Sagem
bleiben, bis der Messner kam, den Englisch-Gruss zu
läuten.
Das Singen auf St. Mamerten
Ein Triesner hatte bei St. Mamerten ein Stallgut.
Eines Morgens, es war noch dunkel, glaubte er, es sei
schon Zeit zum Füttern, und er machte sich auf den
Weg, hatte sich aber in der Zeit geirrt, es war erst
zwei Uhr nachts.
Als er heraufkam, war die Kapelle hell erleuchtet,
und ein wundervolles Singen klang aus ihr heraus. Er
konnte nicht mehr weiter und musste einfach zuhö-
ren, so schön war es. Erst als es im Dorfe das Angelus
läutete, durfte er sich wieder bewegen.
Am nächsten Tage meldete er das wunderbare Erleb-
nis dem Pfarrer, dem aber tat es leid, dass er nicht
dabeigewesen war, dann hätte er auch etwas aus dem
Himmel gehört.
Die Klosterfrau von St. Mamerten
In der Kapelle St. Mamerten kniete eine Frau in
andächtigem Gebet. Da sah sie plötzlich eine wei-
nende Klosterfrau hinter dem Altar hervortreten. Sie
schaute zum Chor, breitete die Hände aus und öff-
nete den Mund, als wollte sie sprechen; es gelang ihr
aber nicht, sie konnte sich nicht mitteilen.
Wie wenn sie verzweifelt wäre, verschwand sie wie-
der hinter dem Altar.
Die St. Mamerten-Nonnen ;
In St. Mamerten sammeln sich in manchen Nächten
Nonnen um den Altar, und zu Weihnachten ziehen
sie in einer Prozession um die Kapelle und.singen
dabei einen wunderschönen Choral. Wo die Kapelle
steht, war einst die Burg der Herren von Trisun, aus
deren Geschlecht mehrere Ordensfrauen stammten.
Der unterirdische Gang bei Sankt Mamerten
Ein unterirdischer Gang soll von Sankt Mamerten,
wo einst eine Burg gestanden haben soll, bis zur
Wolfgangskapelle in Triesen geführt haben. Wenn
die Bauern vor dem Tagläuten das Gras mähten oder
auf dem Felde schafften, sahen sie manchmal die
Gestalt einer grauen Nonne, die immer gleich in
einem Loche in der Erde verschwand.
Einmal ging ein Mann ihr nach, kroch in das Loch,
kam aber bald mit einem ganz geschwollenen Kopf
zurück. Als der Pfarrer davon hörte, liess er den Ein-
gang zumauern, und niemand weiss heute mehr, wo
der geheimnisvolle Gang gewesen ist.
2. Der Teufel
Der Knebelbruckteufel
Einmal lebte in Triesen ein Bauer, der jeden Tag über
die Knebelbrücke zu seinem Stalle musste. Eines
Abends hatte er sich verspätet, es war schon lange
Nacht geworden, und der Bauer bekam richtig Angst
vor dem Teufel. Er eilte dem Stalle zu und als er über
die Brücke rannte, sass der Teufel wirklich dort.
Schnell wollte der Bauer umkehren, aber zu spät!
Der Teufel hatte ihn schon ergriffen. «Was willst du
nit mir?» fragte der Triesner verzweifelt. «Du sollst
mir nimmer entkommen», drohte ihm der Böse.
Er hatte sich aber getäuscht, denn der Bauer war sehr
'romm und hatte immer Weihwasser bei sich. Es
gelang ihm, in den Hosensack zu greifen — und schon
zespritzte er den Teufel von oben bis unten mit
Weihwasser, so dass er keine Macht mehr hatte. Er
zwang ihn, ihm vierzehn Tage das Vieh zu hüten.
Der Teufel musste es tun, aber dann war er spurlos
verschwunden.
Der Teufelsstein
Dort, wo die Lawenastrasse in die Weissschildtobel-
rüfe einbiegt, schaut ein gewaltiger, sofaförmiger
Stein hervor, der Teufelsstein genannt wird. Nicht
gar weit davon war einst das Bad Vogelsang.
Zines Tages soll dort fröhlich gezecht und lustig
getanzt und gesündigt worden sein, so dass der Teu-
;el vor lauter Freude auf dem Stein tanzte und seine
Fussspuren hinterliess, die bis auf den heutigen Tag
erhalten blieben.
Genauer ist folgende Fassung:
Auf diesem Stein habe der Teufel nicht getanzt, son-
dern ruhte sich aus, um zu hören, woher der Lärm
komme. Nun ging er einen Steinwurf weiter hinauf.
Dort fand er sich zurecht und hörte, dass der Lärm
aus dem Bad Vogelsang komme. Nun begann er vor
Freude auf der Platte zu tanzen, so dass man die
Spuren seines Bockfusses noch heute auf der grossen
Steinplatte sehe. Er dachte, er wolle die Gesellschaft
in ihrem lasterhaften Treiben nicht stören, da er
sonst um seine Kundschaft komme, und kehrte in die
Hölle zurück. Dem Herrgott missfiel aber, dass so
viele Seelen dem Himmel verloren gehen sollten. Er
veranlasste, als der Trubel einst wieder los war, dass
ein Kaminfeger zum Bad hinauf ging. Als dieser zur
Tür hineinschaute, floh alles vor dem vermeintlichen
Teufel zu den offenen Fenstern hinaus. Von da an
zerödete das Bad und zerfiel nach und nach.
Der Teufel in der Gerbe
Fast zu unterst in Triesen sagt man «in der Gerbe»,
Dort sollen einst drei Männer gewohnt haben, die
drei Nächte wachten, um dem Teufel ihre Seele zu
verschreiben.
In der dritten Nacht kam das ganze Zimmer voll alte
ınd junge, grosse und kleine Teufel herein, und sie
wollten die drei Männer anfassen. Aber der eine von
‘hnen entkam zum Fenster hinaus und sprang zum
Frühmesser, damit er die Teufel vertreibe. Der ging