Volltext: Geschichte der Gemeinde Triesen

Vom Hof zum Dorf 
gleichen Jahres (1718) gerieten sie mit ihm selber in Streit. Es handelte 
sich um jenes Gebiet der untern Au, das die Gemeinde dem Rheine nach 
1664 abgenommen hatte und das nun der Landesherr wieder für sich als 
Jagdgebiet beanspruchte, obwohl die Triesner noch von den Grafen das- 
selbe mit Geld Shgelöct hatten. Man wurde sich über den Streit nicht 
einig. Die Folge davon war, dass der Kaiser einschreiten musste und 1721 
eine eigene Kommission aus Wien hersandte, die den Streit zu Gunsten 
der Triesner entschied. Auch wenn es sich hier nicht um einen eigentli- 
chen Grenzstreit mit den Sevelern oder Wartauern handelte, so ging es 
doch um Grenzgebiet der Triesner, das, wenn der Landesherr obgesiegt 
hätte, neu in bezug auf das Jagdrecht anzukaufen gewesen wäre oder 
aber nur als Gestrüpp (Auwald) hätte genutzt werden können, also nur 
zum Teil im Besitze der Triesner gewesen wäre. 
Der Rhein reisst von Gartnetsch % Boden weg 
Die Gemeinde Triesen hätte ihr Wuhr beim 8. Mäss an das Balz- 
ner Wuhr anhängen sollen. Sie unterliess es aber. Da brach im Sommer 
1745 an dieser Stelle der Rhein herein und riss einige tausend Klafter 
3oden fort. Nun erging unterm 18. November desselben Jahres ein 
scharfes Mandat an die Schuldigen, ihr Wuhr an das Balzner Wuhr anzu- 
>auen, sobald letzteres erstellt sein werde, widrigenfalls die Balzner wei- 
cer hab bauen, aber dann auch das betreffende Gebiet für sich behalten 
werden. 
Aber noch anno 1749 wurde der Gemeinde bei 300 fl. Strafe 
vefohlen, das Wuhr vom 8. bis zum 9. Mäss fortzuführen und verboten, 
die Balzner Au mit ihrem Vieh zu betreten, und den Balznern Schimpf 
anzutun. 
Darüber berichtet das JBL-2 (J.B. Büchel) aus Klagebriefen des 
damaligen Pfarrers Wenawesers (1764-1789) folgendes: 
«Von dem Pfrundgut, das innere Gartnetsch genannt, hat der Rhein 
ein Drittel weggerissen. Die Gemeinde wäre schuldig gewesen, den Scha- 
den zu ersetzen, zumal sie am Rheinbruch selbst schuld war. Pfarrer Hoch 
forderte dies, als unter ihm der Rhein durch Wuhre zurückgedrängt wurde; 
zber man wies ihn ab. Erwähnter Rheinbruch erfolgte, nachdem die 
Gemeinde Triesen mit Sevelen ein geschriebenes Abkommen getroffen 
hatte, gemäss welchem sie von der Kapelle bei den Balzner Wiesen in der 
zeraden Linie gegen das weisse Haus in Vaduz ein Streichwuhr bauen 
sollte, Statt dessen errichteten die Triesner aber ein festes bergmässiges Wuhr 
über eine Viertelstunde lang, so dass man vom Neufeldgatter gerade auf das 
Wuhr hinausfahren konnte, und zwar wurde das Wahr in den Rhein hinein 
gebaut, zur Nachtzeit gearbeitet, so dass den Sevelern die Wucht des Stro- 
nes zugeleitet wurde. Das kam die Triesner teuer zu stehen; sie mussten 
tüchtig Strafe zahlen und zusehen, wie die Seveler ihnen das ganze Wahr 
abbrachen. Infolgedessen brach dann 1769 der Rhein herein. Das äussere 
Gartnetsch gab früher 7-8 Fuder Magerheu. Aber Rhein, Rüfi und Balzner 
Mühlbach ruinierten drei Vierteile davon, ohne dass die Gemeinde eine 
Entschädigung gab, und immer mehr wird von dem Gut weggerissen, da 
die Gemeinde thatlos zuschaut.» 
Als Gegenstück sei hier erwähnt, dass bei einem Handel, den die 
Seveler gegen die Buchser hatten, letztere den Sevelern vorhielten: 
«Wisst ihr nicht mehr, dass wir für euch in der Nacht haben wuhren müssen 
gegen die Triesner®» — Die Seveler hatten sich nämlich verpflichtet, nicht 
weıter zu wuhren. 
"7
	        

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