Volltext: Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein

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da lenkte er seitwärts und folgte dem Boten, der ihn nieder 
knien hieß, denn solche Botschaft müsse man knieend empfangen. 
Er solle hochgemnth sein, sagte er ihm, seines Herzens Maien 
schein heiße ihn willkommen und heiße ihn grüßen minniglich, 
denn sie sei gerührt und fühle sich geehrt und gehöht durch 
das, was er in ihrem Dienste gethan, und zum Zeichen dessen 
sende sie ihm einen Ring, den sie zehn Jahre an ihrer Hand 
getragen habe. Als Ulrich den Ring empfing, knieete er auf's 
neue und küßte ihn wohl hundertmal; der Ring, sagte er, 
gebe ihm hohen Muth und tröste und entschädige ihn für all 
sein Trauren. So hochgehoben in seiner Stimmung ritt er, 
nachdem er noch zehn Speere mit Wülfing von Horschendorf 
verstochcn hatte, freudigen Muthes nach Wien, in schöner 
Frauenkleidung und begleitet von achtzig Rittern. 
Ans der Straße vor Wien kam ihm zum Empfange sein 
neuer Marschalk, der ritterliche Domvogt von Regensburg, ent 
gegen; der führte ein Banner vor sich her, roth und weiß 
senkrecht getheilt, dann fünfzig Schützen mit hochgehobenen 
Armbrüsten, vor ihnen noch fünfzig schnelle Laufpferde, deren 
jedes einen türkischen Sattel trug, und fünfzig wohlgekleidete 
Knappen, zwei bei zwei; dann kamen ein zweites Banner und 
abermals fünfzig Pferde mit fünfzig neuen Schilden, hinter 
denen man dreihundert Speere führte. Dieser glänzende Zug 
zog an der Königin vorüber und die Knappen verneigten 
sich schweigend; dann erschienen fünfzig Ritter in grünen 
Röcken, die Königin zu begrüßen, und hinter ihnen erst der 
Domvogt selbst, im scharlachrothen Mantel und grünem Rock, 
in. welchen manches Thierbild von Gold eingewirkt war; 
auf dem Haupt trug er einen Hut von Pfauenfedern, mit 
Perlen reich geschmückt. Als er die Königin begrüßt und ihr 
seine Dienste als Marschalk angetragen hatte, ritt er wieder 
zurück in die Stadt, um seines Amtes zu warten und ihr 
Quartier zu bereiten, dazu sich auch die reichsten Bürger ver 
stehen mußten. 
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