Volltext: LGU Mitteilungen (1990) (15)

LGU-Mitteilungen August 1990 Thema: Solvitec AG, Sennwald Vor einem halben Jahr sind erstmals Plä- ne über die Errichtung einer Sonderab- fall-Recyclinganlage in Sennwald be- kanntgeworden. Als Initiantin tritt die Solvitec AG auf. Nach einigen anfäng- lichen Presseberichten kam es im liech- tensteinischen Landtag zu einer Anfrage betr. Solivtec an die Regierung, da diese Anlage verständlicherweise gerade den Unterländer Gemeinden Sorgen bereitet. Der Ruggeller Vorsteher hat das Projekt sogar in den Gemeinde-Mitteilungen vor- gestellt. Was will die Solvitec AG? Am 26. Juni haben die Vertreter der Fir- ma Solvitec AG die Pläne für ihre Recyc- ling-Anlage vorgestellt. Demnach plant die Firma eine Entsorgungsanlage mit folgenden 11 Tätigkeitsbereichen, die je- weils von eigenständigen Aufbereitungs- und Recyclingsgesellschaften übernom- men werden: 1. Altlasten 
(organisch-chemische Schadstoffe und anorganische Substanzen aus kontaminierten Böden) 2. 
Flüssigkeiten (Triage, Regenerierung und Trennung von verunreinigten Flüs- sigkeiten wie z. B. Lösungsmittel, wasser- haltige Emulsionen, Schlämme) 3. 
Batterien (Aufbereitung und Verwer- tung) 4. 
Elektronikmaterial (Volumenreduzie- rung und Wertstoffrückgewinnung) 5. 
Aktivkohle-Filter (Abtrennung von Quecksilber) 6. 
Altholz (Zerkleinerung zu Holzschnit- zeln) 7. 
Energiegewinnung (Umwandlung von Holzschnitzeln und anderen brennbaren Resten in Wärme-, Dampf- und elektri- sche Energie vor allem für die Selbstver- sorgung) 8. 
Kunststoffe (Verarbeitung zu Granu- lat und Fertigprodukten) 9. 
Kühlschränke/Haushaltgeräte (Volu- menreduktion, Stoffausscheidung (insbe- sondere FCKW, Öl, Entgasung von PUR-Schäumen) und Wertstoffverwer- tung) 10. 
Leuchtstoffröhren (Volumenreduk- tion und Wertstoffrückgewinnung) 11. 
Verfestigung (Immobilisierung von schwermetallhaltigen Rückständen). Wie geht es weiter? Ein Baugesuch dürfte inzwischen von der Firma Solvitec AG bei der Gemeinde Sennwald eingereicht worden sein. 
Gleichzeitig ist ein Umweltverträglich- keitsbericht mitzuliefern. Nach Auskunft der Firmenleitung stellt die Sonderabfall- anlage keine grössere Emissionsquelle dar als eine durchschnittliche Industrie- anlage. Das Risiko stuft die Firmenlei- tung als vernachlässigbar klein ein. Die Prüfung des Umweltverträglichkeits- berichtes und des Gesamtprojektes er- folgt durch die Gemeinde Sennwald, wel- che jedoch durch eine solche Aufgabe überfordert sein dürfte. Es werden daher sehr wahrscheinlich Umweltexperten und das Amt für Umweltschutz in St.Gallen beigezogen. Umweltauswirkungen der Recycling-Anlage Wir haben momentan weder den Um  weltverträglichkeitsbericht der Solvitec AG, noch haben wir weitere Experten- meinungen zu Verfügung. Wir müssen uns daher bei der vorläufigen Beurteilung der Umweltauswirkungen der Solvitec AG auf deren eigene Angaben im Verlauf der Orientierung der Öffentlichkeit am 26. Juni in Sax abstützen. An dieser Orientierung mussten wir einige bemer- kenswerte Fakten zur Kenntnis nehmen: — Verkehr: Die Firmenleitung rechnet im ungünstigsten Falle mit rund 15,000 LKW-Fahrten pro Jahr. Es werden etwa drei Viertel des Sonderabfalls mit LKWs angeliefert. — Luftverschmutzung: Im Jahr 1995 wer- den rund ein Drittel aller Stickoxidemis- sionen in Sennwald von der Solvitec stammen. — Deponie: Das Enddeponiegut fällt in unserer Region an. Die Deponiefrage ist noch nicht gelöst. — 
