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Regierung führen konnte, bis der junge König alt und gereift genug
war, die Zügel der Regierung selbst in die Hand zu nehmen.
Er bedurfte eines Mannes, der in den großen Geschäften der
Welt die Erfahrung des Alters früh genug sich angeeignet hatte,
uns noch die Energie des Mannes zu besitzen und auch im
Stande zu sein, die bevorstehenden Beschwerden zu ertragen.
Gewiß fand sich in Wien damals keine Persönlichkeit,
die nichr geeignet gewesen wäre, den Wünschen des Kaisers und
der Sachlage zu entsprechen, als der Fürst Anton Florian, keine,
die zugleich mehr Hingebung und guten Willen mitgebracht hätte.
Der Fürst war damals 47 Jahre alt, erfahren in der Diplo
matie, kundig der großen politischen Verhältnisse Europas, ein
vollendeter Hofmann. An den Erzherzog knüpfte ihn bereits ein
langjähriges und inniges Verhältniß, das nur die Gefahr bot, was
ihm auch später vorgeworfen wurde, als Minister dem Könige
gegenüber den ehemaligen Ajo nicht vergessen zu können.
Es konnte daher die Wahl auf keinen Andern fallen. Wie
seine Aufgabe von Seite der kaiserlichen Familie aufgefaßt wurde,
und wie sehr ihm deren Vertrauen entgegen kam, geht aus
vielen Briefen hervor, denen nur ein paar Stellen entnommen
sein mögen. Am 20. September 1704 schreibt ihm Kaiser-
Leopold: „Allein in hoc rerarn statu muß man etwelche Fehlcr
dissimuliren und die anderen mit Geduld tragen, welches, wie
ich nicht zweifle, ihr mit derjenigen Lieb' und Affection thun
werdet, die ich allezeit vor mich und die meinigen an euch ver
spüret, und dieses ist so zu sagen die Bataglia, wozu euch euer
Ehr und die absonderliche Confidenz, die ich in eure Person
habe, vor der ganzen Welt exponiret."
Ein Brief vom nachherigcn Kaiser Joseph vom 4. No
vember 1703') beginnt so: „Weilen ich nit weiß, ob ich noch
') Liechtenst. Archiv in Butschovitz. Die Corresponden; des Fürsten
Anton Florian aus Spanien, in vielen Hunderten Originalbriefen und Con
cepten bestehend, ist mit Vollständigkeit im Liechtensteinischen Archiv erhalten.
Daraus beruht unsere Darstellung.
Falke, Liechtenstein. III. Bd.
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