Volltext: LGU Mitteilungen (2002) (54)

7Nichtregierungsorganisation 
Eine neue Kraft im Staat Die Rollen von 
Nichtregierungsorganisationen Die LGU ist eine Nichtregierungsorgani- sation (NRO). Sie steht im typischen Spannungsfeld von Konfrontation und Zusammenarbeit. Im folgenden Artikel wird über die Rollen, die Ziele, die Legi- timation und die Stellung von NRO ein Bild zu vermitteln. Nichtregierungsorganisationen (NRO) prägen politische und gesellschaftliche Prozesse mit. Sie arbeiten an Themen von grossem öffentli- chem Interesse und sie verwenden Werkzeuge, die in der Öffentlichkeit stark wahrgenommen werden. Seien dies Proteste, Demonstrationen und Medienkonferenzen, oder auch Projekte und Aktionen, wo Probleme auf eine andere, neue Art angesprochen werden. Die NRO sind eine neue Kraft in der Gesellschaft. Neben dem Staat und der Verwaltung, den Medien und den (wirtschaftlichen) Interessensverbänden vertreten sie Anliegen und Werte, die keine eigene Lobby besitzen, jedoch in der Bevölke- rung auf grosses Interesse und oft auf eine persönliche Betroffenheit stossen. Die Arbeits- felder der meisten NRO sind soziale Themen, Umwelt- oder Nord-Süd-Themen. NRO haben eine demokratische Legitimation da sie die Interessen einer grösseren Bevölke- rungsgruppe tragen, organisieren und mani- festieren. Ihre Informationspolitik ist keiner Lobby und keinen wirtschaftlichen Interessen verpflichtet, was sie für viele glaubwürdiger als die Medien macht. Grössere NRO werden sel- ber zu Global Players und erreichen damit die identische Stufe, wie die Systeme und Vertrete- rInnen, der sie durch ihre Arbeit einen Gegen- pol entgegensetzen. Imhof (2001) schreibt zu den NRO im Alpen- raum: «Alpenpolitik ohne NRO ist undenkbar. Denn sie deckt einen geografischen Raum ab – über Ländergrenzen hinweg. [...] Der Vielfalt des Alpenraums entspricht eine eindrückliche Vielfalt, Kultur und Geschichte der NRO. Man- che haben ihre Wurzeln im Widerstand gegen örtliche oder überregionale Projekte, andere sind zur Vertretung gemeinsamer Interessen ökologischer, kultureller, sozialer oder wirt-schaftlicher 
Art entstanden. Nichtregierungs- organisationen verfolgen anwaltliche Aufgaben im Sinne von globalen Menschheitsinteressen. Sie machen keinen Profit und sind idealerweise nicht staatlichen Politiken verpflichtet, sondern unterstützen diese allenfalls dort, wo es ihnen sinnvoll erscheint. [...] Die Stärken der NRO sind ihre Kenntnisse und Erfahrungen, ihre Fähigkeit, schnell zu handeln und sich zu ver- netzen, sowie ihre grosse Glaubwürdigkeit [...]. Diese Stärken machen sie auch für die Medien interessant, was ihre Stellung in der Öffentlich- keit weiter stärkt. Die organisierte Zivilbevölke- rung ist eine unaufhaltsam stärker werdende dritte Kraft zwischen Markt und Staat.» Stückelberger (2001) setzt sich mit der Vielfalt und den Rollen der NRO auseinander: «Die Nichtregierungsorganisationen sind äusserst heterogen und vielfältig: kleine Expertengrup- pen, breit abgestützte Hilfswerke, internationale Umweltverbände, befristete internationale Kampagne-Netzwerke, militante Aktionsgrup- pen usw. Der Schwerpunkt liegt auf Umwelt-, Menschenrechts- und Entwicklungspolitik. NGO’s arbeiten – durch das Internet rasch zunehmend – in internationalen Netzwerken. Sie sind faktisch neue Völkerrechtssubjekte, obwohl von der vorherrschenden Rechtslehre noch nicht als solche anerkannt.» Er verweist weiter auf ihre Verantwortung und beschreibt sie als faire Gegenmacht: «Internationale Nicht- regierungsorganisationen spielen an internatio- nalen Konferenzen in der Interaktion mit Staa- ten eine zunehmend wichtigere Rolle. So waren 1992 an der UNCED-Konferenz in Rio 1420 NRO registriert. Die legitime Vertretung von Partikularinteressen ist mit der Gemein- wohlorientierung zu verbinden. NRO können und sollen staatliche Aufgaben nicht ersetzen, aber als Gegenmacht kontrollieren und wo möglich als Partner kooperativ unterstützen.» 
Definition: Nichtregierungsorganisationen (NRO), in Englisch Non Governmental Organizations (NGO), sind freie, privatrechtliche Vereinigungen mit zumeist thematischer Spezialisierung zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit, zur Hilfeleistung oder zur Mitgestaltung nationaler und besonders internationaler politischer Prozesse und Institutio- nen (Stückelberger, 2001).Zitierte Literatur: STÜCKELBERGER, C. (2001) Ethischer Welthandel: Eine Übersicht. Haupt-Verlag IMHOF, R. (2001) Basisarbeit in Nicht- regierungsorganisationen. In: Alpenreport: Daten, Fakten, Probleme, Lösungsansätze. Internationale Alpenschutzkommission CIPRA (Hrsg.). Haupt-Verlag
	        

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