Volltext: Festgabe für Alexander Frick zum 75. Geburtstag

«Mahden machen», oder höggerla «Haufen machen» 
oder gar hianzna «Heu an Heinzen hängen». Wenn das 
Heu trocken war, machte man a Dbiata «grosse 
Heuschwade», dann ging es ans /ada «laden», wo der 
lader zunächst die /äätera «Wagenleitern» volla machte, 
die andern mussten ufigee «hinaufgeben» mit der 
ladgabla «Ladegabel». Der /ader machte zuerst den 
eggwösch «Eckwisch» und schichtete das Heu schön 
auf, damit das fuader nicht schelb «schief» wurde. Am 
Schluss musste man noch den wesbom festbinden mit 
der winda am Hinterwagen, dann ahareha «herabre- 
chen» und das Restheu, die zemmareheti, auf den 
Wagen werfen, dann fuhr man nach Hause. Ebenso 
differenziert waren die Benennungen der Hanfbearbei- 
tung, der Holzarbeit, der Alpwirtschaft oder des 
althergebrachten Weinbaus und der dabei verwendeten 
Geräte. Die modernen Berufe sind gewiss auch vielfältig, 
man hat ungleich mehr Geräte als früher, aber keine oder 
nur wenig Wörter dafür. 
ALTER DEUTSCHER WORTSCHATZ 
IN DER MUNDART 
A. Frick hat in seinem genannten Beitrag auch mit Recht 
darauf hingwiesen, dass in der Mundart «viel altes 
Sprachgut, das die Hochsprache nicht übernahm», 
weiterlebt (Seite 16) und dafür Beispiele gebracht, so 
reera «weinen» (mhd. r&ren, schriftdeutsch noch bewahrt 
im Wort «röhren» der brünstigen Hirsche), kchiba 
«schimpfen» (mhd. kiben, schriftdeutsch noch in der 
niederdeutschen Lautung «keifen»), beldera «Zahn- 
fleisch» (mhd. bilern) und einige andere. 
Wir haben schon in der Lautlehre viele Beispiele dafür 
gebracht, bei der Zuordnung der Beispiele musste immer 
auf das Mittelhochdeutsche zurückgegangen werden, da 
die Mundart den Lautstand vor der Entwicklung der 
Schriftsprache bewahrt. So unterscheidet man immer 
noch wääss «(ich) weiss» und wiss «weiss (Farbe)», wo 
man in der Schriftsprache nur e/ schreibt, oder /ääb «Laib 
(Brot)» und /ib «Leib (Körper)», sääta «Saite (der Geige)» 
und sitta «Seite», rääf «Reif (Fass)» und rif «reif», 
schääta «Hobelspäne» (mhd. scheite) und schitt 
«Scheit» (mhd. schit). Das Wort «Lehm» heisst /ääm, da 
es auf mhd. /eim zurückgeht, davon wird der /iim «Leim» 
(mhd. /im) lautlich unterschieden, oder /ääd «leid», 
vertlääda «verleiden» von /iida «leiden», mhd. /eid bzw. 
liden, im Schriftdeutschen beidemale ei , ebenso bei 
wääd («Vieh-)Weide» gegenüber wida «Weide (Pflan- 
Ze)». 
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