Volltext: 50 Jahre Gymnasium in Liechtenstein

diese Schule ausgewählt werden. (. . .) Gerade in der Notwendigkeit, im gymnasialen 
Bereich einer durch unsere kleinstaatlichen Verhältnisse naheliegenden Isolation 
auszuweichen, erkennen wir die Chance für ein modernes bildungspolitisches 
Konzept. Unsere Eigenständigkeit wird dadurch nicht in Frage gestellt, sondern erst 
ermöglicht. Ein liechtensteinisches Modell ist so immer auch ein überregionales und 
darf sich nicht einseitig an den Grenzen einer schweizerischen Kantonsschule 
orientieren. (...) Das Zusammenwirken in- und ausländischer Lehrkräfte hat sich in 
unseren besonderen Verhältnissen bewährt. Kontinuität schaffen heisst für uns, sich 
diesem Erbe verpflichtet fühlen (...).» 
Ein zweiter Schwerpunkt unserer Arbeit bildete die Überprüfung unserer Arbeitsbe- 
dingungen. Dabei liessen wir uns nicht nur von eigenen Erfahrungen leiten, sondern 
berücksichtigten auch Vergleichsdaten aus den meisten Kantonen der Schweiz, aus 
Deutschland und aus Österreich. Auch hier waren wir bemüht, die in einem Forde- 
rungskatalog zusammengefassten Verbesserungsvorschläge im Interesse der 
Jesamten Schule darzustellen. 
Wenn wir in diesem Katalog beispielsweise die in unseren Landen wenig populäre 
zorderung nach einer Reduktion des Pflichtstundenpensums für Lehrer aufstellten, 
beriefen wir uns nicht in erster Linie auf Vergleichszahlen aus dem Ausland oder auf 
die Gleichstellung mit dem übrigen Staatspersonal, das bereits in den Genuss einer 
Arbeitszeitreduktion gekommen war. Entscheidend war der Wunsch nach mehr 
\Musse und Ruhe für das Gespräch zwischen Lehrer und Schüler, zwischen Lehrer 
und Eltern, mehr Zeit auch für das Gespräch zwischen Kollegen und für eine 
berufsbegleitende Weiterbildung. 
Der Erfolg all unserer Arbeit wird aber weitgehend davon abhängen, inwieweit es 
uns gelingt, in der allgemeinen Bildungsdiskussion ein gewichtiges Wort mitzureden. 
Wenn die Schule heute vermehrt kritisiert wird, so ist dies einmal der positive 
Ausdruck einer sich emanzipierenden Gesellschaft, zum_anderen aber auch ein 
Zeugnis des wachsenden Misstrauens gegenüber den Errungenschaften unserer 
sozialen und ökonomischen Entwicklung. Denn die inneren Widersprüche einer 
einseitig auf Leistung, sprich Akkumulierung materieller Güter ausgerichteten 
Gesellschaft bleiben nicht ohne Auswirkungen auf die Schule. Die Schule ist aber 
nicht einfach so gut oder so schlecht wie die Gesellschaft, die sie trägt; sie kann, 
trotz aller Zwänge, in einem gewissen Mass als Korrektiv wirksam werden 
Unsere traditionelle ‚Schule und unser Verständnis von Leistung müssen jedoch 
sorgfältig in ihrem sozialen Kontext hinterfragt werden. Nur so können wir verhin- 
dern, dass die Schule zum Experimentierfeld verschiedener Interessengruppen 
gemacht wird. An dieser Aufgabe muss der Verein mit allen Verantwortlichen 
zusammenarbeiten. Sachkenntnis und Erfahrung sind unabdingbare Voraussetzun- 
gen für ein solches Vorhaben. Wir haben deshalb schon früh teilweise sehr intensive 
Kontakte mit unseren Nachbarverbänden aus der Schweiz, Deutschland und Öster- 
reich gepflegt, um so an diesem grossen Erfahrungspotential teilhaben zu können.
	        

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