Sagen
mit. Es kam ihm ein Teufel entgegen und fragte, ober
ihm. Platz machen solle, aber der Geistliche erwi-
derte, er mache schon selbst Platz und vertrieb die
Teufel auch wirklich.
Ihre Tatzen könnte man heute noch sehen, wenn
man das Täfer im Zimmer von der Wand reisst.
Eine andere Version lautet:
In der Gerbe berieten sie sich, wie sie bald auf leichte
Weise zu Geld kommen könnten. Sie kamen zu Rat,
neun Abende zusammen zu kommen, aber ohne ein
Wort zu reden. Am neunten Abend kam ein Teufel
mit einem grossen Sack Geld. Die alte Frau auf dem
Ofen aber konnte den Mund nicht halten und rief vor
Freude: «Dem ältesten Sohn noch tausend Gulden
voraus!» Da habe der Teufel mit der feurigen Hand
über die Türe hin geschlagen, so dass man die Finger
jetzt noch sehe. Nun kam die ganze Gerbe voll
Teufel. Da holten sie den Frühmesser Pümpel. Die
Teufel fragten ihn, ob sie ihm Platz machen sollen. Er
aber sagte, er mache sich selber Platz, worauf sie
verschwanden.
Frühmesser Pümpel soll auch in die Schweiz hinüber
gerufen worden sein, Teufel auszutreiben. Er sei ein
armer Mann gewesen und habe einmal einem Bauern
auf dem Felde einen Krautkopf entwendet. Dies warf
ihm ein Teufel, den er in der Schweiz drüben austrei-
ben wollte, vor. Er aber antwortete, für diesen
Krautkopf habe er dem Bauern einen Batzen in ein
anderes Krauthäuptlein gesteckt. Und der Teufel
musste weichen.
Es wurde auch erzählt, dass in Triesen das «See-
männle» kommt und viel Geld bringt, wenn man drei
Tage und drei Nächte nichts isst, nicht schläft und
kein Wort redet.
Der Teufel holt den Wucherer
Vor vielen hundert Jahren lebte in Triesen ein alter
Wucherer. Er besass viel Geld und Gut, war aber
masslos geizig.
Als es einmal grosse Hungersnot gab, war er der ein-
zige Mensch im Dorfe, der sich noch sattessen
konnte. Eines Tages klopfte bei ihm ein armes, halb-
verhungertes Mütterlein an, das daheim zehn Kinder
hatte. Er schaute zum Fenster hinaus und fragte um
sein Begehr. Die Frau bat ihn um ein Stück Brot für
ihre armen Kinder, der Wucherer aber schlug flu-
chend das Fenster zu und liess die Frau mit leeren
Händen heimgehen.
Bald darauf hiess es im Dorfe, der Wucherer sei
schwer.krank. Es wurde so schlimm mit ihm, dass die
Nachbarn den Pfarrer holten; aber als dieser kam, tat
der Kranke gerade die letzten Atemzüge.
Das Merkwürdige aber ist, dass genau im Augen-
blicke des letzten Atems sich der Fensterrahmen
mit ohrenbetäubendem Knall vom Mauerwerk löste
und auf den Boden stürzte. Später hielt kein Rahmen
mehr an dieser Stelle,
Im Dorfe aber sagten alle, dies sei das Zeichen, dass
der Teufel den herzlosen Wucherer geholt habe.
Der verbannte Gerbe-Tüfel
In der Triesner Gerbe hauste vor vielen Jahren ein
Geist. Man nannte ihn den Gerbetüfel, und er war
der Schrecken der Bauern. Sie holten einen Kapuzi-
ner, der ihn ins Lawenatobel bannen sollte. Es gelang
ihm, den Geist in einen leeren Schmalzkübel zu ban-
nen, aber er vermochte nicht, ihn allein zu tragen,
und darum holte er einen Bauern zu Hilfe. Auch mit
vereinten Kräften brachten sie ihn nicht ins Tobel
hinaus, sondern nur ins Gartnetsch unter dem Ein-
zang zum Lawenatobel. Dort liessen sie ihn und
kehrten heim.
Seither geistet der Gerbitüfel draussen in der Einsam-
keit, und er hat von da an keinen Menschen mehr
gestört.
In Gottes oder des Teufels Namen
Eines Abends wurde im Triesner Oberdorf um zehn
Uhr, wie es Brauch war, eine Spinnstube geschlos-
sen, und die Unterdörfler fuhren mit ihren Schlitten
heimzu. Ein Bursche lud sein Mädchen zur Fahrt ein.
«Ja, so fahren wir halt in Gottes Namen», sagte es.
«Fahr du in Gottes Namen, ich fahre in Teufels
Namen», war die Antwort, und dahin ging es. Bald
fiel das Mädchen vom Schlitten, nahm aber keinen
Schaden. Der Bursche aber konnte nicht mehr hal-
:en, fuhr geradewegs in den Rhein und ertrank elen-
diglich.
3. Die Hexen
Die verhexten Hüterbuben
Zwei Buben hüteten im Triesner Oberdorf Kühe. Da
zing ein altes Weib an ihnen vorbei und grüsste, doch
die Buben riefen nur: «Du alte Hexe, du!» und war-
fen Steine nach ihr.
Da drehte sich die Frau um und rief zu ihnen hin-
unter: «Ich will euch schon Füsse machen!» und wie
auf ein Kommando hoben die Kühe die Schwänze
und rasten dem Rhein zu. Die Buben mussten hinter-
her, wie von unsichtbaren Stricken gezogen, und es
ging so schnell, dass sie sich manchmal überschlugen.
Todmüde und mit vielen Beulen erreichten sie am
Rhein ihr Vieh und wollten es zurücktreiben, doch es
war umsonst. Alles Schlagen nützte nichts.
Die beiden schliefen im Grase ein. Als die Glocken
von St. Mamerten am Morgen das Ave Maria läute-
ten, liefen die Kühe heimzu. Der Bauer sah sie kom-
men und entdeckte die Striemen an ihren Körpern.
Er suchte die Buben und fand sie endlich, voll von
Schrammen und Beulen, und sie erzählten ihm, was
geschehen war
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