Rhein und Rüfen
Die Rheinwuhrstrecke von Hektometer 67 bis 73 in Triesen ver-
dankt ihren «schlechten Ruf» vorwiegend folgenden drei Umständen:
.. Bei Festsetzung der Regulierungslinie wurde aus Sparsamkeits:
rücksichten getrachtet, möglichst viel von den alten Regulierungsbau-
;en in die neue Regulierungslinie aufzunehmen. Infolgedessen verläuft
das Bachbett nicht in gleicher Breite, wie es sonst üblich ist, sondern es
zeigen sich Überbreiten und Verengungen, welche oft von dem ange-
nommenen Normalprofil bedeutend abweichen. So wurde auch in der
in Rede stehenden Strecke der alte Bau in die neue Regulierungslinie
hineingepresst, und es ergab sich hiedurch das unnatürliche Profil, dass
der unter Wasser befindliche Teil der Böschung steiler ist als der über
Wasser befindliche, so dass der Eindruck entstand, als ob die betreffende
Stelle unterwaschen wäre und des soliden Fundaments entbehrte. Die-
sem Eindruck konnte sich auch der Berichterstatter nicht entziehen, als
er im Herbst 1896 bei einer Wuhrbegehung die betreffende Stelle besich-
tigte. Doch konnte schon damals der bewährte Wuhrkommissär Erni
die Erklärung abgeben, dass die Stelle eigentlich gefährlicher erscheine
als sie in Wirklichkeit sei. In der Tat sind auch schon vor 1896 bedeu-
tende Hochwasser an dieser Stelle vorübergegangen, ohne dass sich
etwas Bemerkenswertes ereignet hätte. Es haben sich weder Abrut-
schungen noch Durchsickerungen gezeigt, so dass man annehmen
musste, der Zustand der Strecke sei gut. Trotzdem wurde von 1896 ab
dieser Strecke erhöhte Aufmerksamkeit zugewendet.
Neben zweimaligen Wuhrerhöhungen wurden zwischen 1897
und 1913 total 770 m? Fundamentsteine (Vorgrundsteine) eingelegt. (Es
mussten grosse Steine aus Steinbrüchen und nicht nur - wie früher in
Triesen - Rüfegestein angeführt und versenkt werden. Die Gemeinde
Triesen hatte die Zufahrtsstrasse im Heilos zum Rhein instand zu hal-
ten.)}
2. Der zweite Umstand, welcher den üblen Ruf verursacht hat,
ist, dass der Hochdamm des Binnendammes und damit des Hınter-
landes entbehrt; welche eine so solide Grundlage der übrigen Rhein-
dammanlage bilden. Unvermittelt steigt der Damm wie die gegenüber-
liegenden Schweizer Dämme direkt von der Talsohle bis zur Höhe der
gegenüberliegenden Schweizer Dämme. Da überdies die hintere
Böschung etwas steiler erscheint als bei den übrigen Rheinbauten, so ist
eicht erklärlich, dass die Dammstrecke als solche minderer Güte ange-
sehen wird. Allein, wie bereits erwähnt, haben sich niemals auffallende
oder gar beunruhigende Erscheinungen gezeigt.
3. Der dritte und letzte Grund ist, dass der Rheindamm zugleich
der Begleitdamm des Balzner Mühlkanals ist, welcher sich dort in den
Rhein ergiesst. Durch die Dammlücke strömt bei Hochwasser das
Rückstauwasser in das Heilos zurück, setzt dasselbe teilweise unter
Wasser, und der Nichtfachmann kann sich dem Eindruck nicht entzie-
hen, dass die angehäufte Wassermasse doch den Damm bei Seite schie-
ben oder durchbrechen und einen Rheineinbruch verursachen könnte.
Der «Schlüssel der Landes» beunruhigt den Gefertigten nicht,
wohl aber die Existenz der drei Durchlässe im Heilos (1 Röhren-
durchlass und 2 gemauerte Durchlässe). Dieselben liegen heute so tief,
dass sie zur Verlandung des Hinterlandes nicht viel mehr beitragen,
jedenfalls steht die Gefahr in keinem Verhältnis zum erzielten Verlan.
dungsgewinn. Derartige alte Durchlässe bilden immer eine Gefahr für