Haftung:  Für allfällige Schäden haften die Firmen, die einzelne Tätigkeitsberei- che übernommen haben, und nicht die Solvitec AG. Das erhöht das Risiko, dass sich «schwarze Schafe» einnisten. — Einzugsgebiet: Die Solvitec rechnet mit dem Einzugsgebiet Ostschweiz, zu welcher nicht nur die Kantone Graubün- den, St.Gallen und Appenzell, sondern auch Schaffhausen und vor allem Zürich gezählt werden. — Mitsprache: Nach Auskunft der Solvi- tec AG haben die angrenzenden Regio- nen (Vorarlberg und Liechtenstein) sehr wahrscheinlich kein Mitspracherecht, ob- wohl die Anlage in unmittelbarem Grenz- gebiet zu stehen kommt und sie durch die tendenziellen Westwinde am meisten be- troffen sind. — Abfallkonzept: Es wird aus den Aus- führungen der Solvitec AG nicht ersicht- lich, ob die Errichtung einer Recycling- 
Anlage in Sennwald in ein gesamtschwei- zerisches Konzept zur Sammlung und Verwertung von Sonderabfall eingebettet ist. Es besteht die Gefahr, dass auf dem Sonderabfallsektor ein Verdrängungs- wettbewerb einsetzt. Die Regierung sollte sich einschalten Es ist grundsätzlich sicher sinnvoller, Sonderabfall zu verwerten als ihn einfach nur zu deponieren oder unsachgemäss zu entsorgen. Liechtenstein hat sich berei- terklärt, zur Entsorgung von Sonderab- fall, der auch bei uns in grossen Mengen anfällt, beizutragen. Vorerst sind Depo- nieanlagen in Ruggell und Schaan ge- plant. Gerade wir haben daher ein Inter- esse daran, dass der Sonderabfall recyc- liert wird, damit möglichst wenig Depo- nieraum beansprucht wird. Umgekehrt stellt sich aber doch die Fra- ge, ob die Grenzgemeinde Sennwald den idealen Standort für eine Sondermüll-Re- cyclinganlage darstellt. Wenn die Emis- sionen nach Angabe der Firmenleitung nicht höher sind als bei anderen Indu- strienanlagen, dann kann eine Recycling- anlage auch dorthin gestellt werden, wo der meiste Sonderabfall anfällt, nämlich in die industriellen Ballungsgebiete, bei- spielsweise in St. Gallen, Winterthur oder Zürich. Stattdessen soll die Anlage auf vergleichsweise kostengünstigen Boden in Sennwald gestellt werden, wo dann ein Teil der industriellen Abfälle aus den Zentren angeliefert und allenfalls sogar noch in unserer Region enddeponiert wird. Die E L. Regierung sollte sich bei der Kantonsregierung St.Gallen eingehend über die Solvitec AG erkundigen und sich gemeinsam mit Vorarlberg ein Mitspra- cherecht erkämpfen. Um es nochmals deutlich zu mache: es geht nicht darum, die Solvitec AG zu verhindern, sondern darum, genauestens über die geplanten Schritte und die zu erwartenden Konse- quenzen informiert zu werden, um' im Falle grösserer zu erwartender Umwelt- belastungen dagegen einschreiten zu können. Wir haben millionenschwere Anstren- gungen unternommen, um die Kehricht- verbrennungsanlage und andere Schad- stoffemittenten zu sanieren. Diese An- strengungen dürfen nicht durch neue An- lagen unterlaufen werden. Wir dürfen da- bei nicht vergessen, dass noch immer 75 Prozent der Weisstannen und 50 Prozent der Fichten in unseren Wäldern geschä- digt sind. Die Luftverschmutzung ist wirklich hoch genug.
	        

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