Volltext: Die politischen Gemeinden im Fürstentum Liechtenstein

und Hess die Bedeutung der Gemeinden als Zentren von Produktion und Reproduktion36 erheblich anwachsen. Die einst überwiegend land­ wirtschaftlich geprägten Gemeinden des Fürstentums Liechtenstein haben ihre Schwerpunkte in den industriellen und gewerblichen Sektor und den Dienstleistungsbereich verlagert.37 Die rasche ökonomische Entwicklung verlangte einen gleichzeitigen Ausbau der Infrastruktur, die einerseits Vorbedingung einer fortschreitenden Produktivität war, andererseits den Bedürfnissen einer wachsenden und mobileren Wohn­ bevölkerung38 nach Erschliessung neuer Wohngebiete Rechnung zu tra­ gen hatte. Frühere Aufgaben von untergeordneter Bedeutung haben sich zu zentralen Fragen der Gemeinden entwickelt. So wurden z.B. die Bereiche der Gemeindeplanung, die Versorgung der neu erschlossenen Industrie- und Wohngebiete mit Strassen, Strom, Wasser, Telefon und anderem und nicht zuletzt die Fragen der Entsorgung von Abfall39 und Abwasser, einschliesslich des breiten Spektrums des Umweltschutzes, zu wichtigen Aufgaben der Gemeinden erhoben. Aber auch die sozia­ len Folgewirkungen einer fortschreitenden Industriegesellschaft sind von den Gemeinden aufgefangen worden. Wohlfahrtsstaatliche Ein­ richtungen der Kultur, des Sports und der Frei zeit sind als wichtige Auf­ gaben der Gemeinden herangewachsen. Soziale Randgruppen werden von der Gemeinde fürsorglich betreut und versorgt. Zwar waren einige dieser Aufgaben, besonders die Aufgaben im Bereich des Erziehungs­ wesens wie Kindergarten und Primarschule, schon immer gemeind­ liche Aufgaben, Symbol dörflicher Gemeinschaft. Der Aufgabenum- fang und das Aufgabenspektrum haben sich indessen so verstärkt, dass heute insgesamt von einer qualitativ und quantitativ anderen Aufgaben­ stellung der Gemeinden gesprochen werden muss. Das Ausmass der ihnen gestellten Aufgaben zwingt die Gemeinden, ihre Tätigkeiten 36 Hesse, Zentrum, S. 20. Reproduktionsorientierte Interessen sind solche Interessen, «die unmittelbar der persönlichen Bedürfnisbefriedigung entspringen, wie z.B. Woh­ nen, Freizeit und Erholung, Kultur, Sport und soziale Dienste». 37 Dem Statistischen Jahrbuch von 1985, S. 126, zufolge hat sich die Zahl der Betriebe mit hauptberuflichen Landwirten von 1955 mit Total 640 auf 162 im Jahr 1980 verrin­ gert; einen genauen Überblick über die Erwerbstätigkeiten der liechtensteinischen Wohnbevölkerung gibt die Wohnbevölkerungsstatistik vom 31. Dezember 1985, S. llf. 38 Von 1950 mit 13 757 Einwohnern bis 1985 mit 27 076 Einwohnern, so das Statistische Jahrbuch 1985, S.20f. und die Wohnbevölkerungsstatistik 1985, S.4. 39 Der jährliche Kehrichtanfall stieg von 1965 bis 1984 von 2108 t/Jahr auf 11174 t/Jahr, das neisst um mehr als das Fünffache, L. Vaterland vom 17.6.1985, S.3. 40
	        

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