Volltext: 125 Jahre Harmoniemusik Triesen

Damit streifen wir kurz weiterhin 
das «Ausland», wo es unsere Musikanten 
auch immer wieder verstehen, sich in 
Szene zu setzen. wie zum Beispiel bei ei- 
aem Wettkampf in Deutschland. (Es ist 
wohl bald müssig zu erwähnen, dass 
nan bei einer Mordshitze halt einen 
Saudurst» bekommt). Da war so eine 
Art Jahrmarkt, mit einer «Äutilibahn». 
So eine Fahrt wollten sich Jodok und 
£di nicht entgehen lassen. Während Jo- 
lok noch ein Fahrzeug erwischte, hatte 
zdi das Nachsehen. Kam Jodok aber an- 
jefahren und rief: «Komm, kascht met 
niar fahra». Freudig nimmt Edi einen 
Sprung, In diesem Moment schiesst Jo- 
dok mit seinem Fahrzeug, das hinten ei- 
ae Stange hat, in die Wand — und von 
Jiesem Augenblick an lassen wir Edi 
selbst zu Wort kommen: «Dia Schtanga 
ischt mar an Grind gschpickt und es hät 
mi ufa Boggel ghaua, dassas no aso 
:Ätscht hät, wia wemma mi aweggschos- 
sa heet. I bi öbera Rand trümmlat, anan 
Bom, zuahi — und scho ischt d’Sanität 
gschprunga ko, hät mi is Zält gschläpft 
und mer d’Ooga untersuacht. Jo, döt 
dinn ischt scho nüt!» sagte er und da 
‚and die Sanität heraus: «Diesem Mann 
ist übel, man muss ihm einen Cognac 
geben». Den spülte Edi tapfer hinunter, 
zu all dem Zeug, das bereits in seinem 
Magen lagerte. 
Das Auge wurde blau und geschwol- 
len. Edi setzte sich eine Sonnenbrille 
auf. Mit dieser auf der Nase fanden ihn 
seine Zimmergenossen noch frühmor- 
sens im Bett. 
ww ula ole 
Vettbewerb in Bludenz anno 1950. 
Jamals fuhr die Triesner Musik noch 
‚er Zug zu auswärtigen Anlässen (heute 
‚er Car). Die Abfahrtszeit zur Rückkehr 
ıach Hause erforderte es, dass sich die 
/ereinsmitglieder unverzüglich nach 
ler Preisverteilung auf dem Bahnhof 
jinzufinden hatten. Dieser Order 
olgten alle, ausser zwei Musikanten, de- 
ıen es scheinbar überhaupt nicht pres- 
zierte, Der Zug fuhr ohne die beiden ab 
ınd sie blieben ohne Ausweis und Fahr- 
schein, welche im Kollektiv gelöst wor- 
len waren, zurück. Als die zwei Verloren- 
;egangenen aber wohlbehalten in Trie- 
‚en eintrafen — allerdings mit ein paar 
stunden Verspätung — war man ge 
‚pannt zu erfahren, wie sie die Rückrei- 
je ohne Billet und Pass geschafft hatten. 
die Lösung war einfach genial: Sie hat- 
en sich unter die Musikgesellschaft 
Maienfeld geschmuggelt — und ent- 
schlüpften somit jeglicher Kontrolle. 
Kr 
Dass ein Musikant auch ohne sein 
Jazutun in den Verdacht geraten kann, 
zuviel getrunken zu haben, zeigt die 
nächste Begebenheit: 
Er will nach der Probe nicht sofort 
nach Hause, möchte sein Instrument 
aber in Sicherheit wissen. So bringt er es 
.n seine Garage und legt's auf den Kof- 
erraum des Autos, bevor er mit seinen 
Zameraden noch zu einem harmlosen 
Schlummertrunk einkehrt. Kurz darauf 
jenützt seine Schwiegertochter den Wa: 
sen zu einer Fahrt in die Höhe, ohne das 
nitfahrende Instrument zu bemerken. 
Jasselbe hält hartnäckig seine Position 
is kurz vor Triesenberg, wo es sich 
lann doch selbständig macht. Beim 
Jachhausekommen denkt unser Musi- 
zant nicht mehr an den Gang in die 
3arage, weiss somit nichts und legt sich 
riedlich zur Ruh. 
Ein Frühaufsteher aus Triesenberg 
indet am anderen Morgen die Klarinet- 
: und bringt sie zur Polizei, die den 
3esitzer auf Umwegen ermittelt. Der 
Ahnungslose muss sich die Anschuldi- 
jung gefallen lassen, dass es schon ei- 
ı1en Bombenrausch brauche, um sein 
nstrument an der Stelle zu verlieren, wo 
as aufgefunden wurde. 
K 
Es ist wohl angebracht, an dieser 
Stelle auch ein «ernstes Wort» einzu- 
lechten über die «Kehrseite der Medail- 
'&, nämlich über die Probleme, die 
durch zu reichlichen Alkoholgenuss ge- 
2auso häufig entstehen, wie lustige Be- 
gebenheiten, von denen hier die Rede ist. 
Jrum sei kurz darauf hingewiesen, dass 
liese Geschichten keineswegs das allge- 
neine Alkoholproblem verniedlichen 
sollen und jedem müsste es klar sein, 
lass man auch beim Genuss von atke- 
1olfreien Getränken jederzeit lustig und 
ädel sein kann. 
Di 
Ganze Serien von lustigen Episoden, 
lie zum Beispiel bei Umzügen und an- 
deren Feierlichkeiten, beim Theater- 
spielen, bei Vereinsausflügen, beim Zoll 
and dergleichen mehr passierten, Wis- 
zen unsere Musikanten zu berichten. 
\uch damit könnte man ein eigenes 
3uch füllen, was vielleicht einmal ge- 
nacht wird, wer weiss? Hier aber gilt's 
aur noch, ein paar solcher Begebenhei 
:en kurz zu streifen. 
X 
Da war zum Beispiel der Festumzug 
Dei der Hunderjahrfeier, an welchem 
verschiedene Gruppen teilnahmen, un- 
er ihnen auch die Gruppe mit den Heu- 
ergbauern. Für diese Gelegenheit wa- 
‚en an die mit Heu beladenen Schlitten 
axgtra Räder montiert worden. Bei einem 
ler Schlitten versagten diese Räder je- 
loch unmittelbar nach Umzugbeginn 
hren Dienst, Der betroffene «Schlitten- 
jeher» riss diese verflixten Dinger, ohne 
Äängeres Zögern, einfach ab — und zog 
;einen Schlitten auf den Kufen durch 
die geteerten Strassen. 
Ca 
Vor einem anderen Umzug hatten 
sich auf den Strassen durch langanhal- 
tenden Regen Wasserlachen gebildet. 
m das Wasser abfliessen zu lassen, 
wurde ein Schachtdeckel entfernt. 
Mit klingendem Spiel setzte sich die 
Harmoniemusik in Marsch. Einer der 
3assisten, bekannt dafür, dass er gele- 
gentlich gerne «aus der Reihe tanzte», ge- 
ziet für einmal mehr ein bisschen aus- 
serhalb die übliche Marschroute und 
fiel — flutsch — in den Schacht. 
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