Zoll- und Finanzwesen
1852 hat Liechtenstein das österreichische System
der Zölle, Staatsmonopole, Verzehrungssteuern,
der Stempel und Kalender, der Zeitungen und
Spielkarten übernommen. Waren können nur
über die beiden Zollstätten Balzers und Bendern
asin- und ausgeführt werden. Die Fähren in
Schaan, Vaduz und Ruggell dienen lediglich dem
Personenverkehr. Diese Umwege im Warenver-
kehr und die unbeliebte Verzehrungssteuer auf
Bier, Wein, Obstmost, Fleisch und Branntwein
erregen vor allem den Unwillen der Bevölkerung.
Nun soll der Zollvertrag mit Österreich erneuert
werden. Petitionen aus sieben Gemeinden an die
Regierung wenden sich gegen eine Vertragser-
neuerung und verlangen einen Zollanschluss an
die Schweiz. Auch die «Vaduzer Knabenschaft» —
gemeint sind die ledigen, militärpflichtigen jungen
Burschen, die im Dorfleben eine besondere Rolle
spielen — engagiert sich in dieser Angelegenheit,
offensichtlich recht heftig. Das Landgericht sieht
sich am 7. Januar 1863 zu folgender Bekanntma-
chung veranlasst: «Nachdem von Seite der Vadu-
zer Knabenschaft wiederholt böswillige Demon-
strationen und tätliche Angriffe gegen die hiesige
Finanzwache vorgefallen sind, wird hiemit
bekannt gegeben, dass im Falle derartige Exzesse,
welche von einer ordnungsliebenden Bürger-
schaft leicht verhindert werden können, noch-
mals vorkommen würden, auf Kosten der Bür:
gerschaft Militäreinquartierung angeordnet wer-
den müsste». —Die Erregung im Lande legt sich
wieder. Landtag und Regierung beschliessen die
Erneuerung des Zollvertrags mit Österreich. Der
Vertrag bringt teilweise die gewünschten Verbes-
serungen: In Vaduz und Schaan werden nun Zol-
lämter II. Klasse errichtet, die Einhebung der Ver-
zehrungssteuer erfolgt neu durch liechtensteini-
sche Organe, für Hausdurchsuchungen besteht
Anmeldungspflicht.
Der liechtensteinische Staatshaushalt weist ca.
35 000 Gulden Gesamteinnahmen auf. Mehr als
8 000 Gulden werden für Wasserbauten (Rhein-
wuhre, Entwässerung) aufgewendet. Die Stras-
senbaukosten belaufen sich auf 1682 Gulden.
Die Einnahmenseite der Vaduzer Gemeinderech-
nung zeigt folgendes Bild:
Steuern
Neugutschilling
Atzungsablösungskapitalzinsen
Gemeindekapitalzinsen
Strafen
Pachtzinsen
verkauftes Holz
Schulstrafen
zwei verkaufte Zuchtstiere
vom fürstlichen Rentamt für Unterstützung
des ehemaligen Schlosstorwarts Dürmayer
Hauszins Dr. Schlegel (1860-62)
Neutgutschilling 1858-1861 ä 14 7, Kreuzer
von Triesen (Josef Schädler)
rückbezahltes Atzungsablösungskapital
von Josef Walser, Schaan
Gesamteinnahmen
Zur Bestreitung der Landes- und Gemeindeaus-
lagen werden auf 100 Gulden Steuervermögen 2
Gulden umgelegt. Das gesamte Steuervermögen
‘= Häuser und Grundbesitz) von Vaduz beträgt
und 65 000 Gulden. Die Gemeinde hat 166 Steu-
arzahler. 122 haben ein Steuervermögen unter
500 Gulden (davon 34 unter 100 Gulden), 37 ver
steuern ein Vermögen von 500 bis 1 000 Gulden,
7 ein solches über 1000 Gulden. Zu letzteren
zehört auch die Alpgenossenschaft mit 1056
Gulden Steuervermögen. Das kleinste Vermögen
veträgt 4 Gulden, die reichsten Vaduzer sınd
Franz Anton Kirchthaler mit 2297 und Louis
Rheinberger mit 2823 Gulden Steuervermögen.
11 Personen gelten als vermögenslos (ohne
Grundbesitz). Dazu gehören auch der Pfarrer
and der Hofkaplan.
Auf der Ausgabenseite stehen als Hauptposten
545 Gulden, die an die. Landeskasse abgeführt
worden sind, und 609 Gulden an rückbezahlten
Passivkapitalien und Zinsen. Eine Vielzahl von
weiteren Ausgabenposten geben Einblick in Auf-
gaben und Tätigkeiten der Gemeinde. Als
Gehaltsempfänger finden sich neben Bürgermei-
ster, Säckelmeisterund Geschworenen der Ober-
lehrer und zwei Schulschwestern, der Kaminkeh-
rer, der Waldaufseher, der Schulwart, der Mäuse-
finger, der Mesmer, der Kreuzträger bei Prozes-
372.36 7,
95.48
146.33
113.11
12.90
80.60
148.20
5.88
135.46
Gulden
Gulden
Gulden
Gulden
Gulden
Gulden
Gulden
Gulden
Gulden
10.45 Gulden
40.00 Gulden
198.34%, Gulden
17.50 Gulden
2184.65 Gulden