Volltext: Georg Malin, Skulpturen

Vereinfachung 
Seit Mitte der sechziger Jahre zeigt sich im Werk von Malin 
die Tendenz zur Vereinfachung. Er erprobte sie in kleinen 
Arbeiten. Das aus massivem Stahl gefertigte Relief von 1964 
belegt es. Er gibt ihm den Titel Tektonische Struktur (30). 
Der Anstoss kam aus Malins nie abbrechender Beschäftigung 
mit elementaren Gegebenheiten, hier mit der Erde und ihren 
Schichtungen. 
Die Plattenform ist ein liegendes Rechteck. Vier verschieden 
grosse und verschieden strukturierte Zonen sind deutlich 
erkennbar. Malin hat mit dem sehr heissen Schneidbrenner 
gearbeitet und unter Sauerstoffstössen das Metall abge- 
schmolzen, zum Fliessen gebracht und geraffelt. Vulkanische 
Vorgänge, beim Erkalten erstarrt, zeigen sich. Das oberste 
Band ist glatt, das zweite unregelmässig senkrecht geriefelt. 
Ein hängender Block verbindet diese beiden Zonen. In der 
dritten, rhythmisch auf- und abschwellend eingebrannt, ant- 
wortet dem Konvexen des Blockes in kontrapunktischer Weise 
eine Vertiefung, die leicht verschoben ist. Die unterste Zone 
hat geometrische Festigung verloren: hier herrscht ein Ein- 
druck des Fliessenden und organisch Knolligen vor, der im 
Betrachter ein ganz neues, ganz anderes Gefühl weckt: man 
will das formale Geschehen mit der Hand erspüren. In sich ist 
alles austariert. Dies Werkstück belegt, wie ernst Malin seine 
plastischen Erprobungen nimmt. 
Solche Erkundung der Form, der Linie, der Aussen-, Binnen- 
und Innen-Konturen, des Lichtes und seiner Abschattierun- 
gen auf der Epidermis, der Volumina, der Körpergänze und 
des Raumanspruchs darf beim formenden Künstler nie ab- 
brechen; das ist sein täglich neues Abenteuer, wo er Wege 
sucht zu neuen Horizonten, dabei Niederlagen, Unzulänglich- 
keiten, Gelingen und glückhafte Erfüllungen erlebend. 
Zeugnis eines gelungenen Schrittes ist die kleine Bronze- 
plastik des gleichen Jahres 1964, Tiergenannt (37). Es ist frei- 
lich stets das Handicap jedes Textes zu plastischen Werken, 
dass der Leser und Abbildungs-Betrachter nie mit seinen 
Händen das Werk erspüren kann, um das auf allen Seiten des
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.