Anhang
$ 8 Unter einem Kilo wird keine Milch angenommen.
$ 9 Der Senne hat den Auftrag, jeden Morgen und
Abend die Milch jedes Lieferanten zu wägen und ge-
nau zu verbuchen.
$ 10 Nichtbeachtung dieses Reglements kann vom
Ausschusse, wo die Bussen nicht besonders normiert
sind, von 10 kr. bis 1 fl. gebüsst werden.» (374)
31. a De
Die Entstehung und Entwicklung
von Gewerbe, Handlung und
Industrie von 1800 bis 1912 in Triesen
(Auszug aus Seles Chronik 1912, S. 143 ff)
Seit 1848 bestand Gewerbefreiheit. Gewerbe konn-
ten grundsätzlich von jedermann betrieben werden.
Auf 1. Jänner 1866 trat eine (gesetzliche) Gewer-
beordnung in Kraft. Es wurden verhältnismässig
viele Gewerbescheine gelöst.
1861 = ca. 200 «Gewerbetreibende» im ganzen
Lande
1866 = 333 Gewerbescheine vorhanden.
1913 = 710 Gewerbescheine vorhanden.
Sele zählt nun in seiner Chronik 1912 nur tatsächlich
ausgenützte Gewerbescheine (betriebene Gewerbe)
in Triesen auf, so dass man wirtschaftlich damit bes-
ser orientiert ist. Er schreibt (auszugsweise): «In der
Zeit von 1800 bis 1863 war es in Triesen mit Gewerbe
und Verdienst sehr schlecht. Leute, die auf Verdienst
angewiesen waren, mussten sich ausser der
Gemeinde, oder Land, sich Verdienst und Arbeit
suchen. Männer, Zimmerleute, und weitere Hand-
arbeiter gingen meistens in die Schweiz, Weibs-
personen als Mägde oder als Taglöhnerin sich be-
stellen.
Die Taglöhne waren sehr klein gestellt, z.B. ein
Maurer oder Zimmermann 10 bis 12 Batzen, eine
Taglöhnerin Weibsperson 3 Batzen (ein Batzen nach
heutigem Geld = 6 Kreuzer).
Dann haben sich infolge der Zeit und Verhältnisse
eine grosse Veränderung auf allen Gebieten, der
moderne Umschwung, Schritt für Schritt sich gel-
tend gemacht, bis auf den heutigen Tag 1912.»
Dann zählt Sele als erstes die Wirtschaften (Gast-
häuser) auf und erwähnt deren Besitzer.
Sonne: hatte schon anfang der Jahre 1800 bestanden.
Erne: Anfangs 1800 Jahre hat eine kurze Zeit ein
«gewisser» Erne im Hause Nr. 17 gegenüber der
Sonne eine Wirtschaft geführt (Haus Nr. 17) und fügt
dazu an:
«Eine Volksaussage von diesem Erni, ist bis in letzte
Zeit noch bekannt, nämlich: Wenn keine Gäste da
waren, soll der Mann als Gast gewesen sein. Der
Mann verlangte eine halbe Wein, das Weib brachte
sie ihm, und der Mann bezahlte sie dem Weib (Wir-
tin) wie ein fremder Gast, dabei sollen sie zur Unter-
aaltung Kartenspiel gemacht haben.»
Kindle: in Haus Nr. 43 — Wirtschaft ungefähr zwi-
schen 1815-1820.
‚osef Kindle mit Handlung betrieben, war er auch
Metzger. In Betrieb bis ungefähr 1840er Jahre.
Adler: 1832 baute Josef Bargetze 147 ein Haus an die
Landstrasse, eröffnete 1834 eine Wirtschaft und
Handlung.
Barbier: bei Haus Nr. 141 — 1864 eröffnete Johann
Barbier in Haus Nr. 141 (unterer Winkel) eine Wirt-
schaft und Handlung, die nach einigen Jahren ein-
ging.
Sternen: 1873 eröffnete Benedikt Moritz aus Feld-
kirch im Hause von Johann Hoch Nr. 12 eine Wirt-
schaft und kaufte dann das heutige Haus zum Ster-
nen, dessen Besitzer mehrmals wechselten.
Handlungen:
1870er Jahre eröffnete Anton Real eine Handlung in
Haus Nr. 20, hob sie später auf, zog nach Vaduz,
vermietete das Haus an die K.k. Finanzwache.
1886 eröffnete Andreas Banzer 175 eine Handlung,
die er 1912 noch betrieb.
1902 entstand in hier ein Konsum Verein, der der
Leitung der Fabrik untersteht.
1892 eröffnete Wolfgang Bargetzi Haus Nr. 56
nächst der Linde) eine Handlung, 1912 noch von der
Wtw. Maria geb. Erne weiter betrieben.
1883 eröffnete Johann Gassner Nr. 13 eine Wirt-
schaft, 3 bis 4 Jahre später eine Handlung, etwas spä-
er errichtete er eine Bäckerei; hatte auch eine Ablage
von Ziegel und Kalk, besorgte auch die Leute auf
Verlangen und Bestellung von Kraut (Kabis), Erdäp-
‘el, teilweise auch für Heu, war ein Geschäftsmann
erster Klassse.
Er starb im besten Alter 1911, ungeahnt mitten aus
seinem Geschäftsleben.
Die Handlung von Haus Nr. 147 wurde später nach
Haus Nr. 146 ob dem Adler verlegt.
Die Bäckerei:
Anfang der 1820er Jahre war in Triesen nur ein Bäk-
ker, Johann Bargetzi nächst der Kirche Nr. 126, und
dieser hatte zu dieser Zeit sehr wenig Abnahme.
Damals, wenn man eine Person vom Bäcker mit
zinem Brot kommen sah, fragte man allgemein, wer
wird in diesem Haus krank sein, dass sie ein weiss
Brot kaufen, so wenig wurde Brot gekauft. Jede
Haushaltung backte für ihren Gebrauch das Brot
selbst, ohne Zusatz von Kernmehl, rein von Türken-
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