momentan ob der Enttäuschung in der Pfarrkirche
etwas betrübt war, sprach mich der Titel sofort an.
Wenige Jahre später wurde «Maria zum Trost» nicht
nur für mich, sondern für dieses ganze Land sehr
aktuell.
Ganz anders als die Pfarrkirche fesselte das Innere des
Kirchleins. Ich weiss noch gut, wie die Ruhe, die die
Kapelle ausströmte — so spürte ich es bei dieser ersten
Begegnung mit ihr — und die ganze Stille der Umge-
bung mich fast wie verzauberte. Mir wurde bewusst,
wie dieses kleine Heiligtum Ort des Trostes für Mühse-
lige und Beladene werden konnte. Beim Hinaustreten
wurde ich auch plötzlich des Lichtes gewahr, in das
dieser Ort mitsamt seinem Umschwung getaucht war.
Ich kann mir heute noch das Licht jenes Frühherbst-
tages vorstellen und ich erinnere mich des plötzlichen
Entschlusses der mich fast überfiel: Das ist der Ort, das
ist deine Pfarrei. Draussen vor der Kapelle wurde es mir
klar: Nicht wegen der grossen Kirche, nicht wegen der
Grösse des Dorfes — Schaan war damals der grösste
Ort in Liechtenstein — sondern wegen diesem Heiligtum
«Maria zum Trost», wegen diesem Ort der schönen
Stille — damals gab es ja droben neben einem Haus mit
Stall und einem kleinen Gasthof ziemlich weit herum
kein anderes Haus — werde ich meinem Bischof Ja
sagen und Pfarrer dieses Ortes werden und diesem
Heiligtum auch besondere Liebe und Sorge schenken.
Das erste künftige «Pfarrkind», das, bevor ich wegfuhr,
mich ansprach, war eine ältere kleine Frau, — einen
kleinen Sprachfehler hatte sie und eine kleine Giess-
kanne trug sie in der Hand — die mir freundlich den
ersten Gruss entbot und mir, als sie erfuhr, dass ich der
künftige Pfarrer sei, aufrichtig Glück wünschte. Weil mir
gerade hier auf Dux der erste Gruss und Willkomm von
ihr entboten wurde, erwähne ich es. Später erst wurde
mir bewusst, dass mir aus dem «Mund der Unmündi-
gen und Kleinen» der erste gute Wunsch in Schaan
entboten worden war. Auch dies gehört zum erlebten
Dux.
Das Bild des sonnenbeschienenen Duxkirchleins be-
gleitete mich auf der Rückreise und in den Tagen bis
zur Pfarrinstallation Ende Oktober.
Kurz nach der Installation klopfte ein mir noch unbe-
kannter Besucher im Pfarrhaus an. Unter dem Arm trug
er verhüllt einen Gegenstand, den er mir zum Kauf
anbot. Der Besucher war Friedrich Kaufmann, ein sehr
begabter Maler. Was er mir anbot, war ein Ölgemälde,
das er gemalt hatte. Ausgerechnet die Duxkapelle . . .
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