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lein hat denselben Klang wie die zwei anderen in
Triesen.
Vom Triesner Pestkappele
Im Triesner Oberdorf steht ein bescheidener Bild-
stock mit einem geschnitzten Bild der heiligen Fami-
lie, und er heisst das «Pestkappele». Dort soll man in
der Pestzeit Tote begraben haben, weil der Triesner
Friedhof sie nicht alle aufnehmen konnte. Die Trie-
senberger, die noch zur Pfarrei Triesen gehörten,
hätten im Winter ihre Pesttoten auf Schlitten her-
untergebracht, oft mehrere auf einem Gefährt.
Als um die Jahrhundertwende eine Strasse dort
gebaut wurde, kamen hinter der Mauer, an der das
Pestkappele steht, menschliche Gebeine zum Vor-
schein.
Auf dem Triesner Friedhof
Bei Grabungen auf dem Platze der alten Triesner
Kirche soll ein Stein gefunden worden sein, der die
Inschrift trug: «Ist das nicht eine grosse Klag, neun-
undneunzig Jungfrauen in einem Grab?»
7. Verschiedene Sagen
Die seltsamen Lichter
Ein Triesner kam eines Nachts von Lawena heim.
Als er bei der Stelle war, wo heute der Steinbruch ist,
erblickte er im Heilos unten viele rote Lichter, die
wie Geisterhände sich auf- und abwärts bewegten.
Voll Furcht rannte er nach Hause, und als zufällig er
in den Spiegel blickte, erschrak er, denn sein Kopf
war rot und ganz geschwollen. Sogleich sprang er
zum Frühmesser, der ihn mit Weihwasser bespritzte.
Am Morgen war die Geschwulst verschwunden,
aber was die geisterhaften Lichter bedeutet hatten,
das hat er nie erfahren.
Die Irrwaurzel
Ein Mann ging in einer Winternacht von Vaduz nach
Triesen, doch er kam nicht ins Dorf. Vier Stunden
lang lief er im Schnee, ohne das Licht eines Hauses zu
sehen. Um zwei Uhr nachts war es ihm, als ob er aus
einem Traum erwache, und er erkannte, dass er beim
Galgen von der Strasse abgewichen und nun beim
Rhein draussen war, von wo er bald nach Hause
kam.
Am nächsten Morgen ging er zum Galgen hinunter,
um zu sehen, wo er gelaufen war. Die Spuren ım
Schnee zeigten ihm, dass er herumgeirrt war, vier
volle Stunden lang. Er glaubte fest daran, dass er auf
eine Irrwurzel getreten sei.
Die geheimnisvolle Katze
Früher sah man oft, wenn man nachts durch das
Padel in Balzers ging, eine schwarze Katze am
Wegrand sitzen. Einmal wollte sie ein mutiger Mann
vertreiben. Da kam die Katze auf ihn los und wuchs
zu unheimlicher Grösse an. Der Mann bekam es
doch mit der Angst zu tun und flüchtete ins nächste
Haus, die Katze aber wartete davor bis zum Mor-
zenläuten. Von da an wurde sie nie mehr gesehen.
Auch im Gapont in Triesen geistete eine Katze, viel
zrösser als eine wirkliche, und mit glühenden
Augen. Man soll aber in der Nacht nicht hinausge-
hen und sie suchen, denn wer sie sieht, den trifft ein
grosses Unglück.
Der Grenzsteinsucher
Am Wangerberg hat die Gemeindegrenze zwischen
Triesenberg und Triesen eine unnatürliche Form: ein
Spitz ist gegen Triesenberg vorgeschoben, und die
3Zerger meinen, dass ein Triesner Gemeindeober-
21aupt in alten Zeiten dort die Marksteine versetzt
1abe.
Inter den Häusern von Wangerberg hat man noch
ange Zeit um Mitternacht im Walde eine Gestalt
gesehen, die mit einer Laterne in der Hand die
Grenze abschritt, und es wird wohl der Geist des
Mannes sein, der sie einst verschoben hatte.
Der geheimnisvolle Wolf
Es war ein Wolf im Land, der den Bauern Vieh riss
und von den Männern immer wieder gejagt wurde,
aber kein Jäger bekam ihn auch nur zu Gesicht. Da
sagte eine Triesnerin: «Ihr werdet den Wolf nie
fangen, weil er sich in eine hohle Buche oder Tanne
stellt und alle Leut vorbeigehen lässt, die ihn erlegen
wollen.»
Der Landammann hörte von diesen Worten und ging
selbst hin, die Frau bei den Richtern zu verklagen,
denn sie könne das nur wissen, weil sie sich selbst in
den Wolf verwandelt habe.
Der Eggapontschimmel
Eggapont war eine Wiese unter der Triesner Webe-
rei. Dort habe einst ein geiziges, unehrliches Männ-
'ein gewohnt. Alles wollt es besitzen, und nichts war
vor ıhm sicher. So stahl es eines Tages einen Schim-
mel, obwohl es schon zwei Braune im Stalle hatte.
Nach dem Tode muss das Männlein geisten, und nun
reitet es in der Nacht auf seinem Schimmel im Egga-
„ont. Schon mancher Triesner hat das Galoppieren
ınd Wiehern des Pferdes gehört.
Der Deliszug
Es war vor dreihundert Jahren, so wird erzählt, da
hat sich in der Alpe Lawena ein grosses Unglück er-
eignet.
Die Alpknechte und der Senn waren gottlose Men-
schen. Vor dem Alpauftrieb hatten sie den Aus-
spruch getan: «Dieses Jahr wird nicht in Gottes
Namen in die Alpe gefahren, sondern in Teufels