sionen, der Feuergeschworene, der Traubenhü-
ter, die Hebamme und drei Kirchensängerinnen,
Als Verwaltungsaufwand ist die Reparatur der
«Gemeindesiegelpresse» verbucht. Der Handels-
mann Rheinberger verrechnet für «Ladensa-
chen», die der «Gemeinde-Säckratar» Anton
Amann abgeholt hat, 16.15 Gulden. Für dasFron:
leichnamsfest liefert die Engelwirtin das Brot,
Matthäus Wolf und die Fronleichnamsschützen
verbrauchen 7% Pfund Pulver und 800 Stück
Zündhürtchen. «Schlangenpapier» und «Tür-
kischrottuch» werden zur Dekoration verwen:
det. Schlosswirt Lampert liefert Wein für die Kir-
che, Hofkapları Fetz den Kommunikantenwein
für Weihnachten und Ostern. Der bischöflichen
Kanzlei in Chur sind 10000 (!) Kommunionzet-
tel zu vergüten. Die grössten Investitionen betref
fen die Reparatur der Oberlehrerwohnung
(«Dr. Grass’ische Behausung») und den Kauf
von zwei Zuchtstieren in Sargans. Für «Zehrung
der spielpflichtigen Knaben auf dem Schloss»
zahlt die Gemeinde 5.12 Gulden. Die von einem
Brandunglück betroffene Tiroler Gemeinde Zipf
erhält 5 Gulden an Unterstützung. Mehreren Pri-
vaten wird die Versorgung und Verpflegung von
Armen und Kranken vergütet. Landesphysikus
Dr. Schädler verrechnet für «Impfdiäten und
ärztliche Behandlung von vermögenslosen
Gemeindeangehörigen 1856-1863» 135 Gulden.
Das Bild, das die Gemeinderechnung allein ver-
mittelt, trügt. Die Aufwendungen für die Schule,
zum Teil aus dem Gemeindeschulfonds bestrit-
ten, werden eigens verrechnet. Auch die meisten
Aufwendungen für das Kirchenwesen werden
aus dem Pfrundvermögen und mit kirchlichen
Gebühren bezahlt. Der Kirchenpfleger führt die
Rechnung. Schliesslich sind die zahlreichen
Gemeinfronen für Rheinwuhr-, Entwässerungs-,
Wald-, Strassen- und andere Arbeiten zu beach-
ten. Diese Gemeindelasten werden auf die Haus-
haltungen der am Gemeindeboden nutzungsbe-
rechtigten Bürger umgelegt. Ihr Geldwert beträgt
ein Mehrfaches der Gemeindeeinnahmen.
Kirchliches
Bis 1842 ist Vaduz ein Teil des Kirchspiels Schaan
gewesen. Die Vaduzer sind nach Schaan in die
Kirche gegangen, dort getauft, getraut und begra-
ben worden. Die Hofkapläne an der altehrwürdi-
zen St. Florinskapelle, Grablegestätte der ersten
Landesherren, haben keinerlei Seelsorgepflichten
für die Dorfbewohner gehabt, lediglich für die
hemrschaftlichen Beamten und Bediensteten im
Amtsquartier («Städtli»). Jetzt ist Vaduz eine selb-
ständige Kuratie. Der erste Kurat, Josef Anton
Wolfinger, Kanonikus und Schulinspektor, seit
1858 Landesvikar, hat die Pfründe der ehemali-
gen unteren Hofkaplanei inne. Die obere Hofka-
planei besetzt Johann Franz Fetz, neben der Seel-
sorge als Historiker, Chronist und einige Jahre
später als Redaktor und Gründer des «Liechten-
steiner Volksblatt» tätig. Fetz ist seit 1849 in
Vaduz. Nach ihm benennen die Vaduzer ihren
Friedhof, «sFetza Bündt».
Mit dem Status einer Kuratie gibt man sich ın
Vaduz noch nicht zufrieden. Erstrebt wird die
Errichtung einer Pfarrei. 1863 werden die lech-
tensteinischen Priesterkonferenzen, die einige
Jahre ausgesetzt hatten, wieder eingeführt. Vaduz
wird als bleibender Versammlungsort des Lan-
desvikariats bestimmt. Nun soll eine neue, für
den Hauptort des Landes würdige Kirche gebaut
werden. 1860 ist ein Kirchenbaukomitee gegrün-
det worden. Bereits haben verschiedene Haus-
kollekten und andere Sammelaktionen einge-
setzt. Der Standort der Kirche steht noch nicht
fest. Darüber gehen die Meinungen weit ausein-
ander.
Schule
Das Schulwesen hat in Vaduz erfreuliche Verbes-
serungen erfahren. Zu verdanken ist dies in erster
Linie dem Vaduzer Arzt und grossen Wohltäter
Dr. Joseph Ludwig Grass, der der Gemeinde
1852 zwei Häuser mit Boden für Lehrerwohnun-
gen und zum Bau eines neuen Schulhauses
geschenkt hat. Das Schulhaus ist 1854 vom Vadu-
zer Baumeister Franz Josef Seger, dem Erbauer
der Triesner Pfarrkirche, um 2 000 Gulden erstellt
worden.