, mehr aus demselben heraus zu holen.
Dazu brauchte es Bearbeiter des Bodens, Lehenleute und Zins-
bauern, die Abgaben (Steuern) leisteten, den Zehnten brachten, niedere
Dienste leisteten (z.B. Fronen auf eigenbewirtschafteten Höfen) und so
mithalfen, das Einkommen des Landesherrn zu vermehren.
Wie sah es im 12.-13. Jahrhundert hier in Triesen in dieser Bezie
hung aus?
Die Gemeinde war gross, wohl die grösste des ganzen heutigen
Landes. Zu ihr gehörten das heute bestehende Gemeindegebiet und der
ganze Hang des Triesenberges bis hinauf an die Grenze der einstigen
Hochwaldungen am Gebirgskamm (inklusive Silum) und hinterm Kul-
men die später an die Walliser von Valüna weg verkauften Alpanteile
Kleinsteg (Schedlers Boden) und Aelple (Drasgiamiel).
So wie die Römer bereits im Jahre 212 den Rätern hier das
römische Bürgerrecht verliehen, damit sie von ihnen als Landesbürger
Steuern einheben konnten, so setzten anschliessend die fränkischen und
deutschen Herrscher das System fort, auch sie suchten festgebundene
Untertanen (Leibeigene), die Abgaben liefern mussten.
An solchen Untertanen mangelte es offensichtlich im 13. Jahr-
hundert. Das Land und vor allem auch das grosse Triesen waren dünn
besiedelt, der Boden wurde nicht mehr gut genutzt bzw. brachte für den
Landesherrn nicht mehr den gewünschten Ertrag an Abgaben aller Art.
KB-91 berichtet für das 11. Jhdt.
«Missjahre, Sonnenfinsternisse, Hungersnot und Pest schreckten
damals die Menschen. Die Kirchhöfe konnten die Toten nicht mehr fassen,
sodass man neben denselben grosse Gruben aufwarf . . . Grossen Eindruck
machte dieser «Sterbend» auf die Lebenden. Man entsagte den Eitelkeiten
der Welt, dem Spiele, den Wirtshäusern und ähnlichen Dingen.»
2. 1099 fand der erste Kreuzzug mit der Eroberung Jerusalems
statt. Dieser und die nachfolgenden Kreuzzüge forderten grosse Opfer.
Von der heimischen Ritterschaft und von den Dienstmannen der Grafen
kehrte wohl mancher nicht mehr zurück. Das konnte auf Triesen mit
seinen verhältnismässig vielen Ritterfamilien, die hier hausten, beson-
ders zugetroffen haben.
3. Durch Schenkungen und Vergabungen kamen auch in unserm
Lande Güter, Zehent, u.dgl. weg und gingen in die Verfügungsgewalt
meistens kirchlicher Einrichtungen (Klöster, Kirchen) über. So waren es
in Triesen die besten Güter wie sie im St. Luzilehen, in den Gütern des
Klosters Pfäfers und in andern kleineren Lehen aufscheinen, die der
Herrschaft nichts mehr brachten. Ebenso war der Triesner Zehent bis
auf einen Drittel der Herrschaft abhanden gekommen. Der Verkauf ob-
rigkeitlichen Eigentums (vor allem Gebirgswälder, Alpen, Rheinauen)
zehrten an der Substanz. «Der wichtigste Teil der Einkünfte und Rechte,
die der königliche Fiskus in der Grafschaft Chur hatte, kam durch die Frei-
gebigkeit der Ottonen (936-1002) an das Hochstift (zu Chur).» ,
4. Unter den staufischen Kaisern wurden die Alpenstrassen für die
Römerzüge der deutschen Könige ausgebaut. Diese Strassen brachten
mit den Truppendurchzügen und den Kriegen den Anwohnern nichts
Gutes. (Plünderungen, Vergewaltigungen, Seuchen kamen in ihrem
Gefolge.)