Volltext: Festgabe für Alexander Frick zum 75. Geburtstag

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sern wahre Kunststücke ausführten, nämlich das 
«Messerla», wie man es nannte. Wer zu jenen Zeiten als 
Bub kein Messer im Sack gehabt hätte, wäre ohnehin 
auf verlorenem Posten gewesen. Es gehörte, so würde 
man heute sagen, zur Standardausrüstung eines jeden 
Buben. Meist waren es Wunderexemplare bis zu 10 
oder mehr Klingen, ausgerüstet mit einem grossen und 
einem kleinen Messer, nebst einem Zapfenzieher, einer 
Schere, einem Schraubenzieher etc. 
Wer gar ein Schweizer Militärmesser hatte, das man an 
den damaligen Jahrmärkten zwar bestaunen, aber 
mangels der notwendigen Franken leider nicht kaufen 
konnte, war mit einem Buben zu vergleichen, der heute 
die modernste Stereoanlage besitzt. — Es gab aber 
noch andere, schöne und etwas billigere Exemplare, 
mit denen die Buben meisterhaft umzugehen wussten, 
sei es eben beim «Messerla» oder auch dann, wenn es 
darum ging, fachgerecht eine sog. «Maiapfiifa» Zu 
machen. — Aber nun zum «Messerla». Da hockten meist 
im Kreise bzw. knieten also mehrere Buben im abge- 
weideten Gras, jeder mit seinem Sackmesser parat für 
ein Spiel, bei dem jeder mit seinem offenen Messer 
dieselben Kunststücke auszuführen hatte. Die «Vorfüh- 
rung» bestand in der Regel aus 20 Teilen oder «Figu- 
ren», wie man diese im Kreise der Spieler nannte. Die 
eigentliche «Kunst» des «Messerla» bestand darin, das 
auf die grosse Schneideklinge gestellte Messer von 
den Knien, den einzelnen Fingern, den Ellbogen, den 
Achseln, dem Kinn, der Nasenspitze, der Stirne und 
schliesslich vom Nacken über den Kopf mit den Hän- 
den so abzufedern, dass es nach ein- oder mehrmali- 
ger Drehung in der Luft, mit der Klingenspitze voran, 
vor dem Spieler im Erdreich stecken blieb. Die Spieler 
hatten in der Vorführung der Figuren eine bestimmte 
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