Volltext: Georg Malin, Skulpturen

Brunnen von Disentis 
118—119 Brunnen von Disentis, Arbeit am Modell 
Oder das Andere —- und manchmal fugal gleichzeitig: sich zur 
äussersten Vereinfachung zurück zu finden. Dies hat Malin in 
der Arbeit am mathematisch konzipierten Würfel getan. 
Anfang der achtziger Jahre erhielt Malin den Auftrag, für den 
von Kirche und Gebäulichkeiten umstellten grossen Hof des 
Klosters Disentis im Graubünden eine den Raum fassende 
Alastik zu schaffen. Disentis war um 750 vom Churer Bischof 
Ursicinus über den Gräbern der heiligmässigen Eremiten Pla- 
cidus und Sigisbert, die sich von Luxeuil aus in die «desertina» 
des Hochtals zurückgezogen hatten, errichtet. Nach der 
Zerstörung der Früh-Anlagen durch die Sarazenen im Jahre 
940 war das Kloster wieder aufgebaut und durch reiche 
Schenkungen ausgezeichnet worden. Als eigentlicher reichs- 
unmittelbarer Klosterstaat herrschte es weithin, zeitweise 
bis nach Oberitalien hinein. Das benediktinische Disentis 
war ein Kulturzentrum geworden; seit 1881 führt das Kloster 
ein Gymnasium. 
Malin selbst war dort zur Schule gegangen und kannte und 
liebte den Ort. Auf dem Grunde des heutigen Klosterhofes 
standen, jetzt durch aufgemauertes Wandwerk der Apsiden 
augenfällig gemacht, einstmals die drei frühmittelalterlichen 
Kirchen St. Maria, St. Martin und St. Peter. Grabungen dieses 
Jahrhunderts entdeckten im Bereiche von St. Martin einen 
Querstollen mit einem Rundbau, der als Reliquienkrypta des 
HI. Placidus interpretiert wird. 
In der Hofhöhe im Lichte über diesem Rundbau in der Tiefe 
steht nun die grosse Würfelplastik von Malin, vielfältig zu ihrer 
Umwelt Bezug nehmend (720, 727). Ein Rundbecken ist mit 
Wasser gefüllt, wie ein spiegelndes Himmelsauge. Aus seiner 
Mitte erhebt sich über einem niedern quadratischen Granit- 
sockel, der unter der Plastik eingezogen erscheint, der 
Bronzewürfel. Er ist matthell patiniert. Auf allen vier Seiten 
und auf der Oberseite sind verschieden eingetiefte oder vor- 
stehende Diagonalen, die in ihrem Schnittpunkt der Mitte ein 
erhabenes oder versenktes und über Eck gestelltes Quadrat 
bewirken. Die Diagonalen in der Quadratfläche bilden so eine
	        

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