Volltext: LGU Mitteilungen (1998) (44)

10Veranstaltungdafür, 
dass die Wertschöpfung in der Region bleibt, und dass keine unnötigen Lebensmittel- transporte stattfinden. Wenn wir Produkte kau- fen möchten, die bei uns nicht hergestellt wer- den, so haben wir die Möglichkeit diese aus dem sogenannten «fairen Handel» zu bezie- hen. Dadurch gewährleisten wir, dass der Bauer, welcher das Produkt oder dessen Roh- stoffe hergestellt hat, einen Lohn erhält, wel- cher der von ihm geleisteten Arbeit entspricht. Wir vermeiden also, dass er wie meist üblich unterbezahlt wird. Indem direkt mit den kleinbäuerlichen Genos- senschaften gehandelt wird, garantieren Orga- nisationen wie Max Havelaar, die einen fairen Handel betreiben, trotz schwankender Welt- marktpreise immer einen Mindestpreis für die Produkte und Rohstoffe. Hinzu kommt, dass der Bauer Vorfinanzierungen und stabile Ver- träge erhält. Der von uns bezahlte Mehrpreis fliesst in einen Fonds, aus dem Projekte zur Verbesserung der Ausbildung, der Infrastruktur, der Produktqualität, sowie der Arbeits- und Lebensbedingungen der Plantagenbelegschaft (Kindergärten etc.) finanziert werden. Ein Beispiel: Wenn wir im Geschäft einen fair gehandelten Kaffee (Kaffee ist nach Erdöl heute das zweit- grösste Handelsprodukt der Welt) kaufen, so bezahlen wir in der Regel einen Preis, der leicht (bis zum 1.2-fachen, also maximal 20%) über dem Preis eines nicht fair gehandelten Kaffes liegt. Der Bauer aber erhält für seine Kaffee- bohnen einen Preis, der bis zu drei Mal höher ist als wenn der Kaffee an einen Zwischen- händler verkauft wird. Wir haben die Wahl... Heute gibt es eine Vielzahl von fair gehandel- ten Waren: Lebensmittel, Kunsthandwerk, Klei- dung, etc. Die folgenden Lebensmittel können Sie aus dem fairen Handel beziehen: Kaffee, Honig, Tee, Gewürze, Bananen, Scho- kolade, Reis, Dörrobst, Zucker, Kakao, Quinoa, Nüsse, Fruchtsäfte (Orangen- und Grapefruit- saft) Weitere Informationen zu fair gehandelten Pro- dukten erhalten Sie auf der Geschäftsstelle der LGU oder im Welt- und Naturlada in Vaduz. «Macht euch die Erde untertan und herrscht über sie...», – Ökologie und Christentum 19. November 
1998 Nach einem Einführungsreferat von Robert Büchel-Thalmaier, Theologe und Studienleiterder 
Arbeitsstelle für Erwachsenenbildung disku- tierten an diesem Abend Renate Daub, Pfarre- rin der evangelisch-lutherischen Kirche und Franz Näscher, Pfarrer von Vaduz mit den Kurs- teilnehmern über das ökologische Selbstver- ständnis der Kirchen. Robert Büchel-Thalmaier führte aus, dass die Texte der Bibel bis zum Spätmittelalter nicht ausbeuterisch verstanden wurden. Erst in der Neuzeit seien die Bibelzitate aufgrund eines neuen, materialistischen, menschenzentrierten Weltbildes als Legitimation für die Ausbeutung der Erde verwendet worden. Die Kirche habe gegen diese missbräuchliche Argumentation viel zu wenig Einspruch eingelegt, sie sei zu wenig «prophetisch» gewesen. Lese man die Bibel richtig, so komme man zu dem Schluss, dass der Mensch ein von Gott beauftragter Gärtner und Hüter der Schöpfung sei, der Leben bewahren und fördern soll. Seitens der Kirchen sei es zu einem späten Erwachen gekommen. So gab es 1989 in Basel und 1997 in Graz zwei grosse ökumenische Versammlungen, die sich mit der Umweltthe- matik auseinandergesetzt haben. Seit 1986 gibt es in der Schweiz die OeKU (Ökumenische Arbeitsgemeinschaft Kirche und Umwelt), die seit 1990 jährlich eine konkrete Aktion durch- geführt hat. Der in Lateinamerika tätige Bischof Greutler sei ein weiteres positives Beispiel. Hinzu kommen noch kleinere Aktionen wie etwa der Umbau der Gebäude einer Pfarrei bei Freiburg i. Br. nach ökologischen Kriterien. Es müsse eine bessere Vernetzung und Koordinati- on angestrebt werden. Durch ein verstärktes ökologisches Engagement könne die Kirche ihre Glaubwürdigkeit verbessern. Im Grunde genommen sei jeder selbst verantwortlich, jedoch wünschen sich die Anwesenden, dass sich auch die Exponenten der Kirche zu Umweltthemen äussern. Laut Pfarrer Näscher müsse unser  heutiges Verständnis von Fortschritt stark hinterfragt werden. Fortschritt dürfe nie auf Kosten der Geschöpfe und der Umwelt gehen. Fortschritt müsse fragen, was dem Leben und der Nach- haltigkeit diene, müsse fragen: «Was wollen wir weitergeben?». Die Umwelt, so eine Kursteilnehmerin, müsse auf der Prioritätenliste der Kirche nach vorne kommen. Politisch solle die Kirche als Bewusst- seinsbildnerin, auch in der Öffentlichkeit, auf- treten. Ihre Stimme müsse lauter werden. 
Renate Daub, Pfarrerin Vaduz Robert Büchel-Thalmeier, Erwachsenenbildung 
Franz Näscher Pfarrer Vaduz
	        

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