den «Vermissten» noch in der Schlosswirtschaft
anzutreffen seien. Als sie dann beim Schloss ange-
kommen seien, habe man dort Tür und Tor fest
verriegelt vorgefunden und als man ihnen endlich
aufgemacht habe, habe man erfahren, dass sich
die Genannten noch zu nächtlicher Stunde auf
den Heimweg gemacht hätten. — Mit etwas
besorgten Gesichtern sei die «Rettungsmann-
schaft» dann wieder auf den Heimweg. — Vorerst
habe man von beiden keine Spur gefunden —aber
dann habe man plötzlich abseits des Weges
jemand rufen gehört: «Du mir sind globi noch
lang net die letschta, grad hani Lüt ghört, wo vom
Schloss aha kond.» —Jetzt erst seien die nunmehr
Wachgewordenen von ihren «Rettern» entdeckt
worden. — «Retter und Gerettete» hätten sich
vorerst «halba kaputt gelacht». Erst dann habe
man beschlossen, möglichst «uvermirkt» ins
Oberdorf zu kommen und über die Geschichte
im Schlosswald «über’s Grab hinaus» zu schwei-
gen. Es sei aber keine Woche vergangen bis die
Episode im ganzen Dorf bekannt geworden sei
Aus der jüngeren Vereinsgeschichte wissen wir,
dass anfangs der dreissiger Jahre mit der Berufung
eines neuen Dirigenten, dem später zum Fürstl.
Musikdirektor ernannten Adolf Büchel, eine
neue Aera in der Vereinsgeschichte eingeleitet
wurde. — Aus der Dorfmusik entwickelte sich
innert kurzer Zeit eine stattliche Musikkapelle,
die dem aufstrebenden Hauptort des Landes alle
Ehre machte; denn bald wurden leistungsmässig
neue Massstäbe gesetzt und der eine oder andere
Musikant hatte in dieser Phase sichtlich Mühe,
mitzuhalten. Dieser Umstand sorgte denn auch
dafür, dass die Leistungskurve nicht gar zu steil
anstieg und Humor und Kameradschaft ihren
angestammten Platz behielten. Allerdings konnte
das aber nicht verhindern, dass ein Musikfest das
andere jagte und die Anforderungen an das Kön-
nen immer grösser wurden. —Zwei strenge Pro-
ben in der Woche wurden zur Selbstverständlich-
keit und wer auf der Höhe sein wollte, musste
auch zu Hause sein Instrument zur Hand neh-
men. Wer’s weiterhin gemütlich nehmen wollte,
kam bald ins Hintertreffen und musste gewärti-
gen, dass man ihn vor die Türe setzte. Dass solche
cxempel statuiert wurden, beweist das Echo, das
solche «Abgänge» in jenen Jahren sogar in den
Fasnachtszeitungen hinterliess.
So steht zum Beispiel in der «Narren-Revue>» aus
dem Tahre 1951 folgende «Warnung»:
Warnung!
Unverantwortliche Elemente bringen immer
mehr das Gerücht in Umlauf, dass u. a. auch wir
aus der Vaduzer Stadtmusik hinausgeworfen
wurden.
Ein für allemal sei festgestellt, dass wir solchen
Schwätzern den Riegel endgültig stossen werden.
Die Betroffenen: Franz und Fred.
Aber noch eine andere Geschichte aus jenen Jah-
ren verdient Erwähnung. Da soll auch der Frau
eines allzu eifrigen Musikanten diese Leistungs-
wut ihres Angetrauten über die Hutschnur
gegangen sein; sie habe ihm kurzerhand das
Instrument versteckt. Schliesslich habe er dieses
nach langem Suchen in seinem Bett unter der
Decke gefunden. —«Jetz glob i denn glich, dass
Das «Gasthaus Au»
in dessen schattigem Garten vor allem im Sommer Bongert-
feste und Konzerte stattfanden; aber auch so manch «strenge
Musikprobe» klang mit einem Fest in geselliger Runde aus.
203