Volltext: 125 Jahre Harmoniemusik Vaduz 1863-1988

den «Vermissten» noch in der Schlosswirtschaft 
anzutreffen seien. Als sie dann beim Schloss ange- 
kommen seien, habe man dort Tür und Tor fest 
verriegelt vorgefunden und als man ihnen endlich 
aufgemacht habe, habe man erfahren, dass sich 
die Genannten noch zu nächtlicher Stunde auf 
den Heimweg gemacht hätten. — Mit etwas 
besorgten Gesichtern sei die «Rettungsmann- 
schaft» dann wieder auf den Heimweg. — Vorerst 
habe man von beiden keine Spur gefunden —aber 
dann habe man plötzlich abseits des Weges 
jemand rufen gehört: «Du mir sind globi noch 
lang net die letschta, grad hani Lüt ghört, wo vom 
Schloss aha kond.» —Jetzt erst seien die nunmehr 
Wachgewordenen von ihren «Rettern» entdeckt 
worden. — «Retter und Gerettete» hätten sich 
vorerst «halba kaputt gelacht». Erst dann habe 
man beschlossen, möglichst «uvermirkt» ins 
Oberdorf zu kommen und über die Geschichte 
im Schlosswald «über’s Grab hinaus» zu schwei- 
gen. Es sei aber keine Woche vergangen bis die 
Episode im ganzen Dorf bekannt geworden sei 
Aus der jüngeren Vereinsgeschichte wissen wir, 
dass anfangs der dreissiger Jahre mit der Berufung 
eines neuen Dirigenten, dem später zum Fürstl. 
Musikdirektor ernannten Adolf Büchel, eine 
neue Aera in der Vereinsgeschichte eingeleitet 
wurde. — Aus der Dorfmusik entwickelte sich 
innert kurzer Zeit eine stattliche Musikkapelle, 
die dem aufstrebenden Hauptort des Landes alle 
Ehre machte; denn bald wurden leistungsmässig 
neue Massstäbe gesetzt und der eine oder andere 
Musikant hatte in dieser Phase sichtlich Mühe, 
mitzuhalten. Dieser Umstand sorgte denn auch 
dafür, dass die Leistungskurve nicht gar zu steil 
anstieg und Humor und Kameradschaft ihren 
angestammten Platz behielten. Allerdings konnte 
das aber nicht verhindern, dass ein Musikfest das 
andere jagte und die Anforderungen an das Kön- 
nen immer grösser wurden. —Zwei strenge Pro- 
ben in der Woche wurden zur Selbstverständlich- 
keit und wer auf der Höhe sein wollte, musste 
auch zu Hause sein Instrument zur Hand neh- 
men. Wer’s weiterhin gemütlich nehmen wollte, 
kam bald ins Hintertreffen und musste gewärti- 
gen, dass man ihn vor die Türe setzte. Dass solche 
cxempel statuiert wurden, beweist das Echo, das 
solche «Abgänge» in jenen Jahren sogar in den 
Fasnachtszeitungen hinterliess. 
So steht zum Beispiel in der «Narren-Revue>» aus 
dem Tahre 1951 folgende «Warnung»: 
Warnung! 
Unverantwortliche Elemente bringen immer 
mehr das Gerücht in Umlauf, dass u. a. auch wir 
aus der Vaduzer Stadtmusik hinausgeworfen 
wurden. 
Ein für allemal sei festgestellt, dass wir solchen 
Schwätzern den Riegel endgültig stossen werden. 
Die Betroffenen: Franz und Fred. 
Aber noch eine andere Geschichte aus jenen Jah- 
ren verdient Erwähnung. Da soll auch der Frau 
eines allzu eifrigen Musikanten diese Leistungs- 
wut ihres Angetrauten über die Hutschnur 
gegangen sein; sie habe ihm kurzerhand das 
Instrument versteckt. Schliesslich habe er dieses 
nach langem Suchen in seinem Bett unter der 
Decke gefunden. —«Jetz glob i denn glich, dass 
Das «Gasthaus Au» 
in dessen schattigem Garten vor allem im Sommer Bongert- 
feste und Konzerte stattfanden; aber auch so manch «strenge 
Musikprobe» klang mit einem Fest in geselliger Runde aus. 
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