Volltext: Georg Malin, Skulpturen

Vollendet erscheint nun die zweite Grosse Knospe von 1979/ 
1980 (97). Ihre künstlerische Gestalt ist, von vielen Einsichten 
genährt, voll zur Reife gekommen. Der Stiel baut sich auf wie 
der Pfeiler einer grossen Architektur und hat selbst — obwohl 
dies mehr ein Gespür für das gleichzeitige Gewicht und 
Heben der Massen ist — etwas Romanisches an sich. In fünf 
Schritten steigt die Stütze, von der breiten Basis an sich wie 
schwingend verschmälernd bis zu einem Einschnitt, über dem 
dann, kürzer und nochmals sich einziehend, die Knospe 
erreicht wird. Diese entfaltet ihre Blätter zur Blüte. Um diese 
grosse Knospe liegt eine stille Aura, und so dürfte es nicht 
zufällig sein, dass das Werk seinen Standort in einer Bibliothek 
gefunden hat. 
Malin hat dieses Formergebnis zum Vorwurf genommen für 
die über vier Meter hohe Granit-Knospe (1980/81), gehauen 
in Rosso Balmoral (89). Ihr Standort ist im Freien, im Hof 
des Schulzentrums von Eschen FL. Die doch sehr disparate 
Architektur ringsum, aber auch eine gewisse Hypertrophie 
der Formen mögen die Ursachen sein, dass der Eindruck 
auf den Betrachter nicht das bewirkt, was eigentlich erwartet 
werden könnte. 
Zum Abschluss dieser Betrachtung der Knospen sei noch ein 
kleines Werk vorgestellt, das in seiner strahlenden Schlicht- 
heit uns als vollkommen gelungen anmutet. Es ist die B/üte 
aus dem Jahre 1979 (92). Die organische Freiheit der plasti- 
schen Darstellung eines ganz offenen Blumensterns ist in 
ihren Schwebungen, Erhebungen, fliessenden Senkungen, 
tanzartig um die Mitte, so ausgewogen, dass sich wieder ein- 
mal erweist, wie kein beschreibendes Wort auszudrücken ver- 
mag, was die tastende Hand und das offene Auge erleben, 
eine Fülle von Wohlgefühl und fragloser Berührtheit.
	        

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