Das Fürstentum Liechtenstein
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Geschichtliches. Die in den letzten zwanzig Jahren an
verschiedenen Orten des Landes durchgeführten Ausgrabun-
gen geben davon Zeugnis, daß das Gebiet des heutigen Für-
stentums mindestens seit dem dritten Jahrtausend v. Chr. stän-
dig besiedelt war. Die wichtigsten prähistorischen Fundstel-
len finden sich auf den Höhen des Eschnerberges, wo alle
Perioden von der Steinzeit bis zur Römerzeit vertreten sind;
ähnlich sind die Verhältnisse auf Gutenberg bei Balzers. In
Vaduz wurden Funde aus der Bronzezeit gemacht. Das Volks-
tum der frühen Bewohner dieser Gegend wird aber erstmals
in der späten Eisenzeit ersichtlich, wo illyrische und keltische
Kultureinflüsse teilweise nebeneinander sichtbar werden, Im
Jahre 15 v. Chr. wurde das Gebiet von Rätien von den Römern
unterworfen (Churrätien). Durchs Land führte die Römer-
straße, die Rätien mit Italien verband. Als erster Glaubens-
bote verkündete hier der hl. Luzius das Christentum (Luzien-
steig). In der nachrömischen Zeit wurde auch das Gebiet von
Churrätien immer mehr von den von Norden her vordringen-
den Alemannen durchsetzt, Im Lande sind rätoromanische Ein-
flüsse nicht nur in vielen nichtdeutschen Orts- und Flur-
namen, sondern auch im Volksschlag und teilweise noch in
der Bauart ersichtlich. Churrätien kam später an die fränki-
schen Könige und gehörte dann auch zu dem von Karl dem
Großen errichteten Herzogtum Schwaben und Rätien, Unter
den Nachfolgern Karls des Großen entstanden im Gebiet des
heutigen Fürstentums die Grafschaft Vaduz und die Herrschaft
Schellenberg, die durch fünf Jahrhunderte hindurch von ver-
schiedenen Herren beherrscht wurden (Grafen von Montfort,
von Brandis, von Sulz und von Hohenems). Um 1300 sind, wie
auch in Graubünden, Walliser eingewandert, die sich haupt-
sächlich auf den Höhen von Triesenberg und Planken ansie-
delten. Nachdem 1699 das Gebiet von Schellenberg und 1712
die Grafschaft Vaduz an die Fürsten von Liechtenstein ge-
kommen war, wurde das Land 1719 zum Fürstentum erhoben.
Napoleon zwang 1806 das Land, dem Rheinbunde beizutreten,
später war es noch Mitglied des Deutschen Bundes, der sich