Volltext: LGU Mitteilungen (1988) (7)

Nr. 7 August 1988 Informationsblatt für die Mitglieder der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz (LGU). Redaktion: Wilfried Marxer. Druck: Gutenberg AG, Schaan. LGU-Geschäftsstelle: Landstrasse 30, 9494 Schaan, Telefon 2 52 62 (9-12 Uhr) Liebe Mitglieder der LGU Mit dem Schweizerischen Bund für Na- turschutz (SBN) pflegen wir enge Bezie- hungen. Der vor bald 80 Jahren gegrün- dete und mehr als 100 000 Mitglieder zäh- lende SBN stellt die nationale Agentur der CIPRA (Internationale Alpenschutz- kommission) und des NATUROPA- CENTRES (Naturschutz-Informations- zentrum des Europarates) dar. Die LGU übernimmt diese Aufgaben in Liechten- stein. Von daher ergeben sich immer wie- der Berührungspunkte. Die SBN-Sonder- nummer «Land(wirt)schaft», die ich die- sen Mitteilungen beigelegt habe, ist ein Beitrag des SBN zur Europarats-Kam- pagne «Landleben», an der auch die LGU bereits mit mehreren Beiträgen mitgewirkt hat. Die landwirtschaftlichen Gunstlagen in Liechtenstein erleiden das gleiche. Schicksal, wie sie in der SBN- Sondernummer beschrieben werden. Die meisten Beteiligten sind sich einig: So kann es nicht weitergehen. 
Den Landwirten eine Chance geben Die integrierte Produktion oder der nach strengeren Regeln ausgeübte Bio-Land- bau könnten die unglückselige Spirale der Bodenübernutzung durchbrechen. Mi- chel Roux, Mitarbeiter an der Landwirt- schaftlichen Beratungszentrale Lindau/ ZH, konnte an der Mitgliederversamm- lung der LGU vom 7. Juni ein erfreuliches Umfrageergebnis zitieren. In den Kanto- nen Zürich und Thurgau ist gemäss dieser Umfrage der Glaube der Bauern an die integrierte Produktion recht gross. Fast jeder vierte Landwirt kann sich sogar vor- stellen, auf den biologischen Landbau umzustellen. Wie sich in der Umfrage herausstellte, sind die Landwirte mehr- heitlich bereit, Mehrarbeit auf sich zu nehmen. Empfindlich reagieren sie je- doch verständlicherweise auf Einkom- menseinbussen. Dort ist der Spielraum sehr eng. Es kommt daher sehr darauf an, welche Rahmenbedingungen der Staat setzt. Wenn der Staat das Ertragsrisiko der Landwirte begrenzt, kann damit dem um- weltgerechten Landbau zum Durchbruch verholfen werden. 
Politik hinkt hinterher In Anbetracht solcher Umfrageergebnis- se wirkt die liechtensteinische Landwirt- schaftspolitik nicht mehr zeitgemäss. Von einer Förderung des biologischen Land- baus ist keine Spur zu erkennen. Wo bleibt die Verantwortung des Staates für die Erhaltung gesunder Böden, für die Erhaltung der Artenvielfalt, letztlich für die Erhaltung eines überlebensfähigen Bauernstandes? Die Internationale Al- penschutzkommission (CIPRA) hat an ihrer Tagung vom Oktober 1987 gefor- dert, dass die Hälfte des bergbäuerlichen Einkommens durch ein Entgelt für Lei- stungen erzielt werden solle, die über Marktpreise nicht abgegolten werden. Dazu zählen beispielsweise landschafts- pflegerische Leistungen, Produktionsbe- schränkungen in Schutzgebieten und der freiwillige Verzicht auf chemische Stoffe. Während Bayern schon längst spezielle Förderprogramme zum Schutz von Ma- ger- und Trockenrasen, Acker- und Wie- senwildkräuter, Feuchtflächen und wie- senbrütenden Vogelarten kennt, hat der liechtensteinische Landtag den Schutz der Magerwiesen in Liechtenstein um ein weiteres Jahr verzögert! Umweltbewusste Landwirte werden im Stich gelassen. Die Gemeinde Balzers hat auf Antrag der Botanisch-Zoologischen Gesellschaft (BZG) nun von sich aus die Ausschüt- tung von Prämien bewilligt, um die letz- ten Magerwiesen vor der Zerstörung zu retten. Es ist schon sehr traurig, dass in einem der reichsten Staaten der Welt kein Wille und kein Geld vorhanden ist, die bedrohten Tier- und Pflanzenarten mit- samt ihren Lebensräumen vor dem Aus- rotten zu bewahren. Die LGU wird dessen ungeachtet die Be- mühungen fortsetzen, dass Liechtenstein eine Landwirtschaftspolitik betreibt, die es den umweltbewussten Landwirten er- möglicht, mit Rücksicht auf die wildle- benden Tiere und Pflanzen und mit Ver- antwortung für das nichtvermehrbare Gut «Boden» zu arbeiten. Mit freundlichen Grüssen Wilfried Marxer-Schädler Geschäftsführer 
CIPRA-Jahresfachtagung vom 29. September bis 1. Oktober in Triesenberg/ Fürstentum Liechtenstein Neue Alpentransversalen — Erlösung oder neue Belastung für den Alpenraum? • 
Grundsatzreferate von Günter Topmann (Mitglied des Europaparlaments/ EG-Verkehrsausschuss), Paul Romann (Ressort öffentlicher Verkehr. des VCS) und Prof. Dr. Hermann Knoflacher (Institut für Strassenbau und Verkehrstechnik der Tech. Univ. Wien) • Exkursion in das Planungsgebiet des Splügen-Basistunnels • 
Berichte aus den Alpenländern über Alpentransversalen aus ökologischer Sicht • Ort/Datum: Hotel Kulm, Triesenberg; 29. Sept. bis 1. Oktober • 
Kosten: 100.— Fr. inkl. Essen und Tagungsband • 
Organisation: Int.Alpenschutzkommission (CIPRA); LGU (.nat.Vertretung der CIPRA) • 
Programm und Anmeldung bei der LGU
	        

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