Volltext: 125 Jahre Harmoniemusik Triesen

Und wieder einmal Aufstellung der 
Musikanten. Diesmal ist ein Platzkon- 
zert an der Reihe. Der Befehl zum Ab- 
marsch kommt überraschend und allzu 
plötzlich für jenen Musikanten, der sich 
gerade noch dabei befindet, sein Wässer- 
chen zu lösen. Gewohnt, auf Kommando 
sofort zu gehorchen, packt er sein Blas- 
instrument unverzüglich ein und setzt 
sich in Marschbewegung, während er 
dabei vergisst, sein anderes «Instru- 
ment» einzupacken. 
ke 
Regenwetter, so scheint es, spielt un- 
seren Musikanten des Öfteren einen 
Streich, so auch einst bei einer Erstkom- 
munion. Unter feierlicher Musikbeglei- 
ung zogen die Erstkommunikanten 
‚on der alten Schule im Oberdorf hinab 
zur Kirche. Damals war die Dorfstrasse 
ıoch von Gräben durchzogen, die sich 
‚ei heftigem Regen mit Wasser füllten, 
wie das bei der hier erwähnten Feierlich- 
zeit der Fall war, 
Die Musikanten in den vorderen Reihen 
zonnten die Rinnen sehen und sie um- 
gehen, was bei den weiter hinten Mar- 
schierenden schon etwas kritischer 
wurde. In einen solchen Graben hinein 
stolperte denn ausgerechnet der Mann 
mit der Pauke. Dabei riss der Riemen, 
die Pauke machte sich selbständig und 
rollte, die ganze Prozession überholend, 
geräuschvoll und munter die Dorfstras- 
se hinunter. 
N 
Nun eine «Zollgeschichte»: Fahrt der 
Tarmoniemusik per Car nach Deutsch: 
and. Frage des Zöllners beim Grenz- 
übertritt: «Haba Sie was zu verzolla? 
S’ganz Auto volla Zigaretta» ruft da ei- 
aer der Musikanten vorwitzig. Zöllner 
ınd Musikanten finden den «Witz» su- 
zer und lachen vergnüglich darüber — 
und ohne jegliche weitere Frage oder 
Kontrolle kann die Reise weitergehen. 
Nicht wenig staunten unsere Musi- 
kanten, als der «Witzeklopfer» kurz nach 
dem Grenzübertritt auspackte: Berge 
von Zigarettenpackungen, wo immer er 
hinlangte, kamen zum Vorschein! 
Kr 
Zum Schluss wenden wir uns noch 
lem Theater zu, mit dem man oft so sein 
Theater» erlebte, denn das Theaterspie- 
en wurde in den Reihen der Harmonie- 
nusik Triesen jahrzehntelang eifrig ge 
»flegt. Vom Drama in mehreren Akten 
iber das Singspiel, bis hin zum Lust 
spiel als Einakter wurde dem Publikum 
alles geboten, was das Herz erfreute. Die 
iankbaren Zuschauer spendeten alle- 
nal kräftig Applaus, Lohn für die oft lan 
ge mühevolle Probezeit, 
Wenn man nun aber ein Stück 
schreiben würde aus all den Begeben- 
aeiten, die während dieser Proben und; 
der hinter den Kulissen passierten: es 
argäbe ein Superspiel in mehreren Ak: 
‚en. Zur Veranschaulichung nur eine 
>inzige Szene, die eingangs eines Lust: 
spiel-Einakters auf der Bühne des da 
naligen Sonnensaales passierte. 
Der Vorhang geht auf. Auf heller 
leuchteter Bühne sieht das Publikum 
eine Wohnzimmereinrichtung mit riesi- 
gem Schrank. Was es aber nicht sieht: In 
eben diesem Kasten sitzt, wie es das 
Stück vorschreibt ein Ehemann, von sei 
ner Frau aus «Sicherheitsgründen» ein- 
gesperrt, bevor sie das Haus verlasser. 
hat. Der so Gefangene sollte nun einer 
‚ängeren jammervollen Monolog spre 
chen, aber nichts rührt sich. Man wartet. 
nichts tut sich jedoch. Das Publikum 
wird langsam unruhig. Bei den Mitspie- 
em hinter den Kulissen breitet sich 
Nervosität aus. Den Regisseur trifft fast 
der Schlag, dem Souffleur rinnt der 
Schweiss heiss von der Stirn, Unheil 
schwangere Theaterluft! 
Da gab’s doch leider wohl nur noch 
eins: Den Vorhang wieder zuzuziehen. 
Yon dieser schrecklichen Schmach ward 
die Theatergruppe in letzter Sekunde 
dann doch noch bewahrt. Sachte öffnete 
sich nämlich die Schranktüre und de: 
Mann, der darin sass, hielt Taschenlam 
pe und Theaterbüchlein gegen das wer 
te Publikum und sprach: «Jar muand 
entschuldiga, miar ischt Taschalampa 
verreckt und i ha das Schtöckli leidr net 
osswendig glernt, woni heet müassa im 
Kaschta ufsäga. Darf nis vorläsa?» Er 
Jurfte — und ein tosender Sonderapp- 
laus war ihm gewiss. Be 
hr 
Die obigen und weitere Episödchen 
wurden von verschiedenen Mitgliedern 
der Harmoniemusik (Hans Miller 
Gebhard Kindle, Edi Schurti. Pepi From- 
melt, Otto Schädler) erzählt. Notiert, for 
muliert und kommentiert hat sie 
Dolly Gross-Kindle 
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