Anhang
Mit Ausschluss des Vorverkaufsrechtes, welches in
der zu errichtenden Einlage des Elektrizitätswerkes
einzutragen wäre, wo auch als herrschendem Gute
die obige Dienstbarkeit ersichtlich zu machen wäre.
Dr. Thurnher Seger
P.S. Wortgetreue Abschrift des Originalvertrages
zwischen dem Lande Liechtenstein und der Ge-
meinde Triesen vom 10, bzw. 15. August 1915. (226)
33.
Die Wasserkatastrophe vom 15. auf
den 16. Juni 1910 in Triesen
(nach Seles Chronik)
Wie feindlich sich die gewaltigen Elemente der Natur
den Menschen ums Dasein gegenüber stellen, gegen
welch grosse Hindernisse die Bewohner an Flüssen,
Gebirgsbächen und Rüfen zur Sommerszeit zu
kämpfen haben, wenn Rüfen und Wasserfluten ihr
Hab und Gut wegreissen und zu verwüsten drohen,
davon mögen folgende Zeilen erzählen:
«Vom 13., 14. und 15. Juni war starker Regen mit
Niederschlägen. Der Dorfbach schwoll in der Nacht
vom 14. auf den 15. so stark an, dass Gefahr erwuchs,
dass er ausbrechen konnte. Und schon in der Nacht,
gegen drei Uhr morgens, wurden Sturmsignale gege-
ben. Die Männer begaben sich an den Dorfbach von
der Landstrasse bis zu oberst im Dorf, wo sie zur
Abwehr Stellung nahmen.
Einige Männer wurden zum Schindelholz-Bach und
zum Bächle im Feld gestellt.
Die Wassermassen mit Geschiebe von Stein schwol-
len so hoch an, dass trotz strengster Arbeit wie durch
Verbauung mit Holzbrettern, Buscheln und mit Kies
gefüllter Säcke, das Wasser stellenweise nicht mehr
in seinem Laufbette gehalten werden konnte.
Beim Hause von Herrn Jenny, beim Winkel, brach
das Wasser aus, durch die Gasse im Winkel südlich
und bei Wendelin Kindle, HNr. 33, vor der Haustüre
durch den Anbau und die Scheune (Stall) hindurch in
seinen Baumgarten, bis mehrere Männer zur
Abwehr hierher kamen.
Bei der alten Mühle, jetzt die Filiale vom Konsum,
wo die Brücke über die Gasse mit Steinplatten
vedeckt war, staute die Wassermasse mit Geschiebe
auf und nahm ihren Lauf durch die Ortsstrasse hin-
unter, bis zu der Landstrasse, da das Bachbett gänz-
lich mit Kies und Stein zugefüllt war.
Wie ein grosser Wildbach im Hochgebirge war es
anzusehen. Bei der grössten Anstauung konnte wei-
terem Schaden kein Einhalt geboten werden. Die
Häuser und Ställe von der Fabrik abwärts, rechts und
links bis an die Landstrasse, standen zum Teil. im
Wasser, die Keller waren mit Wasser gefüllt und in
grosser Gefahr, einzustürzen.
Bei der Fabrik des Herrn Jenny waren die Wasserlei-
tungskanäle mit Kies und Stein angefüllt, und das
Wasser nahm seinen Lauf rechts und links neben
dem neuerbauten Wohnhaus des Herrn Jenny in die
Bündt der Witwe Christina Kindle zur Sonne an der
Strasse.
Die Fabrik Jenny war zufolge der Verwüstung meh-
rere Tage ausser Betrieb.
Die Zufahrts-Brücken zu den Häusern dem Bach
entlang mussten abgetragen werden, mit Ausnahme
die beim Pfarrhof, HNr. 52, welche stand hielt. Die
Brücke beim oberen Mamertenweg wurde vom
Grund herausgerissen und bei Mühlen wurde durch
das Wasser eine mehrere Kubikmeter umfassende
Grube von Grund und Boden weggeschwemmt. Im
ganzen Dorfe entlang des Baches war mehr oder
weniger Schaden entstanden.
Von der alten Mühle abwärts bis zur Fabrik war
durch Wasserspülung in der Ortsstrasse eine Vertie-
fung (Graben) von 1.20 m bis 1.40-1.50 m entstan-
den. Ober der Fabrik kam noch die alte Bsetze von
der Strasse aus früheren Jahren zum Vorschein. Von
der Fabrik abwärts hat sich die Kies- und Steinmasse
angestaut: Von der Mauer südlich, bis an die Häuser
nördlich und bis an die Landstrasse zum Kiessamm-
ler. Die Kies- und Steinmasse war stellenweise
meterhoch und konnte auf einige hundert Kubik-
meter geschätzt werden.
Die Surbündt, jetzt im Besitze von Johann Gassner
zum Schäfli, war zum grossen Teil mit Kies und
Schlamm belegt. Durch das Ablaufwasser vom Bach
standen auch die Gartenbeete, Aule und Rietteile
zum Teil unter Wasser. Die Abzugsgräben von der
Gerbe hinunter in den Auleteil waren teilweise mit
Kies und Schlamm angefüllt.
Zs ist hier noch anzuführen, dass am Tage der Was-
serkatastrophe und in der folgenden Nacht die
Feuerwehren von Sevelen (Schweiz), Vaduz und
3alzers zu Hilfe kamen, was von der Gemeindever-
tretung und den Bürgern sehr lobend und mit bestem
Dank anerkannt wurde.
Auf Ersuchen der Gemeindevertretung hat die hohe
fürstliche Regierung unter anderem Landestechniker
Hiener an diesem Tage entsandt, um an Ort und
Stelle die Wasserspülungen am Dorfbach usw., alles
selbst zu überschauen. Das war von der Bevölkerung
der Gemeinde sehr hochlobend anerkannt worden.
Der Rüfe- und Wasserschaden vom Schindelholzbach
Das Wasser vom Schindelholzbach, das oben im
Gebirge vom Walserheuberg, von dort nördlich bis
ob Guggerboden, eine Strecke von ca. 3000 m zu-
rücklegt, durchfliesst ein Gebiet mit lockerer Erde
tu.1