Volltext: Festgabe für Alexander Frick zum 75. Geburtstag

Im Jahre 70 wurde Jerusalem von einem römischen 
Heer unter dem nachmaligen Kaiser Titus erobert und 
zerstört. Bei der Verehrung, welche die Juden den 
Prophetengräbern entgegenbrachten, ist anzunehmen, 
dass auch das Grab Jesu, des letzten und grössten 
Propheten, für die ersten Christen ein heiliger Ort war, 
dessen Lage sich ihrem Gedächtnis eingeprägt hat. 
Daran konnte auch Kaiser Hadrian (76-117), der nach 
dem Aufstand Bar Kochbas auf den Trümmern von 
Jerusalem eine neue, römische Stadt erbaute, die er 
«Colonia Aelia Capitolina» nannte, nichts ändern, 
obwohl er gerade über der-den Christen so heiligen 
Stätte einen Tempel zu Ehren der Aphrodite (Venus) 
erbaute. Vielleicht half dieser «Greuel an heiliger 
Stätte» dem Gedächtnis und Erinnerungsvermögen der 
Christen sogar nach. 
Dreihundert Jahre lang wurde die Kirche im Römer- 
reich unterdrückt und verfolgt. Die grosse Wende kam 
durch Kaiser Konstantin I. Nach seinem Sieg an der 
Milvischen Brücke (312) bekannte er sich offen zum 
christlichen Glauben. Die Taufe empfing er allerdings 
erst auf dem Sterbebette. Nachdem er mit seinem Sieg 
über Licinius (324) die Alleinherrschaft im Römischen 
Reich erlangt hatte, nahm er die Kirche unter seine 
Fittiche — nach unsern heutigen Begriffen, nur allzu 
sehr. Bleibende Zeichen seiner Hinwendung zum Chri- 
stentum sind die Kirchenbauten, die er errichten liess: 
in Trier, in Rom (Lateran- und Peterskirche), Bethlehem, 
und eben auch die Grabeskirche in Jerusalem. 
Konstantins Hofgeschichtsschreiber und Biograph 
Bischof Eusebios v. Cäsaräa, berichtet, wie der Kaiser 
326 befahl, das Heilige Grab «für alle sichtbar zu 
machen», «ein Bethaus um die heilbringende Höhle zu 
bauen» und diese «als Haupt des Ganzen freigebig mit 
ausnehmend feinen Säulen und grosser Pracht auszu- 
schmücken». 
Die Grabeskirche Konstantins muss ein gewaltiges 
Bauwerk gewesen sein, vermutlich von der doppelten 
Grösse der heutigen Anlage. Von Osten her betrat man 
durch ein geräumiges Atrium die fünfschiffige Basilis, 
Martyrion genannt. An diese schloss sich, von Säulen 
umgeben, ein offener Hof an mit dem Golgotha-Felsen. 
Dieser war mit silbernen Schranken umgeben. Über 
ihm stand unter einem Baldachin ein Votivkreuz. Dieser 
offene Hof wurde im Westen abgeschlossen von der 
Kapelle, die das Grab Jesu umschloss, der sogenann- 
ten Anastasis (= Auferstehung). Dies ist der Ort, wo Zeit 
2N9 
KAISER KONSTANTIN 
ERBAUT DIE 
GRABESKIRCHE
	        

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