Volltext: Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein

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Sowie in Wien die Ankunft der Königin bekannt wurde, 
legten alle Frauen ihre schönsten Kleider an, und Ulrichs Herz 
erfüllte sich mit Freude, als er alle Gassen von ihnen besetzt 
fand und sich so wohl von ihnen empfangen sah. Vor der 
Herberge empfing ihn bereits Hadmar von Kuenring mit einer 
ritterlichen Schaar und eröffnete einen Buhurt vor dem Hause, 
welchem Ulrich in Frauenkleidern vom Balkon aus zusah. Des 
Abends rief er noch einmal den Boten zu sich, ließ sich auf's 
neue erzählen, was derselbe zu berichten hatte, befragte ihn 
wegen des Turniers zu Neuburg, das er nach beendigter Fahrt 
veranstalten und wo er mit allem möglichen Glanze und fünfzig 
Rittern in seinem Dienst auftreten wollte, und sandte ihn dann 
wiederum zu seiner Dame, sic um ein Kleinod für das Turnier 
zu bitten. 
Am nächsten Tag begann alsbald ein großes Stechen, 
nachdem Ulrich vorher die Messe gehört hatte. Er hatte sich 
nach Ritterweisc wohl gewappnet, aber über den Harnisch ein 
weißes, gefaltetes Röcklein angelegt, darüber einen drei Finger 
breiten Gürtel gethan und ein breites Heftlein an die Brust 
gesteckt. Dann ließ er die Posaunen blasen, daß der Klang 
durch die Stadt erscholl und alle Ritter zogen zu ihm. Darnach 
bestieg er sein mit silberweißer Decke geschmücktes Roß, ließ 
dreißig silberfarbene Speere mitnehmen, deckte sein Gesicht mit 
einem Schleier, durch den er aber gut hindurchsehen konnte, 
und verließ dann die Herberge, geleitet von seinem Kämmerer 
Wolfker von Gors, der sein Pferd, am Zaum führte. So zog 
er durch die Stadt mit hundert Rittern, die alle wohl ge 
wappnet und gekleidet waren, auf schönen Pferden saßen und 
ritterlichen Muthes sangen und ihre Freude kund gaben. In 
den Straßen war ein großes Volksgedränge, und alle Balköne 
und Fenster waren mit schönen Damen gefüllt, welche die 
Königin begrüßten. 
So kam er auf das Feld, wo ihn schon der ritterliche 
Domvogt erwartete, mit einem wehenden Schleier und einem
	        

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