6
stützt, der vergebens persönlich auf den Papst einzuwirken suchte.
Dieser, halsstarrig gemacht durch die französische Partei, ver
weigerte jede Genugthuung und gab vor, um Zeit zu gewinnen,
daß er die Sache an das Collegium der Cardinäle bringen
müsse. Der Fürst lebte dagegen in Intimität mit den spanischen
Cardinälen, allein, obwohl der Kaiser mit seinem Betragen sich
vollkommen zufrieden erklärte, vermochte er doch nichts durchzu-
setzen; er ersuchte nur den Kaiser, bei seinen Prärogativen zu
bleiben; zu hoffen und zu erwarten sei nichts, so lange dieser
Papst lebe. Es dauerte auch nicht lange. Schon am 23. Juli
1690 schreibt der Fürst'), daß der Papst jeden Tag sterben könne.
Indeß lebte er noch bis zum 1. Februar 1691. Er hatte in
seiner kurzen Regierung eben nur Zeit gehabt, für seine Familie
zu sorgen, und er hatte die Zeit auch nicht verloren.
Fürst Anton Florian hatte indeß Erfahrungen genug
gemacht, um mit seiner Stellung und seiner Aufgabe unzufrieden
zu sein. Es behagte ihm nicht „an diesem arglistigen und
falschen Hofe", wo die Geschäfte so äußerst schwierig seien. Er
war zudem, seiner Stellung Achtung zu verschaffen, zu einem
Aufwande gezwungen, der sein eigenes Vermögen stark in An
spruch nahm. Und seine Einkünfte waren damals keineswegs
bedeutend. Die Einkünfte aus seinem ostfriesischen Capital seien
ganz unwichtig, so schreibt er, und von seinen Herrschaften in
Böhmen bekomme er fast nichts'^). Die Schwierigkeit in Bezug
auf die ostfricsischen Gelder wird durch einen Brief des Grafen
Thurn vom 23. Juli 1690 bestätigt. An diesen hatte sich der
Fürst mit der Frage gewendet, was er thun solle. Er hatte zu
seiner Ausstattung 2000 römische Scudi erhalten und empfing
vom Wiener Hofe in seiner Stellung als außerordentlicher Ge
sandter monatlich 1000 Gulden. Das aber war nur der vierte
Theil des Erforderlichen. Der Graf antwortete ihm in dem
') An den Grafen Maximilian Thurn. Archiv in Butschovitz.
2 ) Schreiben an Graf Maxinnlian Thurn ääo. Rom, 4. Juli 169d