Volltext: LGU Mitteilungen (2002) (56)

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der Nachhaltigkeit Ein Beispiel aus der Schweiz – in derselben Woche durch die Ereignisse ad absurdum geführt: 11. November 02: Die Umweltkommission des Ständerates (Schweiz) lehnt die Ratifizierung aller Durchführungsprotokolle der Alpenkon- vention ab 16./17. November 02: Am Wochenende brin- gen grosse Niederschläge über den Alpen Gefahr und Rüfenniedergänge in Graubünden und im Tessin 18. November 02: Der Tages-Anzeiger berich- tet auf der Frontseite über das fragwürdige Vorgehen der Gegner der Alpenkonvention und über die prekäre Situation in der Surselva, wo am Samstag eine Schlammlawine durch das Dorf Schlans zog und grosse Schäden 
anrichtete Die Frontseite ist ein äusserst symbolisches Bild. Vom Wirtschaftsverband Economie-Suisse wird wider besseres Wissen versucht, lang- jährige Arbeit zum Schutze und Erhalt der Lebensgrundlagen in den Alpen zunichte zu machen. Dass dieser Schutz lebensnotwen- dig ist, dass er auch Einschränkungen im Ver- brauch der Ressourcen beinhaltet und von der Wirtschaft mitgetragen werden muss, das zeigen solche Ereignisse sehr deutlich. Dass grösster Handlungsbedarf im Bereich Umwelt- schutz und Nachhaltigkeit besteht, dass reines Wachstum und Liberalisierung keine Lösungen sind, zeigt sich immer wieder, dies muss inzwi- schen auch den Wirtschaftsvertretern klar sein. Liechtenstein, Österreich und Deutschland haben die Protokolle der Alpenkonvention unterzeichnet. Das ist höchst erfreulich. Jetzt müssen sie genutzt und umgesetzt werden. Für Liechtenstein kann das Protokoll «Verkehr» im Fall Letzetunnel zu einem wichtigen In- strument werden. Es ist an der Regierung diese Chance zu ergreifen und klare Signale zu senden, die rechtlichen Möglichkeiten – wie die Forderung nach einer grenzübergreifenden UVP und das Verkehrsprotokoll der Alpenkon- vention – zu nutzen und mit alternativen Vor- schlägen, wie einem länderübergreifenden, attraktiven öffentlichen Verkehrsmittel an die Regierung Vorarlbergs heranzutreten. Die trila- terale Studie zeigt dabei klar und deutlich den Rahmen und die Voraussetzungen auf.Wirtschaftliche 
Entwicklung, im grundlegen- den Sinne lediglich zu verstehen als Mög- lichkeit unsere Grundbedürfnisse zu befriedi- gen, kann und darf nicht gegen die Nach- haltigkeit und den Schutz der Umwelt ausge- spielt werden. Im Gegenteil: Langfristiges Denken und Wirtschaften setzt die Frage nach den Grenzen, das heisst der Tragbarkeit unserer Bedürfnisse für Umwelt und Natur voraus. Eines der deutlichsten Beispiele ist die Überfischung der Meere: Inzwischen sind die Vorkommen von Speisefischen, wie Kabeljau, Kaiserbarsch und Seelachs um bis zu 85% gesunken. Die FAO (Food and Agriculture Organization der Vereinten Organisationen) wertet 70% aller Fischbestände weltweit als übernutzt, bereits geplündert oder nur in langsamer Erholung. Meeresbiologen warnen vor Meereswüsten, wenn keine Massnahmen ergriffen werden. Die Nahrungsgrundlage vie- ler Menschen und die Einkommensgrundlage tausender von Fischern werden so aufs Spiel gesetzt. Diese Fischerei hat in der Form keine Zukunft. Die Idee der Nachhaltigkeit, postuliert in allen Bereichen des Lebens und vor allem des Wirtschaftens – und damit zum Schlagwort verkommen – ist ganz sicher die Basis für das Überleben von uns und zukünftiger Genera- tionen in verhältnismässigem Wohlstand und in Würde. Das Postulat geht über den Schutz von Umwelt und Natur hinaus. Es postuliert echte wirtschaftliche Entwicklung, die sich an den Grenzen der Nutzung und an der Zu- kunftsfähigkeit orientiert. Ich glaube, es steht west- und mitteleuropäi- schen Ländern und Firmen gut an, hier eine aktive Rolle zu übernehmen und Vorbild zu sein. Wirtschaftliche Entwicklung und verantwortungsvolle Politik muss der Nachhal- tigkeit verpflichtet sein, sie kann auf längere Sicht nicht umgangen werden. Die LGU setzt sich dafür ein – in möglichst vielen Bereichen des täglichen Lebens. Alexander Hauri Frontseite TA vom 18.11.02 
Informationen zur FAO: www.fao.org
	        

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