Volltext: LGU Mitteilungen (2009) (70)

2 Interview 
Welche Ziele hast du dir gesteckt? Moritz: Ich möchte vor allem mitgestal- ten. Es liegt mir sehr am Herzen, dass unser Land In den Bereichen Raument- wicklung und Verkehrsplanung zukunfts- fähige Lösungen erreicht. Zusätzlich ist es mir ein Anliegen, dass sich speziell junge Leute stärker für den Schutz der Umwelt interessieren und sich in der LGU engagie- ren. Die LGU soll nicht blosse Interessen- politik betreiben, sondern sich dafür ein- setzen, dass Umweltschutz und Wirtschaft möglichst harmonieren. Hansjörg, hast du das Gefühl, dass die LGU die jungen Leute bisher zu wenig für Umweltschutz angesprochen hat? Hansjörg: Meine Generation hat sich vor 20 bis 30 Jahren zum ersten Mal ernsthaft mit Umweltschutz beschäftigt. Waldsterben und Rheinkraftwerke waren dominante Themen, die die Bevölkerung für Umweltschutz sensibilisiert haben. Es ist aber leider nicht gelungen, dieses Bewusstsein auf die nächste Generation zu übertragen. Ich bin deshalb froh, dass wir mit Moritz einen Vertreter der jungen Generation als neuen Geschäftsführer gefunden haben. Ich begrüsse es, dass wir in diesem Bereich einen Neuanfang machen und neue Wege finden, unsere Anliegen in die Öffentlichkeit zu tragen. Ich denke, dass der Begriff Umweltschutz heute zu kurz greift. Es geht vielmehr um Umweltgestaltung und unter anderem da- rum, dass wir Sorge tragen um die knapp verfügbare Siedlungsfläche. Ein heisses Thema ist die Nordumfahrung Schaan. Warum bekämpft ihr dieses Pro- jekt über alle Instanzen hinweg? Hansjörg: Wir sind der Überzeugung, dass die Nordumfahrung Schaan, insbe- sondere die zweite Etappe des Projekts, sehr starke negative Einflüsse auf die Um- welt hat. Die Regierung hat sich unserer Ansicht nach einen Trick erlaubt, indem sie die Nordumfahrung In zwei Teile zerlegt und damit die Umweltverträglich- keitsprüfung vereinfacht hat. Ich denke es ist die Pflicht der LGU dies in Frage zu stellen. Wir würden den Industriezubrin- ger sicher nicht verhindern wollen, wenn die Bevölkerung das Projekt mittragen würde. Wir sehen uns auch der Schaaner Bevölkerung verpflichtet, die das Projekt zweimal an einer Befragung abgelehnt hat. Abgestützt auf den Verkehrsrichtplan aus den 90er Jahren ist der Industriezu- bringer zur Landstrasse deklariert und die Entscheidung an die Regierung delegiert worden, sodass die Schaaner Bevölkerung keine direkte Mitsprache mehr hat. 
Seid ihr grundsätzlich gegen jegliches Wachstum? Moritz: Natürlich nicht. Wir müssen uns aber vor Augen halten, dass wir täglich 500 Quadratmeter Grünfläche verbauen. Wenn wir so weitermachen, ist bald nicht mehr viel übrig. Wir hinterfragen deshalb grosse Projekte wie die Nordumfahrung Schaan. Die Politik hält gerne allzu lange an überholten Konzepten fest. Die Nord- umfahrung Schaan wurde beispielsweise vor etwa 30 Jahren zum ersten Mal disku- tiert. Seither haben sich die Rahmenbedin- gungen stark verändert. Trotzdem glaubt die Politik nach wie vor, dass neue Stras- sen das Verkehrsproblem lösen können. Es ist erwiesen, dass mehr Strassen auch mehr zusätzlichen Verkehr verursachen. Hier müsste die Politik nochmals über die Bücher gehen und sich fragen, ob andere Ideen wie ein betriebliches Mobilitätsma- nagement nicht sinnvoller wären. Hansjörg: Unsere kritische Haltung zum Strassenbau hängt auch damit zusammen, dass wir in Zukunft dazu gezwungen sind, die Abhängigkeit von fossilen Brennstof- fen zu reduzieren. Das globale Ölförder- maximum (Peak Oil) ist entweder schon erreicht oder steht kurz bevor. Mittelfristig wird uns das Benzin also ausgehen. Die Investitionen müssen heutzutage in den öffentlichen Verkehr fliessen. Welches alternative Verkehrsmittel wäre am besten geeignet? Hansjörg: Wir sind der Ansicht, dass das öffentliche Verkehrsnetz in Liechtenstein stark verbessert werden könnte und sind offen für verschiedene Möglichkeiten. Das Tram könnte unserer Ansicht nach den Bus unterstützen. Das Tram ist gesell- schaftlich akzeptiert und weniger kos- tenintensiv wie eine Hochbahn oder ein unterirdisches Verkehrsmittel. Das Beispiel der Dampfleitung von Buchs nach Schaan zeigt, dass Politik und Behörden sehr rasch handeln können, sofern der Wille vorhan- den ist. Ein beherztes Handeln wünschen wir uns auch in der Verkehrspolitik. Moritz: Die Politik hat es in den vergan- genen Jahren versäumt, den Zusammen- hang zwischen Verkehr und CO2-Emis- sionen herzustellen. Unser Land ist enorm stark motorisiert und der Verkehr verur- sacht rund ein Drittel unserer gesamten Emissionen. Aber anstatt den Hebel beim Verkehr anzusetzen, unterstützen wir Projekte im Ausland, um unsere Verpflich- tungen aus dem Kyoto-Prokoll zu erfüllen. Dieser Weg geht in die falsche Richtung. Hansjörg: Auch im Baubereich könnte der Energieverbrauch massiv gesenkt wer-
	        

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