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sern wahre Kunststücke ausführten, nämlich das
«Messerla», wie man es nannte. Wer zu jenen Zeiten als
Bub kein Messer im Sack gehabt hätte, wäre ohnehin
auf verlorenem Posten gewesen. Es gehörte, so würde
man heute sagen, zur Standardausrüstung eines jeden
Buben. Meist waren es Wunderexemplare bis zu 10
oder mehr Klingen, ausgerüstet mit einem grossen und
einem kleinen Messer, nebst einem Zapfenzieher, einer
Schere, einem Schraubenzieher etc.
Wer gar ein Schweizer Militärmesser hatte, das man an
den damaligen Jahrmärkten zwar bestaunen, aber
mangels der notwendigen Franken leider nicht kaufen
konnte, war mit einem Buben zu vergleichen, der heute
die modernste Stereoanlage besitzt. — Es gab aber
noch andere, schöne und etwas billigere Exemplare,
mit denen die Buben meisterhaft umzugehen wussten,
sei es eben beim «Messerla» oder auch dann, wenn es
darum ging, fachgerecht eine sog. «Maiapfiifa» Zu
machen. — Aber nun zum «Messerla». Da hockten meist
im Kreise bzw. knieten also mehrere Buben im abge-
weideten Gras, jeder mit seinem Sackmesser parat für
ein Spiel, bei dem jeder mit seinem offenen Messer
dieselben Kunststücke auszuführen hatte. Die «Vorfüh-
rung» bestand in der Regel aus 20 Teilen oder «Figu-
ren», wie man diese im Kreise der Spieler nannte. Die
eigentliche «Kunst» des «Messerla» bestand darin, das
auf die grosse Schneideklinge gestellte Messer von
den Knien, den einzelnen Fingern, den Ellbogen, den
Achseln, dem Kinn, der Nasenspitze, der Stirne und
schliesslich vom Nacken über den Kopf mit den Hän-
den so abzufedern, dass es nach ein- oder mehrmali-
ger Drehung in der Luft, mit der Klingenspitze voran,
vor dem Spieler im Erdreich stecken blieb. Die Spieler
hatten in der Vorführung der Figuren eine bestimmte
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