Vollendet erscheint nun die zweite Grosse Knospe von 1979/
1980 (97). Ihre künstlerische Gestalt ist, von vielen Einsichten
genährt, voll zur Reife gekommen. Der Stiel baut sich auf wie
der Pfeiler einer grossen Architektur und hat selbst — obwohl
dies mehr ein Gespür für das gleichzeitige Gewicht und
Heben der Massen ist — etwas Romanisches an sich. In fünf
Schritten steigt die Stütze, von der breiten Basis an sich wie
schwingend verschmälernd bis zu einem Einschnitt, über dem
dann, kürzer und nochmals sich einziehend, die Knospe
erreicht wird. Diese entfaltet ihre Blätter zur Blüte. Um diese
grosse Knospe liegt eine stille Aura, und so dürfte es nicht
zufällig sein, dass das Werk seinen Standort in einer Bibliothek
gefunden hat.
Malin hat dieses Formergebnis zum Vorwurf genommen für
die über vier Meter hohe Granit-Knospe (1980/81), gehauen
in Rosso Balmoral (89). Ihr Standort ist im Freien, im Hof
des Schulzentrums von Eschen FL. Die doch sehr disparate
Architektur ringsum, aber auch eine gewisse Hypertrophie
der Formen mögen die Ursachen sein, dass der Eindruck
auf den Betrachter nicht das bewirkt, was eigentlich erwartet
werden könnte.
Zum Abschluss dieser Betrachtung der Knospen sei noch ein
kleines Werk vorgestellt, das in seiner strahlenden Schlicht-
heit uns als vollkommen gelungen anmutet. Es ist die B/üte
aus dem Jahre 1979 (92). Die organische Freiheit der plasti-
schen Darstellung eines ganz offenen Blumensterns ist in
ihren Schwebungen, Erhebungen, fliessenden Senkungen,
tanzartig um die Mitte, so ausgewogen, dass sich wieder ein-
mal erweist, wie kein beschreibendes Wort auszudrücken ver-
mag, was die tastende Hand und das offene Auge erleben,
eine Fülle von Wohlgefühl und fragloser Berührtheit.