Volltext: LGU Mitteilungen (1999) (46)

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Ricardo Navarro – Ein Vordenker aus El Salvador Ein Beitrag von Marion Nitsch Am 6. September 1999 war Dr. Ricardo Navarro zu Gast in Liechtenstein. Er gilt als einer der bedeutendsten Vordenker für Lösungswege aus der sozialen und ökologischen Krise in den Ländern Süd- und Mittelamerikas. Für sein Engage- ment wurde er 1995 mit dem alterna- tiven Nobelpreis, dem Goldman Founda- tion’s Environmental Award, ausgezeichnet. Der LED, welcher auch die von Ricardo Navarro gegründete CESTA (Centro Salvadoreno de Tecnolo- gia Aproriada) in El Salvador unterstützt, hatte ihn zu einem Treffen mit liechten- steiner NGO’s eingeladen. Umweltprobleme als direkte Lebensbedrohung Die Probleme, mit denen sich die CESTA in El Salvador auseinander zu setzen hat, sind ge- waltig. Seit der Neoliberalisierung des Landes ist die Armut in El Salvador massiv gestiegen. Die zudem hohe Rate an Analphabeten führt zu einer immer weiter auseinander driftenden Zweiklassengesellschaft. Und dies, obwohl die Wirtschaft in El Salvador schneller als in an- deren lateinamerikanischen Ländern wächst. Profiteure dieses Wachstums sind jedoch nicht die arme Bevölkerung, sondern eine kleine privilegierte Schicht, welche von der Regierung protegiert wird. Jährlich müssen an der Ver- schmutzung von Luft und Wasser und an einer schlechten Ernährung ca. 24’000 Menschen sterben. Das sind vier mal mehr Tote pro Jahr als es Gefallene in den Kriegsjahren zuvor gegeben hat. Dennoch sieht sich die Regierung nicht veranlasst, diesen Problemen entgegen- zuwirken. Am Anfang stand die Fahrradwerkstatt Ricardo Navarro hat sich deshalb dem Kampf gegen diese soziale Ungerechtigkeit und die weiter voranschreitende Umweltverschmut- zung verschrieben. 1980 gründete er die CESTA, mitten in den Wirren des Bürgerkrieges. Ziel dieser NGO ist es, die Bedürfnisse der Bevölkerung zu erfassen und Lösungsmöglich- keiten für sie zu finden. Begonnen hat RicardoNavarro 
seine Arbeit mit einer Art Fahrrad- werkstatt. Die Idee war, mit Hilfe einfacher Technologien Alltagsprobleme zu lösen. So wurden in seiner Werkstatt Fahrräder konzi- piert, welche zur Energiegewinnung oder als Antriebsmotor genutzt werden können. Aber auch der Umbau von Fahrrädern zu Transport- mitteln, welche z.B. den spezifischen An- sprüchen eines Kleinhändlers genügen oder sich zum Personentransport eignen, sollte der ärmeren Bevölkerung die Möglichkeit geben, auch mit wenig finanziellen Mitteln am Er- werbsleben teilnehmen zu können und somit ihre Selbständigkeit zu fördern. Das Know-How muss weiter gegeben werden Inzwischen gibt es von der CESTA vier Bildungszentren, die sehr vielfältige Kurse zu Themen, wie z.B. Mülltrennung, Nutzung von Sonnenenergie, Herstellung von Dachziegeln ohne Holz, Wiederaufforstung, Umgang mit Medizinalpflanzen, Kompostieren, Ernährung und Hygiene anbieten. Wichtig für den Erfolg ihrer Arbeit ist für die CESTA jedoch, dass die Teilnehmer das gelernte Know How später an andere weitergeben. Nur so kann auf längere Frist hin einer breiten Bevölkerungsschicht Hilfe geleistet werden. Massentourismus aus dem Norden ist eine Bedrohung Bedrohlich für El Salvador ist auch der Massen- tourismus, für den immer mehr Mangroven- wälder abgeholzt werden sollen. Ausländische Investoren arbeiten hier eng mit der Regierung zusammen, so dass der Weg, auf die Politik der Regierung Einfluss zu nehmen, wohl lang und steinig ist. Mit Landkauf versucht sie deshalb wenigstens einen Teil dieser wertvollen Land- schaft zu retten. Die Mittel der CESTA dazu sind jedoch begrenzt. Eine Hoffnug sieht Ricardo Navarro noch darin, mit anderen NGO’s, vor allem in den Ländern der betreffen- den Investoren, enger zusammenzuarbeiten und so auch international Druck auf die Re- gierung ausüben zu können. Auch für unsere Arbeit hier ist Ricardo Navarro’s Methodik und Mut beispielgebend.
	        

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