Schule des Aufblicks zu Gott, unserem Schöpfer,
bedürfe. Sie legte infolgedessen sowohl in der Familie,
als auch im Religionsunterricht und in den Schulen
grössten Wert auf das tägliche Gebet. Im Katechismus
des Bistums Chur aus dem Jahre 1912 sind dem Kapi-
tel «Gebet» über 30 Fragen gewidmet. Die Schulkinder
wurden im Unterricht und in der Christenlehre angehal-
ten, die Unterlassung der täglichen Gebete zu
beichten.
Das Vaterunser, das Ave Maria, das Glaubensbekennt-
nis, das Morgengebet, der Engel des Herrn, das Tisch-
gebet, das Abendgebet, die Gebete zu den Heiligen,
vor allem zur Mutter Gottes und zum Schutzengel, das
Rosenkranzgebet, der Elternsegen und manche andere
Familiengebete, das Schulgebet sowie das Kreuz in
Familie und Schule hatten Heimatrecht.
Eltern und Lehrer, vor allem aber die Pfarrherren und
Klosterschwestern versuchten, das geistliche Erbe
ihrer christlichen Ahnen ihren Schutzbefohlenen auf
den Lebensweg mitzugeben. Den stärksten Einfluss
auf die Pflege des Gebetes in der Familie übten zweifel-
1os aber die Mütter, Grossmütter und Tanten aus. Sie
hatten die Kinder vor allem im Vorschulalter um sich
und beteten mit ihnen morgens, am Tisch und abends,
wenn sie zu Bett gebracht wurden.
Es folgt nun eine Auswahl von Gebeten, die vor 60
Jahren und früher im wiedergegebenen Wortlaut gebe-
tet wurden:
GRUNDGEBETE
Das Kreuzzeichen ‚
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen
Geistes. Amen.
Das Vaterunser (Gebet des Herrn)
Vater unser, der du bist in dem Himmel.
Geheiliget werde dein Name.
Zukomme uns dein Reich.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf
Erden.
Gib uns heute unser tägliches Brot.
Und vergib uns unsere Schulden,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns vor dem Übel. Amen.
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