Volltext: Aus den Archiven zu St. Gallen

— 37 — Diese hatte aber einen Brückenkopf ins L i e ch t e n s t e i n i s ch e Unterland hinüber. Am 15. Nov. 1235 (1. Teil, Bd. 1 n. 31) verzichten näm- lich Viridis de Camperins und Sühne zu Gunsten des Klosters St. Lttzi auf Avcker zu Biihele am Eschnerberg, und zwar mit Einwilligung ihres Herrn Heinrich von Sax und dessen gleichnamigen Enkels (cum manu domini Hainrici de Sax et Hainrici filii sui), die auch als erste Zeugen aufgeführt werden, also an der gleichen Stelle, wie früher der praepositus. Es bekräftigt Hainricus de Sax die Urkunde auch durch alleinige Besiegelung, und zivar nicht etwa auf Bitte hin, sondern als Herr. Die von Garn pr in waren also offenbar Ministerialen derer derer von Sax (darüber Ulmer, Burgen und Edelsitze Vorarlbergs und Liech- tensteins (1925 S. 981). An den Aufgang derer Bereich ist .also die hier regi- strierte Urkunde zu stellen. Zum Kanzleramt. In der vorliegenden Urkunde kommt der Titel cancellarius erstmals ausdrücklich vor. Das Amt bestand aber schon vorher, denn in n. 3 vom 15. Mai 820 signierte der Schreiber und Priester Andreas unter der Aufsicht des Onorati prepositi. Noch bis gegen Ende des 9. Jht. sind die Schrei- ber dann presbiter vel cancellarius. Seit dem 10. Jht. haben wir Laienkanzler. Die behördliche Beurkundung ist in Rätien aber viel älter, (vgl. oben n. 2). In Rom wurden Urkunden von talielliones hergestellt (Jul. ep.) und mussten in die gesta municipalia insinuirt werden. Solche öffentliche Urkunden-Register fehlen uns zwar aus Rätien. Doch LRC. X1L 1. 7. (SG.) sagt: Gesta hoc est omnes carta sie firma esse potest si cum alüs testes iii curiales eo firmaverint. Die Ur- kunden müssen also von mindestens drei Personen amtlichen Charakters gezeich- net sein, ivas im Testament des Bischofs Tello von Chur von 765 auch der Fall ist. Und wenn alle Urkunden einfach als gesta bezeichnet werden, so will das doch sagen, dass sie behördlich sein müssen (die LRC. sagt auch gestas ligare. Vgl. Perret, Fontes S. 862. 927 f.). Das waren sie aber in Rätien vorzüglich durch ihre Erstellung durch den öffentlichen Schreiber, dessen Amtscharakter sich aus LRC. VIII. 1. 1 ergibt, wo die tahularii den iudices puhlicos beigerechnet werden. Die Bestimmung lautet: De tahulariis lococyrographis censualihus id est scrihis: . . . Tarn in provincia quam et per singulas civitates tahularii vel alios iudices puhlicos ad omnes vel causas puhlicas tractandes non colonos nec servos sed igenuos et cum bona fide secundum legem coustituant, qui hoc agerc debeant. Nam quod si colonus aut servos elegerint qui ipsum actum faciant et domini eorum hoc consenserint, in quantum ipse colonus vel servus deeepta fecerit aut alicui sine causa damnum intulerint omnia domini eorum de sno proprio conponant, et ipsi coloni vel servi flagellati ad fiscum pervenient. Nach dem- Titel dieser Bestimmung scheint es, dass die Ortsschreiber auch als Steuer- organe benutzt wurden. Nach LRC. I. 11. 2 stehen sie auch neben den Beiräten und Hofbeamten der Richter. Es heisst: De assessorihus et domesticus vel cance- lariis: . . . Omnes iudices sciant ut de alia regione nec domesticum nec con- siliarium nec cancellarium peculiare sine consensu de suos patrianos reeipere debeat . . Ueber das rätische Kanzellariat s. Voltelini, MIOeG. 1901, VI. Ergbd. S. 160 ff.; Helbok, Reg., I. Exkurs S. 36 ff. Kap. 2; Perret Fontes, Einleitung zu Heft XII. Zum fränkischen Aspekt der öffentlichen 3 *
	        

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