weist, wenn es ans Zügeln geht. Vor 50 Jahren war die
Sache etwas spannender. Wir wussten nur, dass für uns
eine Wohnung auf dem Krummenacker zu Mauren bereit-
stand, mehr nicht. Hätte man damals schon Vorhänge ge-
kannt, die Frauen wären darob verzweifelt. Immerhin
kannte man den Krummenacker von Spaziergängen in die
Gegend von St. Corneli. Heute würde man sagen, die Woh-
nung befinde sich an bevorzugter Wohnlage.
Auch die besagte Wohnung, welche die Zollverwaltung
mit Hilfe der Orts- und Landesbehörden für uns requiriert
hatte, war nicht so übel. Man hatte ein Dach über dem
Kopf, eine Stube, eine Küche und zwei Schlafkammern.
Geheizt wurde nur die Stube, über ein Ofenloch in der
Küche, Diese selbst war mit einem Holzkochherd mit kup-
fernem Wasserschiff ausgerüstet. Damit war für Frühling
und Sommer auch schon für Freizeitbeschäftigung und
Wettkämpfe im Holzspalten gesorgt.
Soweit so gut. Mit dem Wasser stand es indessen etwas
schlimmer. Der Wasserhahn in der Küche wurde von einer
Zisterne etwas oberhalb des Hauses gespeist. Meistens lief
es nur spärlich und schmeckte oft etwas komisch. Die Er-
klärung dafür fand sich eines Tages, als wir feststellten,
dass nebst einem dünnen Rinnsal einer mageren Quelle das
Regenwasser hineinfloss, und mit ihm auch Jauche, welche
der Nachbar auf seine Wiesen schüttete. Diese Entdeckung
nötigte uns hinfort, das Koch- und Brauchwasser am Dorf-
brunnen zu holen. Ganz ähnlich ging es uns auch in einer
zweiten Wohnung, welche nur einen Pumpbrunnen in der
Küche besass. Dieser gab als Dreingabe zum schlechten
Wasser auch tote Mäuse und anderes Getier her.‘ Zum
Glück hatten wir eine nette Nachbarsfamilie, welche_uns
mit dem Kaffeewasser versorgte. Sie hatte eine eigene Quelle
und galt schon deswegen als reich, denn mit dem Wasser
war es damals im Liechtensteiner Unterland schlecht be-
stellt. Die Unterländergemeinden erhielten erst viele Jahre
später ein Trink- und Löschwassernetz, auf Initiative und
mit namhafter Unterstützung des Landesfürsten Johann.
Nur wer die Verhältnisse kannte, begreift, weshalb diesem
Monarchen der Beiname «der Gute» mit Überzeugung
gegeben wurde.
Die Abgabe eben dieses Kaffeewassers vermittelte die
engeren Kontakte zu den nächsten Nachbarn und schliess-
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