wenn er den diesjährigen Gabentisch sehen wird, 
und er wird angenehm überrascht sein, unter den 
Gaben Sachen zu finden, die während der langen 
Kriegsjahre so selten zu sehen waren. 
«Liechtensteiner Volksblatt» 
Aus dem Jahresbericht 1945 
Das verflossene Vereinsjahr hat sich als erstesFrie- 
densjahr für unseren Verein schon bedeutend 
inhaltsreicher gestaltet als die vorherigen Kriegs- 
jahre. Obschon der Probenbesuch beängstigend 
schlecht war und man immer nur die gleichen 
paar Mitglieder bei den Proben an ihren Plätzen 
sah, wurde doch ein schönes Jahresprogramm 
bestritten. 
Am 13. Mai wirkte der Verein beim Konzert der 
Vaduzer Vereine zu Gunsten des Roten Kreuzes 
mit, das einen grossen Erfolg zu verzeichnen 
hatte. Pfingstsonntag, den 20. Mai wurden die 
Bewohner von Vaduz morgens 5 Uhr durch die 
Marschweisen unseres Vereins aufgeweckt. 
22.Juli Musikfest in Ruggell. Am Mittag sam- 
melte sich der Verein beim Rathaus. Nach einem 
kurzen Marsch bis zum Löwen wurde per Auto 
nach Ruggell gefahren. Bei strahlender Julisonne 
wurde der originelle Festumzug durchgeführt. 
Anschliessend folgten die Darbietungen der ver- 
schiedenen Vereine. Unsere Produktion Kon- 
zertouvertüre von Rossow wurde von verschie- 
denen Fachleuten als sehr gute Leistung aner- 
kannt, so dass wir nachher ein Glas Bierund einen 
währschaften Zvieri verdient hatten. Beim Ein- 
tritt der Dunkelheit ging es wieder nach Hause 
ınd man hat einige Tage darauf gehört, dass 
einige Mitglieder am Abend das Bier, das ihnen 
am Nachmittag so gut gefallen hat, am Abend 
noch einmal probierten. Vielleicht war auch 
etwas anderes schuld. Am 15. August anlässlich 
der Geburtstagsfeier unseres Landesfürsten 
wurde von den Vaduzer Vereinen das traditio- 
nelle Ständchen abgehalten. Wir hatten das zwei- 
felhafte Vergnügen jedesmal dann die Bühne 
betreten zu müssen, wenn Petrus die Schleusen 
des Himmels öffnete und wir nachher als nasse 
Pudel das wunderbare Feuerwerk vom Schloss 
betrachten konnten. Aber gegen Mitternacht 
waren die meisten inwendig ja auch nass, was bei 
einem solchen Fest und dann noch bei Musikan- 
ten weiter nicht verwunderlich ist. 19. August 
Sommerfest in der Engelbündt in Vaduz. 
Am 26. August war dann aber wirklich ein kleiner 
Festtag für die Harmonie. WunderbaresFestwet- 
ter und schon am Nachmittag war eine grosse 
Besucherzahl anwesend. Durch die Mitwirkung 
des MGV und des Kirchenchores konnte das 
Programm unterhaltend abwechslungsreich 
abgewickelt werden. Und am Abend nach einem 
kurzen Konzert der Harmonie wurde von der 
verstärkten Kapelle Ramona zum Tanz aufge- 
spielt. Es war wirklich einFestabend. Die Tanzlu- 
stigen kamen auf die Rechnung und wer ein gutes 
Tröpfchen genehmigen wollte, hielt für kurze 
Zeit Einkehr, wobei er dann meistens anders her- 
auskam als er hineinging in der Weinbude. Und 
dann hatte die Engelbündt auch noch abgelegene 
Ecken, für solche die gerne allein sein wollten. Es 
zab verschiedene, die den Festplatz um 2, 3 und 4 
Ihr noch nicht verlassen wollten, und solche, die 
lortgingen und wiederkamen. Mit fast unwider- 
stehlicher Gewalt wurden sie auf den Festplatz 
zebannt, bis im Osten eine grosse Helle sich 
semerkbar machte und den Montag, ach den 
Montag anmeldete. Unser erstes Sommerfest 
xann also wirklich als ein Erfolg betrachtet wer- 
den und wenn ein anderes Mal wirklich alle mit- 
arbeiten, gibt es für den Einzelnen wirklich auch 
aicht so viel Arbeit. Die Fahrt nach Bern, auf die 
ach mancher so gefreut hatte und am 8./9. Sep- 
jember durchgeführt werden sollte, wurde ver- 
schoben, um imFrühjahr 1946 eine solche als offi- 
ziellen Liechtensteinertag zu veranstalten. Am 
23. September mussten wir wieder ausrücken, 
am Se Studenten beim Gründungsfest der 
Rheinmark nach dem Schloss anzuführen. Ein 
angenehmer Regen machte uns diesen Marsch 
aufs Schloss noch wesentlich interessanter. Diese 
Tagung wird ja den meisten Vaduzern noch einige 
lahre in Erinnerung bleiben und nicht nur jenen, 
die nachher noch ins Musikzimmer gingen. Sie 
aaben uns auch noch ein grosses Fass Bier ver- 
sprochen. Am 30. September lud uns der Orche- 
sterverein Thalwil zu ihrem Konzert im Adlersaal 
in. Für die Besucher war dieser Abend wirklich 
an Genuss und es ist schade, dass die Vaduzer 
Musikwelt für solche Anlässe nicht mehr interes- 
äjert ist. Es hat einmal einer gemeint, wenn sie