Volltext: Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein

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Palast zu krönen. Martinelli ließ Jnnenhof und Kuppel weg 
und gewann Leben und Bewegung durch Vor- oder Zurücktreten 
der Mitte und der Seiteutheile, nebst Hinzufügung von Arkaden 
und Veranden auf den Seiten. Die Vordersa^ade stellt sich in 
grandioser Einfachheit dar, die Mitte sehr wenig vorspringend, 
nur mit ihrem Gesims das Hauptgesims durchbrechend, aber die 
große mit fünf Bogen offene Halle oder Durchfahrt macht die 
Wirkung ebenso malerisch wie großartig. Ueberhaupt ist alles 
in diesem Sinne gehalten: die zwei gleichen, überaus breiten 
Treppen aus rothem Salzburger Marmor, die zu beiden Seiten 
des Vestibüls in das erste oder Hauptgeschoß hinaufführen, die 
Riesenhalle, von gewaltigen Halbsäulen und Nischen umgeben, 
durch beide Geschoße sich erhebend und mit einem Spiegelgewölbe 
von außerordentlicher Spannweite überdeckt, dahinter die Säle 
und Gemächer, hoch, luftig, mit Marmorkaminen und marmor 
nen Thürfassungen. Alles ist in so großartigen Verhältnissen 
gedacht, daß es einem heutigen Architekten gar nicht in den Sinn 
kommen würde, mit ihnen zu rechnen, noch einem Bauherrn, in 
ihnen zu leben. Das Gebäude war aber als Sommerpalast 
gedacht und erbaut und nicht als Bildergalerie, wozu es seit 
dem Anfange dieses Jahrhunderts gemacht worden. 
Das große Vestibül oder die als Durchfahrt dienende 
Halle, sowie die Plafonds der nach dem Garten zu gelegenen 
gewölbten Gemächer des Erdgeschosses und, wie es heißt, auch 
die Decken der beiden Stiegenhäuser ließ der Fürst durch den 
Maler Johann Rottmayer ausmalen. Derselbe, geboren in 
Laufen, war ein Schüler Karl Loth's, malte später in Salzburg 
und wurde darnach in Wien Hofmaler Josephs I. und Karls VI. 
Seine frischen, farbenreichen Fresken mythologischen Inhalts er 
innern an die Schule, aus welcher er hervorgegangen. Diejeni 
gen, welche er in dem Noßauer Palaiö für den Fürsten Liech 
tenstein ausführte, sind fast sämmtlich noch wohl erhalten, selbst 
die in der offenen Halle. Nur diejenigen im Stiegenhause sind 
verschwunden oder heute zugedeckt unter den großen Gemälden 
Falke, Liechtenstein. II. Bd. 22
	        

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