Volltext: LGU Mitteilungen (2003) (58)

7Referat 
Wiederbelebung Revitalisierung der Inn-Aue in 
Strada (Red.) Nur noch ein Rinnsal floss vorbei an der Ischla San Niclà bei Strada. Das Kraftwerk oben, das Kieswerk unten, der Hockeyplatz links und das Lager der Baufirma mittendrin – sie alle bedräng- ten die letzten Reste dieser Aue am Inn ganz am Ende des Engadins Richtung Österreich. Nun sollte auch noch eine Umfahrungsstrasse dazukommen. Sie knabberte weitere Flächen weg, bedroh- te noch mehr diese letzten Naturreste. Gemeinde, Kanton, Umweltvertreter und Firmen begannen miteinander zu spre- chen. Heute kann die Aue wieder als sol- che bezeichnet werden, der Fluss ist wieder ein Fluss, bedrängte Arten haben zurückgefunden – ein grosser Erfolg. Pio Pitsch, ökologischer Baubegleiter des Pro- jekts und Fischereiaufseher in der Region, stellte das Projekt anlässlich der LGU-Mitglie- derversammlung vom 22. Mai 2003 allen Interessierten vor. Was war Seit 1957 wurde der Inn mit Dämmen zurück- gedrängt, um Weideflächen zu gewinnen. 1962 kam die Kiesentnahme aus dem Flussbett dazu, 1970 die Wasserkraftnutzung. Die Wasserkraft- nutzung ist verantwortlich für ein gestörtes Wasser- und Geschieberegime, den Sunk und Schwall, also grosse Differenzen im Wasserab- fluss innert kurzer Zeit, und sehr wenig Rest- wasser, das unterhalb der Staustufe überhaupt noch weiterfloss. Ab 1996 wurde eine Umfah- rungsstrasse im engen Tal geplant. Sie gab den Ausschlag, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen und über Lebensräume und Naturflächen – in diesem Fall die Aue – zu diskutieren. Gemeinsam wurden Ziele formuliert: – Die räumliche Ausdehnung der Aue soll den Stand von 1962 erreichen – Es sollen Starthilfen geschaffen werden, welche der Aue eine eigene Dynamik ermöglichen – Die künftige Entwicklung der Aue soll der natürlichen Dynamik (Hochwasser), also dem Inn, überlassen sein– 
Für gefährdete Arten soll ein Biotop-Ersatz geschaffen werden – Ein Landschaftsentwicklungskonzept (LEK) soll das Projekt begleiten und leiten Was getan und unterlassen wurde Ab 1997 wurde mit der Umsetzung begon- nen. Dazu waren auch grössere Eingriffe und Materialverschiebungen nötig, damit der Fluss und die Lebewesen wieder nahezu natür- liches Flussbettmaterial vorfanden. Einer der wichtigen Punkte für eine solche Neuge- staltung besteht im Mut, nur das Gröbste und Nötigste zu machen, den Rest der Gestal- tung dem Fluss zu überlassen. Wertvoll für eine grosse Vielfalt an Lebewesen sind Lebens- räume mit vielfältigen Strukturen, also Ränder mit Dellen und Löchern, steil und flach, Kies, Sand und Schlamm. Dies bleibt am besten dem Fluss überlassen. Das Wasser kann sich selber einen Weg suchen, an Ufern nagen, Sand- und Kiesbänke aufschütten und abtragen, Treib- holz liegen lassen, Nebenarme abschneiden und Wasserreste zurücklassen, usw. Was heute ist Heute präsentiert sich die Aue wieder als wert- voller Lebensraum, der durch Dynamik ge- prägt ist und vielen beinahe oder ganz ver- schwundenen Arten ein Zuhause bietet. Erste Hochwasserereignisse haben stattgefunden und der Fluss hat mit seiner eigenen Gestaltung der Aue begonnen. Der Flussregenpfeifer und der Flussuferläufer brüten auf den Kiesbän- ken, die deutsche Tamarinde, ein Auen- Strauch, ist wieder zu finden, die Bachforelle kann sich wieder natürlich fortpflanzen und es besteht die Hoffnung, bald die Groppe fest- stellen zu können. Die Wiederbelebung ist ein grosser Erfolg für die Natur, der inzwischen auch von den Gemeinden und Tourismusverantwortlichen erkannt wurde und teilweise verwertet wird. Das ist Gefahr und Chance zugleich.…im Treffpunkt der Evangelischen Kirche in Vaduz-Ebenholz, Vaduz. 
[Bild: 
Paul Trummer]
	        

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