364
Diejenigen Stiftungen, welche vor allem das Andenken
der Herzogin Therese von Savoyen lebendig erhalten haben,
sind die savoyischc Rittcrakademie, das savoyische adelige Damen
stift und daneben die Canonikate bei St. Stephan.
Von dieser letzteren als der mindest wichtigen Stiftung
zuerst zu sprechen, so waren vor Zeiten der Canonikate bei
St. Stephan vierundzwanzig gewesen; die Einkünfte hatten aber
nicht ausgereicht, um sie alle standesgemäß zu erhalten. Die
Zahl der Domherren war daher auf vierzehn zurückgegangen,
welche wieder dem Dienst nicht genügen konnten >). Die Her
zogin Theresia vermehrte die Zahl durch ihre Stiftung wieder
auf achtzehn. Da aber keine Canonikate für den hohen Adel
bei St. Stephan existirten, so bestimmte sie, daß die neuen
vier Domherren nur aus dem Herrenstande Oesterreichs sein
sollten, und daß sie zum Beweise bis zu einem gewissen Grade
eine Ahnenprobe beizubringen hätten. Das Recht der Präsen
tation wurde ihrem Universalerben, dem jedesmaligen Regierer
des Hauses Liechtenstein, übertragen. Jedem ihrer Domherren
bestimmte sie jährlich die Summe von 3000 Gulden und außer
dem in allem für die Herstellung ihrer Wohnungen 12.000 Gul
den. Der Stiftbrief datirt Wien den 8. August 1769. Später
nach ihrem Tode wurden zwischen ihrem Erben, dem Fürsten
Franz Joseph, uub dem Erzbischof Migazzi von Wien einige
Veränderungen in den Modalitäten vereinbart und mit der
ganzen Stiftung von der Kaiserin Maria Theresia am 19. Ja
nuar 1773 bestätigt-).
Die savoyische Ritterakadeiuie stiftete die Herzogin Theresia
bereits im Jahre 1749 und ließ für dieselbe ans der Laimgrube
das Gebäude (das savoyische Stift) neu aufführen. Da aber
noch verschiedene Verhandlungen geführt wurden, zum Theil
mit der Stadt, zum Theil mit den Landständen, die Stiftnngö-
>) Beschreibung der Metropolitankirchc St. Stephan, 182.
2 ) Liechtenst. Archiv.