Volltext: LGU Mitteilungen (2000) (48)

Die Anwendung der Gentechnologie zementiert die «High-input-Landwirt- schaft» Verglichen wurden in der Studie bei den sechs Kulturen Kartoffeln, Weizen, Mais, Raps, Salat und Reben jeweils die Lösungsansätze des inte- grierten und des biologischen Landbaus mit den gentechnischen Methoden. Es zeigte sich, dass von allen bisherigen gentechnischen Ansätzen für die wichtigen Anbauprobleme in der Schweiz keine substantiellen und nachhalti- gen Fortschritte erwartet werden können. Hin- gegen würde die Anwendung der Gentechnik eine auf Monokulturen basierende High-input- Landwirtschaft zementieren, welche die bekannten Umweltprobleme mitverursacht. Die Freisetzung gentechnischer Organismen birgt zudem viele unberechenbare und langfristige Risiken für Mensch und Umwelt. Forschungsansätze im Biolandbau sind innovativ und interdisziplinär Im Biolandbau und im integrierten Landbau werden Anbauprobleme und Schadorganismen im Gegensatz zur Gentechnik meistens nicht als isolierte Einzelfaktoren bekämpft. Lösungs- ansätze bestehen aus einem umfassenden System vieler verschiedener Massnahmen. Dabei spielen die Vorsorge, die Ursachenbehe- bung, die Förderung von natürlichen Regulati- onsmechanismen und Nützlingen eine zentrale Rolle. Wie diese Studie aufzeigt, liegen trotz vergleichsweise sehr kleinen Mitteln in der Bioforschung für die meisten Schlüsselprobleme des Landbaus Lösungen oder Lösungsansätze vor. Die zahlreichen innovativen und interdiszi-plinären 
Forschungsansätze deuten zudem auf ein hohes Problemlösungspotential hin. Eine konsequente Forschungsförderung könnte Potentiale erschliessen, die auch volkswirt- schaftlich sehr lohnend sind: eine grosse Chan- ce für die Landwirtschaft und für den For- schungsplatz Schweiz – schliesst die Studie. Umfassender Ansatz auch für Liechtenstein Mit der Unterschrift zur Gentechnologie – Petition haben bereits 1997 mehr als 1000 Personen gefordert, dass in Liechtenstein keine Freisetzungsversuche mit gentechnologisch veränderten Organismen gemacht werden dür- fen. Diese Forderung hat der Landtag in seiner 2. Lesung des Gesetzes über den Umgang mit gentechnisch veränderten oder pathogenen Organismen aufgenommen. Eine weitere Forderung der Petition war, dass in Liechtenstein weiterhin konventionelle Produkte gekauft werden können sollen. Hier wird die Umsetzung schon schwieriger. Biologischer Mais darf erst ab einer bestimmten Distanz zu nichtbiologischem Mais angepflanzt werden. Was sich als Alternativen ergänzen sollte, ist in dieser Form offensichtlich eine zu harmlose Forderung gewesen. Denn es ist jetzt klar, dass es ein langfristiges nebeneinander einer von gentechnisch veränderten Pflanzen dominierten Landwirtschaft und biologischen Anbaumetho- den, in einem offenen System wie es die Natur ist, nicht geben wird. Insbesondere dann nicht, wenn das System sehr klein ist wie bspw. in Liechtenstein. Das heisst konkret, wir müssen uns jetzt entscheiden – bevor die Gentechnolo- gie in der Natur die biologischen Anbaumetho- den verunmöglicht. Sonst bleibt uns in Zukunft nur noch der Import von biologischen Produk- ten – doch wer kann und wird sie herstellen? Die LGU spricht sich für den umfassen- den und zukunftsgerichteten biologi- schen Weg aus. Dies auch aus Gründen der nachhaltigen Erhaltung der Böden, Pflanzen- und Tierarten und dem mög- lichst guten Schutz unserer Wasser- reserven. 
8StatementÖkologische 
Landwirt- schaft ohne Gentechnik ist zukunftsweisend! Wenn die Schweiz darauf verzichte, genmanipulierte Pflanzen in die Umwelt freizusetzen, so sei dies vor allem auch eine grossartige Marktchance für die Schweizer Landwirtschaft. Denn Gentech-food sei out, in ganz Europa. Die Schweiz könne dann das liefern, was eine grosse Mehrheit gerne möchte: natur- nahe und gentechfreie Lebensmittel. Die Frage ist bloss: Kann sich die Schweizer Landwirtschaft einen Verzicht auf Gentechnik leisten? Dieser Frage ist die Studie «Zukunftsmodell Schweiz – eine Landwirtschaft ohne Gentechnik?» nachgegangen1). Die gleiche Frage müssen wir uns für Liechtenstein stellen. 1) Herausgeberin der Studie ist Florianne Koechlin. Sie entstand in Zusammenarbeit des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL), dem Öko-Institut e.V. Freiburg im Breisgau und dem Blauen- Institut in Münchenstein. Sie kann bei der FiBL, Postfach 5070 Frick, Tel: 062/865 72 36 email: admin@fibl.ch bestellt werden.
	        

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