Volltext: Georg Malin, Skulpturen

Regenbogen-Brunnen 
Die Spätphasen aller Kulturen neigen zur Ausfaltung und 
Steigerung ihrer Möglichkeiten. Ähnliches lässt sich in sam 
melnden Lebensphasen der Menschen beobachten. 
In Ausführung eines grossen privaten Auftrages begann Malin 
1984 mit der Arbeit an einem 7ektonischen Würfel. Im Mass- 
stab 1:4 in Bronze ausgeführt ist er das Vormodell für eine 
grosse Brunnenplastik. Die Einzelheiten wurden in der Grund 
form eines Würfels gefasst, wahren aber in ihrer Spannung 
des freien Hinein und Hinaus wie der Neigungen der «plans» 
ein markantes Eigenleben. Dieser Tektonische Würfel wurde 
dann, vergrössert in Andeer-Granit gehauen, zum Becken des 
Regenbogen-Brunnens (1984/87), welcher in Masescha auf 
dem liechtensteinischen Triesenberg im Freien aufgestellt 
wurde (776). An den leichten Hang, der noch bewachsen wird. 
wurden Steinblöcke wie Relikte eines Felssturzes frei ange 
ordnet. Der Brunnen-Granitblock weckt im Spiel des Tages 
lichtes die Vorstellung von Fels, der durch unmessbare Zeiten 
vom fliessenden Wasser erodiert worden ist. Die Inszenierung 
hat barocken Charakter; etwas Kraftvoll-Aggressives gar wie 
die Steingebilde im Park von Bomarzo bei Viterbo, den im 16. 
Jahrhundert der feudale Kardinal Vicino Orsini im Spiele mit 
der und gegen die Natur ausführen liess. 
Malin aber fügt die Moderne seiner Zeit dazu: in einem vier 
Meter langen, zwei Meter ansteigenden Bogen aus Vierkant- 
stahl wird das Wasser herbeigeleitet, das auf den Block nie- 
derrieselt. Der Bogen ist farbig emailliert, aber nicht in der 
Abfolge der Regenbogenfarben; sondern im Vierschritt folgen 
auf das aussen dominierende Blau ein Rot, ein Gelb und ein 
Grün, wie Wind und Feuer und Licht und Erde: eine schöne, 
leicht eklektische Realisierung jener Neigung zum Gesamt- 
kunstwerk folgend, die in der Kunst der Gegenwart verstärki 
zu beobachten ist. Aber eben auch dies: Das Werk lässt wie 
bei jedem seiner selbst sicher gewordenen kreativ Schaffen- 
den die Bereitschaft erkennen, aus der Fülle der gewonnenen 
Erfahrung in Handwerk und Formgebung Kombinationen 
gewagterer Art zu verwirklichen.
	        

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